Parlamentskorrespondenz Nr. 401 vom 03.05.2006

Jozefina Topalli im Gespräch mit Nationalratsabgeordneten

Wien (PK) – Am Nachmittag trafen die Präsidentin der Versammlung der Republik Albaniens Jozefina Topalli im Parlament mit Mitgliedern des EU-Unterausschusses zu einer Aussprache zusammen. Begleitet wurde die Präsidentin vom Klubchef der demokratischen Partei Bamir Topi, vom Abgeordneten der sozialistischen Partei Qemal Minxhozi und vom Abgeordneten der christlich-demokratischen Partei Nikolle Lesi. Ihre Gesprächspartner auf österreichischer Seite waren der Obmann des EU-Unterausschusses, Abgeordneter Werner Fasslabend, F-Abgeordneter Anton Wattaul und die G-Mandatarin Heidemarie Rest-Hinterseer.

Präsidentin Jozefina Topalli gab bekannt, dass sie sich heute mit NR-Präsident Khol getroffen habe, und zeigte sich erfreut über dessen Aussagen. Sie gab einen kurzen Überblick über die aktuelle Situation in der "jungen Demokratie" Albanien und erinnerte an die Wahlen im letzten Jahr. Premierminister Sali Berisha, "ein von allen geschätzter Politiker", habe der Korruption, dem Schmuggel und der organisierten Kriminalität den Kampf angesagt; dass es schwer sein werde, die Korruption zu bekämpfen, sei ihm bewusst, da es sie in vielen Bereichen gebe. Laut einem Bericht der Weltbank sei in Albanien die Korruption 2004 um 400 % höher gewesen als 1996. Die Zusammenarbeit mit den anderen Parteien gestalte sich schwierig. Abgeordneter Werner Fasslabend meinte hiezu, es gelte, an den Beziehungen zueinander zu arbeiten; Albanien sollte trotz aller Differenzen zwischen Regierungs- und Oppositionsparteien – die gebe es auch in Österreich - versuchen, Schritte in Richtung einer besseren Kooperation und Partnerschaft zu setzen. Nur innere Stabilität wirke sich positiv auf die Wirtschaftsentwicklung aus.

Im weiteren Verlauf wurde nicht nur die aktuelle Situation im Kosovo, in Mazedonien sowie in Serbien und in Montenegro kurz angerissen, sondern auch Themen wie die "verlorene Tradition in den Dörfern" und die Situation der Frauen in Albanien wurden angeschnitten. Die Präsidentin gab zu, dass Dörfer verlassen wurden, weil man hoffte, in der Nähe des Meeres bessere Chancen zu haben, das bedeutet für sie aber nicht, dass die Menschen nicht mehr in ihre Dörfer zurückkehren werden. Die Frauen in Albanien sind emanzipiert, erklärte sie, kennen ihre Rechte gut und sind in der Politik vertreten. Die Albaner akzeptieren Frauen in der Politik; nach einem geänderten Wahlsystem werde es vermehrt Frauen in politischen Funktionen geben, zeigte sich Topalli überzeugt.

Abgeordneter Fasslabend gab gegenüber den Gästen bekannt, dass am 22. und 23. Mai im Parlament eine COSAC-Konferenz stattfinden werde, die sich auch dem Thema Westbalkan und europäische Nachbarschaftspolitik widmen wird. Hierzu werden Außenkommissarin Ferrero-Waldner und Sonderkoordinator des Stabilitätspaktes für Südosteuropa Erhard Busek referieren. Im Rahmen der COSAP sei auch Albanien eingeladen, einen Repräsentanten zu entsenden.

Morgen, Donnerstag, werden die albanische Parlamentspräsidentin und ihre Delegation mit Mitgliedern des Außenpolitischen Ausschusses unter dem Vorsitz von S-Abgeordnetem Peter Schieder zu einer Aussprache zusammentreffen. (Schluss)

HINWEIS: Fotos von diesem Besuch finden Sie – etwas zeitverzögert – auf der Website des Parlaments im Fotoalbum : www.parlament.gv.at