Parlamentskorrespondenz Nr. 777 vom 25.09.2008

Prammer: Noch große Hürden bis zur Gleichstellung Homosexueller

Jubiläum zum zehnjährigen Bestehen von austrian gay professionals

Wien (PK) – Die Präsidentin des Nationalrats, Barbara Prammer, lud heute anlässlich des zehnjährigen Bestehens von "agpro – austrian gay professionals" – zu einer kleinen Feier ins Palais Epstein.

Der Verein agpro richtet sich an schwule und bisexuelle Führungskräfte und UnternehmerInnen und hilft seinen Mitgliedern in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung. Ziel ist es darüber hinaus, Veränderungen in der Gesellschaft zu bewirken, die zu einer Akzeptanz und Gleichstellung gleichgeschlechtlich liebender Menschen führen. All diese Tätigkeiten werden durch ein umfassendes Netzwerk unterstützt. Als Schwerpunkte von agpro skizzierte dessen Präsident Manfred Wondrak die Unterstützung der Forschung im Bereich Homosexualität, die nationale und internationale Vernetzung und die Förderung von Diversity-Projekten zur Enttabuisierung von Homosexuellen am Arbeitsplatz.

Nationalratspräsidentin Barbara Prammer betonte, es sei ihr ein besonderes Anliegen, Organisationen ins Parlament einzuladen, die sich für gleiche Chancen homosexueller Menschen einsetzen. Es seien aber noch große Hürden zu bewältigen, bis die völlige Gleichstellung erreicht ist. Das Parlament sei der richtige Ort, Offenheit zu zeigen, gemeinsam nachzudenken, wo die Perspektiven liegen, und die Möglichkeit zu bieten, aufeinander zuzugehen. Prammer würdigte die Arbeit von agpro, zumal sich diese auf das Gebiet Wirtschaft konzentriert, ein Feld, das für Homosexuelle nicht typisch sei.

Auch Abgeordnete Ulrike Lunacek meinte, agpro habe einen großen Anteil daran, dass sich schon vieles geändert hat. Das Diversity-Konzept hätten schon viele nationale und internationale Betriebe als fixen Bestandteil in ihre Unternehmenspolitik integriert. Sie hätten erkannt, dass Angst das schlechteste Konzept darstelle. Diversity trage dazu bei, dass alle ihre Talente entfalten können, ohne diskriminiert zu werden.  

Moderiert wurde die Veranstaltung von Heide Schmidt, die an die Verantwortung der ParlamentarierInnen im neu gewählten Nationalrat appellierte. Sie hoffte auf eine baldige gesetzliche Gleichstellung Homosexueller und meinte, in einer Gesellschaft könne man sich nur wohlfühlen, wenn homosexuelle und bisexuelle Menschen nicht mehr diskriminiert werden.

Das Jubiläum bot auch den geeigneten Rahmen für die Verleihung des 5. agpro-Förderpreises. Er ging an Claudia Spring für ihren Aufsatz "...völlig unter dem Eindruck der Todesstrafe. 'Freiwillige Entmannung' nach dem nationalsozialistischen Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses".

Einen weiteren Preis erhielt Martin Lücke für seine Dissertation "Ein lichtscheues Treiben. Männliche Prostitution in Deutschland im Kaiserreich und in der Weimarer Republik".

Claus Bender wurde ein Stipendium für sein Dissertationsvorhaben "Bildung in der Medienwelt? Eine biographieanalytische Studie zu Lern- und Bildungsprozessen bei Homosexuellen im Internet" zuerkannt.

Die Preisverleihung nahm Tatjana Oppitz, Director of Public Sector CEEMEA, IBM vor, die die Bedeutung des Diversity-Managament in ihrem Unternehmen kurz erläuterte. Die Laudationes für die einzelnen PreisträgerInnen wurden von Astrid Fellner (Universität Wien), Rainer Bartel (Johannes Kepler Universität Linz) und Helmut Barak (Vorstandsmitglied der agpro) gehalten. Grußbotschaften kamen von Bundespräsident Heinz Fischer und Wissenschaftsminister Johannes Hahn.

Für die musikalische Umrahmung sorgten Max Prodinger (Gesang), Maximilian Schöner (Violine) und Bianca Andrea Calinescu (Klavier).

(Schluss)

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie – etwas zeitverzögert – auf der Website des Parlaments im Fotoalbum : www.parlament.gv.at