Parlamentskorrespondenz Nr. 751 vom 11.10.2013
Verleihung des Wissenschaftspreises der Margaretha Lupac-Stiftung
Wien (PK) – Nationalratspräsidentin Barbara Prammer begrüßte heute Abend im Hohen Haus ein ebenso zahlreiches wie prominentes Publikum zur Überreichung des Wissenschaftspreises der Margaretha Lupac-Stiftung an die diesjährigen PreisträgerInnen. Wolfgang Mantl und Sieglinde Rosenberger erhielten den Preis für ihr wissenschaftliches Gesamtwerk. Robert Luft wurde für seine umfassende Arbeit über die tschechischen Mandatare im Abgeordnetenhaus der österreichisch-ungarischen Monarchie ausgezeichnet.
Sie freue sich, dass wieder hervorragende Beispiele der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Herausforderungen und Schwächen, aber auch den Chancen und Stärken der parlamentarischen Demokratie und ihren Institutionen in Österreich ausgezeichnet werden können, unterstrich Prammer. Das sei ganz im Sinne der Intentionen von Margaretha Lupac. Lupac wollte vor dem Hintergrund ihrer eigenen Lebenserfahrung die Wertschätzung der parlamentarischen Demokratie fördern, weshalb sie das Parlament als Erben ihres Vermögens eingesetzt hat. Das habe es erlaubt, einen Demokratie- sowie einen Wissenschaftspreis einzurichten, erläuterte die Nationalratspräsidentin.
Die PreisträgerInnen
Die Laudatio auf Robert Luft, der für sein Buch "Parlamentarische Führungsgruppen und politische Strukturen in der tschechischen Gesellschaft. Tschechische Abgeordnete und Parteien des österreichischen Reichsrats 1907-1914" mit dem Preis bedacht wurde, hielt Universitätsprofessor Oliver Rathkolb. Es sei eine umfangreiche und methodisch überzeugende Arbeit, mit der Luft die politische Karriere von insgesamt 163 Abgeordneten des Reichsrats in einer kollektiven Biographie darzustellen und zu analysieren verstanden habe. Rathkolb sah es als besonders wichtigen Aspekt der wissenschaftlichen Tätigkeit Lufts an, dass er dazu beitrage, vergessene Aspekte der tschechischen Geschichte in Erinnerung zu rufen und das Verhältnis zwischen deutschsprachiger und tschechischer Wissenschaft zu verbessern.
Juryvorsitzender Manfried Welan würdigte den wissenschaftlichen Werdegang der Politikwissenschafterin Sieglinde Rosenberger, die an der Universität Wien lehrt. Sie habe in ihrem umfangreichen Werk nie die Benachteiligten der Gesellschaft aus den Augen verloren, sagte er und wies darauf hin, dass sie sich mit Fremdenpolitik und Migration, aber auch Gender-Aspekten der Politik, Partizipationsmöglichkeiten als auch mit Wahlen und Wahlrecht beschäftigt. Welan charakterisierte Rosenbergers wissenschaftlichen Stil als sachlich und engagiert. Er hob ihre Fähigkeit zu klarer Argumentation und differenzierter Diskussion hervor, mit der sie auch Kreise über die akademische Welt hinaus anspreche. Damit sei sie zur Politologin der Zivilgesellschaft geworden, sagte Welan.
Universitätsprofessor Gerald Stourzh hielt die Laudatio auf Wolfgang Mantl, der sich seit den 1960er Jahren kontinuierlich mit der Erforschung unterschiedlichster Aspekte österreichischer Politik befasst. Er griff aus der Karriere des "liberalen Konservativen" Mantl einige Aspekte heraus. Mantl hat zahlreiche Gastprofessuren wahrgenommen, Funktionen auf Bundesebene, etwa im Wissenschaftsrat, ausgeübt und einen wichtigen Beitrag zur Reform der steirischen Landesverfassung geleistet. Er hat auch grundlegende Werke zur historischen Entwicklung von Demokratiemodellen und zur Politik der zweiten Republik vorgelegt. Schon früh habe er vor der Bedrohung gewarnt, welche die "Politikabsenz" und der Rückzug weiter gesellschaftlicher Schichten ins Private für Demokratie und Politik darstellten, so Stourzh.
An die Laudationen schlossen persönlich gehaltene Dankesworte der Geehrten an. Die stimmungsvolle Umrahmung der Feier erfolgte durch die Musiker Andrej Prozorov und Christian Bakanic.
Die Margaretha Lupac-Stiftung
Die 1999 verstorbene Margaretha Lupac hat dem Parlament für eine gemeinnützige Stiftung insgesamt 1,5 Mio. € hinterlassen. Daraus werden ein Demokratie- und ein Wissenschaftspreis des Parlaments finanziert. Der Wissenschaftspreis der Margaretha Lupac-Stiftung, der alternierend mit dem Demokratiepreis der Stiftung alle zwei Jahre vergeben wird, ist mit 15.000 € dotiert. Er kann auf bis zu drei Personen aufgeteilt werden. Ausgezeichnet werden Arbeiten, die das Verständnis für die Grundlagen, die Funktionsweise und die Grundwerte der österreichischen Republik fördern und die dazu beitragen, die Bedeutung von Toleranz im Diskurs über Fragen der Politik, Kunst und gesellschaftlichen Entwicklungen zu vermitteln. (Schluss) sox
HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie im Fotoalbum auf www.parlament.gv.at.