Parlamentskorrespondenz Nr. 186 vom 01.03.2022
Neu im Verfassungsausschuss
Wien (PK) – Gleichbehandlung, Transparenz und Objektivität sind Schlagworte, mit denen SPÖ, FPÖ und NEOS ihre Forderungen nach verfassungsrechtlichen Änderungen besetzen.
Gleichwertige Behandlung älterer Menschen
Gegen Altersdiskriminierung macht die SPÖ mit einem Initiativantrag auf Verfassungsänderung mobil (2279/A). Besonders im Bereich des Bank- und Kreditwesens würden Personen über dem 60. Lebensjahr aufgrund einer statistischen Ablebenswahrscheinlichkeit immer noch schlechter behandelt, kritisiert Christian Drobits (SPÖ), obwohl Menschen heute länger gesund und aktiv seien.
Außerdem hält die SPÖ die Pensionssicherungsbeiträge für überholt. Angesichts der nunmehrigen Berechnung bzw. gleichwertigen Erhöhung aller Pensionen auf Basis des Allgemeinen Pensionsgesetzes (APG) fehle die Begründung für diese Beiträge. Dennoch würden sie BeamtInnen im Ruhestand und ÖBB-PensionistInnen weiterhin automatisch von der Pension abgezogen, zeigt Dietmar Keck (SPÖ) auf und fordert, die Beiträge bis zur Höhe der ASVG-Höchstpension abzuschaffen (2243/A(E)). Eingeführt wurde der Pensionssicherungsbeitrag vor der Pensionsreform 2000, als Beamtenpensionen noch stärkere Erhöhungen erhielten als ASVG-Pensionen.
Transparente Postenbesetzung im öffentlichen Bereich
Mehr Transparenz bei Postenbesetzungen im öffentlichen Bereich fordern SPÖ und NEOS in ihren jeweiligen Anträgen. Konkret erwartet Jörg Leichtfried (SPÖ) für Funktionen, die die Bundesregierung gemäß dem Bundesverfassungsgesetz bestellt, verpflichtende öffentliche Hearings (2286/A(E)), abgehalten in einem ständigen Unterausschuss des Verfassungsausschusses des Nationalrats. Umfasst davon wären beispielsweise die Präsidentenämter im Verfassungs- und im Verwaltungsgerichtshof oder das österreichische Mitglied der Europäischen Kommission.
Für eine Reform des Ausschreibungs- und Bestellungsrechts im öffentlichen und staatsnahen Bereich generell macht sich Nikolaus Scherak (NEOS) stark (2260/A(E)). Derzeit würden im öffentlichen Dienst oft Bewerbungsverfahren umgangen, indem Begünstigte direkt einen Posten erhielten, skizziert er die Problematik und legt nach: abgesetzte Führungskräfte in der öffentlichen Verwaltung würden häufig mit hohem Gehalt aber ohne Funktion im Personalstand gehalten.
ORF-Berichterstattung entpolitisieren und objektivieren
Gegen politische Postenbesetzungen im ORF tritt Henrike Brandstötter (NEOS) auf, um jegliche Einflussnahme auf Berichterstattung und Programmstruktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auszuschließen (2261/A(E)). In diesem Zusammenhang ist ihrer Meinung nach auch der Publikums- und Stiftungsrat zu reformieren, sodass dessen Zusammensetzung nicht mehr einer parteipolitischen Logik folgt. Zudem seien Beteiligungen des ORF an Glückspielkonzernen zu verbieten.
Mangelhafte Unabhängigkeit macht auch die FPÖ bei den Programmen des ORF aus. Speziell stößt sich Christian Hafenecker (FPÖ) an Übertragungen von Inhalten zu COVID-19 bzw. der Impfung dagegen, die ganz im Sinne der Pharmaindustrie gehalten seien. Derartiger "Lobbyismus" müsse vom ORF leicht erkennbar vom übrigen redaktionellen Inhalt getrennt und mit einem Schriftzug während der gesamten Sendedauer gekennzeichnet werden, so Hafenecker (2335/A(E)). (Schluss) rei
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- 2279/A - Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG)
- 2286/A(E) - mehr Transparenz bei Postenbestellungen – verpflichtende öffentliche Hearings der Bewerber*innen für Funktionen, die die Bundesregierung gemäß dem B-VG bestellt
- 2335/A(E) - Kennzeichnungspflicht für Lobbyismus im ORF
- 2243/A(E) - Pensionssicherungsbeitrag bis zur Höhe der ASVG-Höchstpension abschaffen
- 2260/A(E) - Reform der Bestellungsverfahren im öffentlichen und staatsnahen Dienst
- 2261/A(E) - Entpolitisierung des ORF