Bundesrat Stenographisches Protokoll 624. Sitzung / Seite 37

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diese Aufgaben föderal besser als zentral zu lösen. Österreichs Berufsschulen sind laut diesem Bericht europaweit Spitzenausbildungsplätze.

Ein besonderes Anliegen für die Jugend in der Zukunft muß es sein, daß wir den Jugendlichen nach dem Lehrabschluß nicht als fertig ausgebildet betrachten, sondern jene, die sich während der Berufsausbildung als geeignet erweisen, intensiv zur Weiterbildung anregen.

In einer sich ständig verändernden Gesellschaft und Arbeitswelt ist es notwendig, daß ein großer Teil der Berufstätigen bereit ist, ein ganzes Leben lang zu lernen und ihre berufsspezifischen Ausbildungen entsprechend den Bedürfnissen anzupassen. Dazu ist es aber vor allem notwendig, daß die jungen Menschen auch in der Berufsschule das Lernen lernen. Denn alles wird nicht zur Verfügung gestellt: Viel an Informationen wird sich der junge Mensch – in der Zukunft mehr als heute – selbst beschaffen müssen, und das muß gelehrt werden.

Wie ich dem vorliegenden Bericht über die Berufsausbildung entnehme, sollen die Möglichkeiten, die Berufsschulen in die Organisation weiterführender Bildung zu integrieren, mit besonderer Intensität vorangetrieben werden. Nach meiner Auffassung muß auch die Wirtschaft bei der Lehrlingsausbildung in der Zukunft etwas umdenken. Der Lehrling wird in der Zukunft immer weniger als Arbeitskraft gesehen werden können. (Beifall bei Bundesräten von ÖVP und SPÖ.)

Deshalb wird es auch notwendig sein – wie Kollegin Moser bereits erwähnte –, neue Finanzierungsmodelle für die Lehrzeit zu überlegen. Wenn für die Hälfte der Jugend, die keinen Lehrberuf ergreift, der Staat bis zum 19. oder 20. Lebensjahr die Ausbildungskosten übernimmt, dann wird in der Zukunft auch die Öffentlichkeit einen großen Teil der dualen Ausbildung finanzieren müssen.

Nach der Koalitionsvereinbarung der Bundesregierung soll für Absolventen der dualen Ausbildung eine Berufsmatura geschaffen werden. Damit wäre die Berufsreifeprüfung neben der AHS- und BHS-Matura eine dritte Normalform zum Übertritt in eine höhere Ausbildung. Ich glaube, daß gerade diese Berufsmatura für das Image der Lehrlinge von besonderer Bedeutung ist.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wie ich bereits am Beginn meiner Ausführungen sagte, bin ich davon überzeugt: Wenn sich die österreichische Wirtschaft gut entwickelt, dann gibt es ausreichend Lehrstellen und Arbeitsplätze. Die wirtschaftliche Entwicklung ist aber nicht nur vom Können eines Volkes abhängig, sondern vor allem auch vom Wollen. Eine gute, positive psychologische Grundstimmung ist Voraussetzung für eine gute Wirtschaftsentwicklung. (Zwischenruf des Bundesrates Dr. Tremmel. ) – Lassen wir uns, meine Damen und Herren, nicht durch Miesmacher die Arbeit vergällen und unser Land versauen! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Österreich ist ein gutes Land – mit einem begnadeten Volk. Wir haben keine unlösbaren Probleme, und wir hier als Verantwortungsträger in diesem Lande haben die erste Aufgabe, die gute Botschaft hinauszutragen und dafür Sorge zu tragen, daß sich unser Land auch weiterhin gut entwickelt. Es heißt, der Glaube kann Berge versetzen. Gehen wir hinaus, meine Damen und Herren, und bringen wir den Menschen die gute Botschaft, dann wird sich unser Land in Zukunft gut entwickeln. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)

10.36

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Als nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mühlwerth. – Bitte.

10.36

Bundesrätin Monika Mühlwerth (Freiheitliche, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Wir diskutieren heute den Lehrlingsbericht von 1995. Der Bericht ist fast ein Jahr lang gelegen, bis er den Weg in den Unterrichtsausschuß des Nationalrates gefunden hat. Dort ist er im November 1996 behandelt worden. Fast ein weiteres halbes Jahr lang hat er den Weg in den Bundesrat suchen müssen, bis er endlich hierhergefunden hat.


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