Bundesrätin MMag. Elisabeth Kittl, BA (Grüne, Wien): Guten Morgen! Es geht um Frauengesundheit, Gendermedizin. Da ist auch das Gesundheitsministerium zuständig, aber ich frage Sie als Frauenministerin, als Sachverständige:

1942/M-BR/2023

„Welche Schwerpunkte setzen beziehungsweise planen Sie im Bereich Frauengesundheit (Stichwort: Gender Medizin)?“

Präsident Günter Kovacs: Bitte, Frau Bundesministerin.

Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Susanne Raab: Ja, ich setze auch Schwerpunkte in diesem Bereich. Ich kann jetzt nicht wie das Gesundheitsministerium den flächendeckenden Zugang gewährleisten, aber ich möchte natürlich auch unterstützen. Ich bin da auch mit Johannes Rauch in gutem Austausch. Wir haben am 16.2. gemeinsam den Frauengesundheitsbericht 2022 veröffentlicht, in dem man eben Infor­ma­tionen über die gesundheitliche Situation von Frauen in Österreich sieht.

Selbst werde ich Schwerpunkte insbesondere im Bereich der Brustgesundheit setzen. Die Brustkrebsvorsorge ist mir sehr wichtig. Wir haben diesbezüglich ein ganz großartiges neues Projekt ins Leben gerufen, nämlich das sogenannte Brustkrebs-Forum, in dessen Rahmen in zwölf Modulen ausgewiesene öster­reichische Expert:innen über Vorsorge, über Diagnostik, über Therapie aufklären und auch die Familien, die Angehörigen der erkrankten Frauen mitnehmen und sozusagen auf diesem schwierigen Weg begleiten.

Wir haben da zudem mit der Österreichischen Krebshilfe eine neue Informa­tionsbroschüre über die Vorsorge und das Brustkrebsfrüherkennungsprogramm erstellt, und wir fördern natürlich aus dem Frauenbudget spezielle Projekte im Zusammenhang mit Frauengesundheit. 2022 haben wir 355 000 Euro für Projekte im direkten Zusammenhang mit Frauengesundheit ausgegeben.

Präsident Günter Kovacs: Danke schön.

Wird eine Zusatzfrage gewünscht? – Bitte.

Bundesrätin MMag. Elisabeth Kittl, BA (Grüne, Wien): Bis 2018 lag auch der Zuständigkeitsbereich für die Förderung von Frauengesundheitszentren beim Frauenministerium. Werden Sie auch da einen Beitrag leisten? Wird da wieder etwas geplant? Wie stehen Sie dazu?

Präsident Günter Kovacs: Bitte, Frau Bundesministerin.

Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Susanne Raab: Nein, im Bereich der Frauengesundheitszentren wird aus dem Frauenministerium nichts beigesteuert; das ist etwas, das im Gesund­heitsministerium angesiedelt ist. Sie kennen das Frauenbudget – wir haben es zwar massiv aufgestockt, nämlich mehr als verdoppelt, dennoch ist mir wichtig, dass ich mich da auf die Frauen- und Mädchenberatungsstellen, auf die Unterstützungsleistungen für die Frauen, die sozusagen von keinem anderen Ressort abgedeckt werden können, konzentriere. Deshalb werden die Frauengesundheitszentren vom Gesundheitsministerium finanziert. Das halte ich auch für gut, richtig und wichtig so.

Präsident Günter Kovacs: Danke sehr.

Zu einer weiteren Zusatzfrage hat sich Frau Bundesrätin Heike Eder zu Wort gemeldet. – Bitte sehr.

Bundesrätin Heike Eder, BSc MBA (ÖVP, Vorarlberg): Guten Morgen, Frau Minister! Im Bereich der Frauengesundheit ist HPV als Auslöser für unterschiedliche Krebserkrankungen wirklich ein zentrales Thema. Mit welchen Maßnahmen gehen Sie auf dieses Thema ein?

Präsident Günter Kovacs: Frau Bundesministerin, bitte.

Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Susanne Raab: Ich bin wirklich sehr froh, dass es gelungen ist, die HPV-Impfung ab Februar 2023 jetzt bis zum vollendeten 21. Lebensjahr gratis anzubieten. Ich glaube, das ist ein wichtiger Schritt, und es ist wichtig, die Frauen darüber jetzt zu informieren. Das heißt, wir bringen diesbezügliche Informa­tionsmaterialien in alle Beratungseinrichtungen, die wir haben, und versuchen so, die Frauen zu erreichen.

Ich glaube aber, dass es auch wichtig ist, dass wir die Burschen darüber informieren, weil auch Männer und Buben Überträger sein können – das heißt, es ist wichtig, dass wir auf diese Seite nicht vergessen –, und dass wir ihnen auch sagen, dass die HPV-Impfung etwas ist, mit dem sie etwas für sich machen, aber natürlich auch etwas, um den Nächsten zu schützen.

Präsident Günter Kovacs: Danke schön.

Zu einer weiteren Zusatzfrage hat sich Frau Bundesrätin Elisabeth Grimling zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Bundesrätin.

Bundesrätin Elisabeth Grimling (SPÖ, Wien): Frau Bundesministerin! Laut Frauen­gesundheitsbericht 2022 leben Frauen zwar länger als Männer, dabei aber auch länger in einem schlechteren Gesundheitszustand. Was werden Sie konkret tun, um Frauengesundheit insbesondere mit Blick auf sozioökonomische Nachteile von Frauen, die in diesem Bereich besonders stark wirken, nachhaltig zu verbessern? – Danke.

Präsident Günter Kovacs: Bitte, Frau Bundesministerin.

Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Susanne Raab: Danke.

Der Frauengesundheitsbericht sagt in dem Bereich, dass es unterschiedliche Gründe gibt, weshalb Frauen im höheren Alter eben auch mehr Erkrankungen ausgesetzt sind. Ein Grund – den haben Sie auch angesprochen – ist sicherlich die Mehrfachbelastung im Laufe des Lebens: die Mehrfachbelastung zwischen Kinderbetreuung, Arbeitswelt, vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten und natürlich auch der Pflege der Angehörigen zu Hause.

Das heißt, mein Ansatz ist, in diesem Bereich mit unterschiedlichen Maßnahmen zu entlasten, zum Beispiel mithilfe des Vereinbarkeitscoachings, das ich vorhin genannt habe. Wenn man beim ersten Kind im Rahmen des Mutter-Kind-Passes verpflichtend mit beiden Elternteilen spricht und beiden Elternteilen sagt, wie man sich partnerschaftlich die gemeinsame Erziehung aufteilt, dann ist das ein wesentlicher Schritt, damit Frauen, die hauptsächlich die Sorgearbeit leisten, entlastet werden. Wenn wir die Kinderbetreuung flächendeckend ausbauen und Frauen dadurch die Möglichkeit bekommen, auf Kinderbetreuungsangebote zuzugreifen, dann ist das ein wesentlicher Schritt, um Frauen auch in der Sorge­arbeit zu entlasten. Und wenn wir dann auch noch finanziell gewisse Sorgen nehmen, indem wir die Familienleistungen erhöhen, was wir jetzt getan haben – das Kinderbetreuungsgeld, die Familienbeihilfe, das Schulstartgeld –, dann haben wir da auch noch einen Weg, um Frauen auch eine gewisse Sorge im Bereich der Finanzierung zu nehmen.

Alles, was wir tun, ist darauf ausgerichtet, Frauen zu entlasten und es Frauen auch leichter möglich zu machen, all die unterschiedlichen Aufgaben, die man als Frau zu bewerkstelligen hat, besser zu lösen und sie innerhalb der Familie fairer und gerechter aufzuteilen.

Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Ministerin.

Zu einer weiteren Zusatzfrage hat sich Frau Bundesrätin Marlies Steiner-Wieser zu Wort gemeldet. – Bitte sehr.

Bundesrätin Marlies Steiner-Wieser (FPÖ, Salzburg): Wie wir alle wissen, wirken sich Medikamente hormonell zwischen Männern und Frauen verschieden aus, was bei falscher Medikation fatale Folgen haben kann. Derzeit wird im Pharma­bereich die Verträglichkeit von Medikamenten immer noch hauptsächlich an männlichen Probanden erforscht.

Frau Minister, welche Schritte werden Sie unternehmen, damit in der Medikamentenforschung der Frauenanteil bei den Probanden erhöht wird?

Präsident Günter Kovacs: Frau Bundesministerin, bitte.

Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Susanne Raab: Gendermedizin ist tatsächlich ein großes Thema. Ja, es geht um Medikamente – es geht aber nicht nur um Pharmazeutika, sondern es geht auch um diagnostische Maßnahmen, weil wir oft bemerken, dass bei Frauen ein Herzinfarkt in vielfach höherem Ausmaß nicht erkannt wird, weil er sich, was die Symptome anlangt, anders darstellt als bei Männern.

Das heißt, der Weg, den man gehen kann und den man gehen muss, ist, dass man auch bei der Ausbildung der Ärztinnen und Ärzte ansetzt, aber natürlich auch bei jener der Pharmazeutinnen und Pharmazeuten, um auf diesen Bereich der Gendermedizin aufmerksam zu machen und das in die Ausbildung mitein­fließen zu lassen. Das passiert jetzt verstärkt.

Der Gesundheitsminister und ich haben zum Thema Gendermedizin im letzten Jahr ein Symposium veranstaltet, zu dem wir eben auch die unterschiedlichen Partner eingeladen haben. Auch ich bin in Kontakt mit der MedUni hier in Wien, damit wir uns ansehen, wie wir das künftig in den Ausbildungsmodulen besser verankern können. (Bundesrätin Steiner-Wieser: Medikamentenforschung war die Frage!) – Ja.

Also ich denke, man muss an unterschiedlichen Punkten ansetzen. Ich glaube, es geht um die Medikamente, aber es geht natürlich auch darum, die Pharma­zeu­tinnen und Pharmazeuten zu schulen, weil das diejenigen sind, die die Medika­mente am Ende ausgeben.

Ja, natürlich ist es wichtig, dass die Gendermedizin die Herstellung der Medika­mente, die Diagnostik der Krankheiten und am Ende des Tages die Beratung der Pharmazeut:innen und der Ärzte umfasst. All das sind Teile einer Strategie, die wir auch im Frauengesundheitsbericht verankert haben und der auch der Gesundheitsminister, mit dem ich ja den Frauengesundheitsbericht erstellt habe, nachkommt.

Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank.

Wir gelangen nun bereits zur 5. Anfrage, 1934/M-BR/2023. Ich bitte die Anfragestellerin, Frau Bundesrätin Mag.a Dr.in Doris Berger-Grabner, um die Verlesung der Anfrage. – Bitte sehr.