Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 41. Sitzung / Seite 70

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während ein kleiner Betrieb 93 256 S bekam. Dabei ist zu bedenken, daß der Großbauer seine Felder oft mit Maschinen bearbeiten kann und der Kleinbauer sehr viel händisch bearbeiten muß. Wir Sozialdemokraten werden uns für ein gerechteres Förderungssystem einsetzen. Der gemeinsame Antrag auf Einführung eines Sockelbetrages ist ein wichtiger Schritt zur Ausgewogenheit bei der Vergabe von Förderungsgeldern. (Beifall bei der SPÖ.)

Zur Frage der Einkommenssituation der Bauern möchte ich vor allem die Freiheitlichen ansprechen. Die Frau Abgeordnete Aumayr hat im Ausschuß die soziale Absicherung für die Bäuerin gefordert. Sie hat dort gesagt, daß eine Industrieangestellte 17 000 S netto bekommt und 12 Stunden arbeiten muß. Dazu muß ich folgendes klarstellen: Eine Arbeiterin in der Textilbranche hat im Akkord einen Durchschnittsstundenlohn von 87,20 S. Das macht einen Bruttoverdienst von 13 000 S aus. Wenn man davon die Versicherungsbeiträge abzieht, bleiben zirka 10 000 S übrig. Des weiteren muß sie zirka 5 000 S für die Wohnung – so viel kostet eine Mindeststandardwohnung – und 2 000 S für die Fahrtkosten bezahlen. Sie hat einen Anfahrtsweg von rund zwei Stunden. Das heißt, zu den acht Arbeitsstunden kommen vier Stunden Fahrtzeit. Jetzt sagen Sie mir einmal, Frau Abgeordnete Aumayr: Wenn ihr nur 3 000 S für die Lebenskosten übrigbleiben, wie soll sie sich dann noch etwas ersparen? Daß man da noch bedauern kann, wie schlecht es der Bäuerin im Vergleich zur Industriearbeiterin oder zum Industriearbeiter geht, verstehe ich nicht.

Weil immer wieder die soziale Absicherung für die Bäuerin von Ihnen, Frau Abgeordnete Aumayr, gefordert wird, möchte ich Ihnen auch noch sagen, daß bei einem Arbeitsplatzverlust eine Industriearbeiterin oder ein Industriearbeiter, die ja fixe Zahlungen zu leisten haben und auch noch ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen, sofort in Schulden geraten. Die Bäuerin hat ein Haus und kann sich mit dem Erwerb aus ihrem Grund und Boden für eine Zeitlang sicherlich durchschlagen, was hingegen bei einer Arbeiterin oder bei einem Arbeiter nicht möglich ist. (Abg. Aumayr: Frau Kollegin, aber eines müssen Sie schon noch dazusagen: daß eine Arbeiterin zumindest sozial abgesichert ist und das Arbeitslosengeld bekommt und die Bäuerin nicht!) Sie zahlt es auch von Anfang an ein. (Abg. Aumayr: Die Nebenerwerbsbäuerinnen zahlen auch Arbeitslosenbeiträge!) Ich rede allgemein von den Bauern und nicht nur von einer Gruppe (Abg. Aumayr: Die Nebenerwerbsbauern zahlen auch Arbeitslosenbeiträge ein, bekommen aber keine Arbeitslose!) , ob das der kleine Bauer, der große Bauer oder der Nebenerwerbsbauer ist. Es geht bei allen um bäuerliche Betriebe. Natürlich sind beim Nebenerwerbsbauern andere Voraussetzungen gegeben. (Weitere Zwischenrufe der Abg. Aumayr. ) Ich würde Ihnen raten, daß Sie nicht immer nur Neidkomplexe schüren, sondern mithelfen, daß Arbeiter und Bauern die gleichen Voraussetzungen haben, und nicht gegeneinander ausgespielt werden. (Beifall bei der SPÖ.)

13.09

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zum Wort gelangt Herr Abgeordneter Anschober. – Bitte. (Zwischenrufe bei der SPÖ. – Abg. Aumayr: Lambach!)

13.09

Abgeordneter Rudolf Anschober (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Danke für das Stichwort Lambach. Ich will aber den Landwirtschaftsminister jetzt nicht mit Lambach quälen, es gibt noch andere wichtige Themen in Österreich, zum Beispiel das Thema Wald. Das Thema Wald halte ich für eines der ökologischen Schlüsselthemen in der österreichischen Zukunft. Die Frage der Waldbewirtschaftung, die Frage der Art der Struktur der Österreichischen Bundesforste, die Frage, wie Schutzwald in Österreich saniert und erhalten werden kann, und auch die Frage, wie Beschäftigung im Bereich der Bundesforste gesichert werden kann, hängen miteinander zusammen. All diese Fragen gehören zu den zentralen Entscheidungsthemen in den nächsten Monaten, wo die österreichische Agrarpolitik und die österreichische Umweltpolitik vor sehr entscheidenden Weichenstellungen stehen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte mich nun diesem Thema näher widmen, zumal es in dieser Debatte bisher zu kurz gekommen ist.


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