Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 142. Sitzung / Seite 130

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Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Ich unterbreche nunmehr die Verhandlungen über den Punkt 8 der Tagesordnung, damit die verlangte Behandlung einer Dringlichen Anfrage gemäß Geschäftsordnung um 15 Uhr – und das ist es jetzt – stattfinden kann.

14.59.15Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Herbert Scheibner, Kolleginnen und Kollegen an den Bun­desminister für Finanzen betreffend Sicherung des Wirtschafts- und Finanz­platzes Österreich durch lückenlose Aufklärung des ÖGB-BAWAG Skandals (4078/J)

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung der schriftlichen Anfrage 4078/J.

Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch die Schriftführung.

Die Dringliche Anfrage hat folgenden Wortlaut:

Die heimische Bankenwelt wird derzeit von einem Skandal erschüttert, der einmal mehr im Bereich der SPÖ bzw. des ÖGB angesiedelt ist.

Die Ursachen dafür sind in den Vorgängen rund um hochspekulative „Heu­schreckengeschäfte“ der BAWAG zu finden, die ein bedenkliches Sittenbild der bestehenden personellen und wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen ÖGB, SPÖ, BAWAG offen legen und auch Beweise für die Inkompetenz der handelnden Akteure und ihres Umfeldes in Wirtschaftsfragen sind.

Wie dieses „rote Netzwerk“ aufgebaut ist, zeigt folgende beispielhafte Aufzählung:

SPÖ Verstrickungen im gewerkschaftlichen Bankennetzwerk

Stellvertretend für ein noch viel größeres Geflecht, das noch zu untersuchen sein wird, seien exemplarisch einige der wichtigsten Akteure „vor den Vorhang geholt“.

Gemeinsam mit dem ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Weninger und Ex-SPÖ Sozialministerin Hostasch ist der pensionierte Generaldirektor der BAWAG Elsner im Vorstand der Privatstiftung „Österreichische Gewerkschaftliche Solidarität“, in die große Teile des Vermögens des ÖGB eingebracht wurden.

Der Vorgänger Weningers als Aufsichtsrats-Chef der BAWAG und ÖGB-Finanzchef war von 1987 bis 1997 der jetzige AK-Präsident Herbert Tumpel, dessen Ehefrau, Gertrude Tumpel-Gugerell, die ehemalige Vizegouverneurin der OeNB, als Organ der Bankenaufsicht im Auftrag derselben die Vorgänge rund um die Karibikgeschäfte der BAWAG geprüft hat.

Das Ausmaß der Verflechtungen zwischen ÖGB, BAWAG und SPÖ wird offensichtlich, wenn man sich vor Augen hält, dass mit den Personen Verzetnitsch, Nürnberger oder Csörgits hochrangige ÖGB-Funktionäre im erweiterten SPÖ-Parteipräsidium sitzen. Der nunmehr interimistisch bestellte ÖGB-Präsident Hundstorfer ist bekanntermaßen als Gemeinderat der SPÖ in Wien der Vorsitzende des Wiener Gemeinderates. Im Aufsichtsrat der BAWAG sitzt – von der Arbeiterkammer entsandt – der AK-Direktor Werner Muhm, der gleichzeitig auch im Aufsichtsrat der WIENER STADTWERKE Holding AG sitzt. Damit ist sichergestellt, dass eine Vielzahl von Wirtschaftsbetrieben im direkten Einflussbereich der SPÖ stehen. Nicht sichergestellt ist, dass ent­sprechende Wirtschaftskompetenz die Vorgänge in diesen Unternehmungen über­wacht und lenkt. Wie sonst hätte all diesen Personen über ein Jahrzehnt die Verschiebung und letztendlich Entwertung von über 1 Mrd. € BAWAG-Vermögen entgehen können.

 


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