Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 233

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Nationalrat zu beschließen. Aber lassen Sie mich trotzdem ein paar Worte zum Thema Doping an sich sagen!

Im Ausschuss und jetzt in der Diskussion tut man meiner Meinung nach immer so, als gäbe es diese klare Trennlinie zwischen dem sauberen Sport und dem Bereich, wo Do­pingmittel verwendet werden und der Sportler eindeutig die Grenze überschreitet. Ich glaube, wenn man sich den Spitzensport anschaut und wenn man sieht, wie eng die Leistungen beieinander liegen, dann wird klar, dass all das, was noch erlaubt ist, von den Sportlern bis an die Grenze ausgenützt wird. Das ist oft teilweise eine Frage der Interpretation, das ist teilweise eine Frage auch von Veränderungen der Regeln. Das, was vor ein paar Jahren noch erlaubt war, wird auf einmal als Doping definiert. Somit ist auch klar, dass die Grenzen relativ fließend sind.

Man muss einfach zur Kenntnis nehmen, dass in der Form, wie Spitzensport ausgeübt wird, wie darüber die Medienberichterstattung erfolgt, auch klar ist, dass hier bis an die Grenzen vorgegangen wird. Und man muss wahrscheinlich auch etwas in Frage stel­len, wenn man gerade die Fälle der amerikanischen Leichtathleten gesehen hat, wo auf einmal zehn Jahre später de facto ein Großteil der amerikanischen Weltklasse, der Olympiasieger, als gedopt aufgeschienen und klar geworden ist, dass es positive Dopingproben gegeben hat, dass das ganze Kontrollsystem bei weitem nicht so klar und eindeutig ist, wie wir das gerne hätten.

Der Punkt ist: Es ist notwendig, etwas zu machen. Wenn man Doping freigibt, artet es völlig aus. Allerdings würde ich den Glauben, da wirklich eindeutige Grenzziehungen zu haben und sozusagen dieses Bild zwischen dem sauberen und dem nicht sauberen Sport trennen zu können, in Frage stellen. Wahrscheinlich ist es notwendig, zumindest in der Beurteilung von Sportlern, die mit Doping in Berührung kommen, einfach zu sehen, dass das das Ausloten von Grenzen – sagen wir es einmal so – ist.

Ich denke nur an den Kollegen Lichtenegger und an das, was herauskommt, auch wenn es in seinem Fall nur Nahrungsergänzungsmittel waren, die verunreinigt waren. Aber allein das Phänomen, dass Spitzensportler in hohem Ausmaß Nahrungs­ergän­zungs­mittel zu sich nehmen, zeigt schon, dass es um das Ausreizen von Grenzen geht. Dass diese Mittel so gesund sind, dass man diese in hohem Ausmaß zu sich nimmt, wird doch niemand glauben.

Die Frage ist immer: Was wird zugelassen? Was ist erlaubt? Wo ist die Grenzziehung? Und das ist natürlich eine Grenze, die bis zu einem gewissen Grad immer willkürlich gezogen wird.

Also: Insbesondere der Vorwurf an die Sportler muss einfach reduziert werden. Das Ausloten von Grenzen ist systemimmanent. Das sollte man als Sportpolitiker zumin­dest auch wahrnehmen. (Beifall bei den Grünen.)

21.16

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nunmehr gelangt Herr Staatssekretär Mag. Schweitzer zu Wort. – Bitte.

 


21.16

Staatssekretär im Bundeskanzleramt Mag. Karl Schweitzer: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich muss Kollegem Wittmann noch einiges an Er­gän­zungen übermitteln, was den Entwurf eines Anti-Doping-Gesetzes und die ver­suchte Beschlussfassung auch hier im Haus betrifft.

Sie wissen, dass die Bundesregierung erstens selbstverständlich nicht säumig war und auch einen entsprechenden Entwurf vorgelegt hat, der im Sportausschuss behandelt wurde. Allerdings hat dieser Entwurf, den Sie so dringend einfordern und hier wieder


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