Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll61. Sitzung / Seite 204

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und das bei der öffentlichen Wirtschaft. Das lässt sich an Hand von Beispielen sehr klar darstellen.

Mein Kollege Gaßner hat schon das Beispiel der Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbaugesellschaft genannt, wo es im Jahr 2001 zwei Vorstände mit einem Ein­kommen von 190 000 € gegeben hat. Im Jahr 2002 war es dann zwar nur mehr ein Vorstand, aber dieser hatte ein Einkommen von rund 350 000 €.

Wenn man die 190 000 € auf die zwei Vorstände aufteilt und annimmt, dass einer 95 000 € verdient hat, so muss man sagen: Bei den 350 000 € hat doch eine gewaltige Gehaltserhöhung von immerhin 255 000 € oder 270 Prozent stattgefunden. Gleich­zeitig ist aber die Zahl der Lehrlinge dort gesunken, und zwar von 9 auf 5.

Eine ähnliche Tendenz gibt es bei der Verbund-Austria Hydro Power AG. Da kann man dasselbe feststellen. Man könnte noch viele solcher Beispiele aufzählen. Das ist eine sehr traurige Entwicklung. Der Rechnungshofbericht zeigt sehr genau diese ungeheure soziale Schieflage auf, für die die Bundesregierung letztendlich verantwortlich ist.

Wenn die Regierung schon bei staatsnahen Betrieben tatenlos zusieht, wie kontinuier­lich Lehrstellen abgebaut werden, wie soll sie dann in der Privatwirtschaft die drama­tische Situation in den Griff bekommen? Die Hilflosigkeit in dieser Frage hat der Herr Bundeskanzler in aller Offenheit dargelegt bei der Bankrotterklärung seiner Regie­rungspolitik, indem er gesagt hat, dass sich bis zum Jahre 2008 die Situation auf dem Lehrstellenmarkt nicht verändern wird, dass keine Entspannung zu erwarten ist.

Nicht so hilflos ist diese Regierung, wie wir schon gehört haben, bei den Manager­gehältern, zum Beispiel bei der ÖIAG. Da ist ganz entschlossen mit Steuergeldern umgegangen worden.

Einfache Angestellte haben nicht die Möglichkeit, enorme Gehaltssteigerungen zu erfahren, sondern haben Reallohnverluste. Es gibt Pensionskürzungen. Insgesamt kann man, glaube ich, sagen: Immer weniger bekommen immer mehr, und viele bekommen immer weniger! (Beifall bei der SPÖ.)

19.07

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Faul. – Bitte.

 


19.07

Abgeordneter Christian Faul (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Präsident des Rechnungshofes! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist ganz inter­essant – und ich habe mir diese Mühe gemacht –, das Einkommen der Vorstände in den staatsnahen Betrieben mit dem Einkommen der Angestellten beziehungsweise mit dem Einkommen der Arbeiter, wo der Unterschied noch gravierender ist, zu ver­gleichen, denn erst dann wird das Sittenbild dieser unterschiedlichen Unternehmungen sichtbar, und dieses Sittenbild ist gleichzeitig eine Präambel für das Sittenbild der blau-schwarzen Bundesregierung, nämlich sich nur für die Starken und für die Großen in unserem Lande einzusetzen.

Vergleichen wir einmal zum Beispiel die Angestellten im Luftverkehr! Dort verdienen die Angestellten immerhin noch 61 Prozent des Gehalts der Vorstände, was vielleicht auch der Qualität ihrer Ausbildung und Verantwortung entspricht, die Arbeiter hingegen kommen nur mehr auf 26 Prozent.

Die Angestellten des Geld- und Kreditwesens verdienen immerhin noch 40 Prozent im Vergleich zu ihren Vorständen, die Arbeiter nur mehr 30 Prozent.

Schlecht wird es schon im Fremdenverkehr: Da haben die Angestellten noch 22 Pro­zent, die Arbeiter aber nur mehr 15 Prozent.

 


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