Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 174

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Kinder hat, dann schmälert er damit seine individuellen Chancen, selbst Sicherheit aus diesem System zu erlangen.

Das ist eine Schieflage, die auf einem Konstruktionsfehler beruht und von Anfang an bestanden hat. Man hat von Seiten der Wissenschaft verschiedentlich darauf hingewiesen. Früher hieß es jedoch: Kinder bekommen die Leute sowieso. – Das war evident falsch. Diese Schieflage ist etwas, was schon seit langem besteht und was man auch hätte korrigieren können. 30 Jahre lang wurde die Sozialpolitik hier vor allem von der Sozialdemokratischen Partei gemacht, und es ist betrüblich, dass man nach 30 Jahren von Altersarmut und vor allem von der Armut ge­schiedener Frauen, die dann wirklich nur mehr von der Sozialhilfe leben können, sprechen muss.

Es ist nicht richtig, dass Sie den Reformansatz der Regierung beklagen. Sie sollten vielmehr Ihr eigenes Versagen und Ihre Versäumnisse während der letzten 30 Jahre beklagen, denn gäbe es diese nicht, dann wäre es heute gar nicht notwendig, dass es in diesem Bereich zu ent­scheidenden Reformen kommt. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Es war die vorige Regierung, die in diesem Zusammenhang einen Paradigmenwechsel vollzo­gen hat, indem Erziehungszeiten pensionsbegründend angerechnet werden. Es wird auch in diesem Regierungsprogramm ein weiterer Schritt in die richtige Richtung gesetzt, indem diese Zeiten von 18 auf 24 Monate ausgedehnt werden.

Aber es stimmt schon: Wenn es zu einer Ausdehnung des Durchrechnungszeitraums auf die gesamte Lebensarbeitszeit kommt, dann muss man darauf achten, dass nicht gerade jene Frauen, die auf Grund der Erziehung von Kindern – sozusagen Gott sei Dank – eine lücken­hafte Biographie haben, dann noch weiter in ihrer Alterssicherheit beeinträchtigt werden.

Ich kann Ihnen versichern, dass, so wie – das konnte man soeben im noch druckfrischen „Kurier“ lesen – Fritz Neugebauer für sich die Vertretung des öffentlichen Dienstes als ganz zentrales Anliegen bezeichnet, das über jeden Klubzwang hinausgeht, wir als Freiheitliche die Vertretung jener Frauen und Männer, die ihre Familienaufgaben wahrnehmen, in den Mittel­punkt unserer Arbeit stellen.

Fair und gerecht soll die vor uns liegende Pensionsreform sein. Sie wird es auch sein, denn an­sonsten könnte sie niemals nachhaltig sein. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

18.06


Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gelangt als nächster Redner Herr Abgeordneter Parni­goni. – Bitte.

18.07


Abgeordneter Rudolf Parnigoni (SPÖ): Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Ich möchte gleich vorweg sagen, dass wir Sozialdemokraten bereit sind, echte Reformen mitzutragen. Wir sind vor allem auch dort, wo es Sinn macht, bereit, bei einer Verfassungsänderung einen Bei­trag zu leisten. Wenn etwa Rechnungshofpräsident Fiedler meint, man müsste eine klare Aufga­bentrennung zwischen Bund und Ländern herbeiführen, dann sind wir bereit, darüber zu reden. Auch wenn die ÖVP beziehungsweise der Herr Bundeskanzler in seiner Regierungserklärung die Absicht zum Ausdruck bringt, die mittelbare Bundesverwaltung abzuschaffen, sind wir ge­sprächsbereit. Wir sind auch dann gesprächsbereit, wenn es darum gehen könnte, die mehr als einhundert Sicherheitsbehörden in diesem Land effizient und Kosten sparend neu zu gestalten. Auch da könnten wir uns vorstellen, dass wir bereit sind, mitzuarbeiten.

Ich habe aber leider das Gefühl beziehungsweise bin davon überzeugt, dass, so wie die Ände­rungen vom Innenminister derzeit vorbereitet werden, Schlimmes auf uns zukommen wird. Statt konkreten Konzepten dominieren Überschriften. Man wirft in dieser Regierungserklärung, in diesem Regierungsprogramm der Bevölkerung Brocken hin, wie etwa die Verschmelzung tradi­tioneller Wachkörper, macht sich aber nicht die Mühe, etwas näher ins Detail zu gehen. Konkrete Angaben dazu bleibt der Innenminister der Öffentlichkeit ganz einfach schuldig.

 


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