Die bereinigten Finanzschulden des Bundes stiegen im Jahr 2021 um 15,6 Mrd. EUR bzw. 6,6 % auf 253,6 Mrd. EUR an. Dabei wurde der Effekt des mit ‑18,0 Mrd. EUR weiterhin deutlich negativen Nettofinanzierungssaldos etwas durch die um 2,4 Mrd. EUR geringere Liquiditätshaltung am Ende des Jahres 2021 gedämpft. Die durchschnittliche Restlaufzeit der Finanzschulden des Bundes stieg gegenüber 2020 um rd. 0,5 Jahre an und lag Ende 2021 bei 10,6 Jahren. Gleichzeitig sank die durchschnittliche Effektivverzinsung weiter um 0,30 %‑Punkte auf 1,17 %.
Der Maastricht-Schuldenstand des Bundessektors stieg bereits im Jahr 2020 um 31,1 Mrd. EUR auf 273,0 Mrd. EUR an (Gesamtstaat: +35,1 Mrd. EUR auf 315,6 Mrd. EUR). Dies entspricht einem Anstieg der Schuldenquote des Bundessektors um 11,1 %‑Punkte auf 72,0 % des BIP (Gesamtstaat: +12,7 %‑Punkte auf 83,2 % des BIP), der durch den deutlichen Einbruch des nominellen BIP verstärkt wurde (BIP‑Nenner‑Effekt). Der Schuldenstand im Jahresende 2021 wird am 31. März 2022 von der Statistik Austria bekanntgegeben. Im Oktober 2021 rechnete das BMF mit einem leichten Rückgang der gesamtstaatlichen Schuldenquote um 0,4 %‑Punkte auf 82,8 % des BIP.
Das Zinsumfeld war für Österreich im Jahr 2021 weiterhin sehr günstig, auch wenn im Jahresverlauf insbesondere bei den mittel- bis langfristigen Zinsen ein Anstieg zu verzeichnen war. Dabei wurde die Entwicklung auch 2021 maßgeblich durch die Anleihenankaufprogramme der Europäischen Zentralbank (EZB) gestützt.
Der Bund nahm im Jahr 2021 Finanzschulden iHv 54,6 Mrd. EUR neu auf, von denen mehr als zwei Drittel zur Tilgung auslaufender Finanzschulden benötigt wurden. Die durchschnittliche Laufzeit der Neuaufnahmen entsprach mit 10,09 Jahren weitgehend jener im Jahr 2020. Wie bereits 2019 und 2020 konnten die Neuaufnahmen im Jahr 2021 zu einer im Gesamtdurchschnitt negativen Effektivverzinsung getätigt werden (‑0,34 %).
Die Nettoauszahlungen im Finanzierungshaushalt der UG 58‑Finanzierungen, Währungstauschverträge lagen im Jahr 2021 mit 3,2 Mrd. EUR um 0,5 Mrd. EUR unter dem Vorjahreswert sowie um 0,7 Mrd. EUR unter dem Voranschlag. Dabei wirkten sich die aufgrund der hohen Neuaufnahmen und des niedrigen Zinsniveaus hohen Emissionsagien dämpfend auf die Entwicklung der Nettoauszahlungen aus. Im periodengerecht abgegrenzten und damit aussagekräftigeren Ergebnishaushalt sanken die Aufwendungen der UG 58 im Jahr 2021 ebenfalls um 0,5 Mrd. EUR auf 3,4 Mrd. EUR. Der für 2021 im Ergebnishaushalt veranschlagte Wert wurde damit um 0,2 Mrd. EUR unterschritten. Im BVA 2022 ist im Ergebnishaushalt ein weiterer Rückgang auf 3,1 Mrd. EUR veranschlagt.
Die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur GmbH (OeBFA) nahm im Jahr 2021 Kreditoperationen für Länder, sonstige Rechtsträger und Sonderkonten des Bundes iHv 7,3 Mrd. EUR vor. Dabei betrafen die größten Neuaufnahmen mit 3,2 Mrd. EUR die ÖBB-Infrastruktur AG. Für die Bundesländer wurden in Summe Rechtsträgerfinanzierungen iHv 3,6 Mrd. EUR getätigt, wovon rd. 34 % auf Wien und jeweils 17 % auf Oberösterreich und die Steiermark entfielen.