Die bereinigten Finanzschulden des Bundes stiegen im Jahr 2023 um 12,4 Mrd. EUR bzw. 4,6 % auf 283,3 Mrd. EUR. Das war mehr als der Bedarf zur Abdeckung des negativen Nettofinanzierungssaldos im Jahr 2023 (‑8,0 Mrd. EUR), sodass die Liquiditätshaltung zum Jahresende um rd. 4,3 Mrd. EUR auf etwa 8,9 Mrd. EUR anstieg. Die durchschnittliche Restlaufzeit der Finanzschulden des Bundes stieg gegenüber 2022 um rd. 0,2 Jahre an und lag Ende 2023 bei 11,1 Jahren. Die durchschnittliche Effektivverzinsung der Finanzschulden stieg 2023 von 1,20 % auf 1,79 %.
Der gesamtstaatliche Schuldenstand zum Jahresende 2023 wird erst am 29. März 2024 von der Statistik Austria veröffentlicht. In den Jahren 2020 bis 2022 stieg er um insgesamt 70,2 Mrd. EUR auf 350,7 Mrd. EUR. Für die gesamtstaatliche Schuldenquote bedeutete dies ein Anwachsen um 7,8 %-Punkte auf 78,4 % des BIP. Der Schuldenstand des Bundessektors stieg bis Ende 2022 gegenüber 2019 um 64,7 Mrd. EUR auf 306,5 Mrd. EUR (+7,6 %-Punkte auf 68,5 % des BIP). Für 2023 erwartete das BMF bei der Budgeterstellung im Oktober 2023 eine weitere Erhöhung des gesamtstaatlichen Schuldenstandes auf 366,2 Mrd. EUR, aufgrund des auch inflationsbedingt hohen nominellen BIP-Wachstums soll die Schuldenquote gleichzeitig auf 76,4 % des BIP sinken und 2024 weitgehend gleichbleiben.
Wegen der Anhebung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) kam es im gesamten Euroraum zu einem Anstieg des langfristigen Zinssatzes von 0,53 % im Jänner 2022 auf 3,72 % im Oktober 2023 (Österreich: bis zu 3,49 %). Seither ging er bis Jänner 2024 auf 2,90 % zurück. Der durchschnittliche Zinsabstand Österreichs zu Deutschland stieg 2023 gegenüber 2022 von 0,57 %-Punkten auf 0,65 %-Punkte.
Der Bund nahm im Jahr 2023 Finanzschulden iHv 67,4 Mrd. EUR neu auf, von denen rd. 82 % zur Tilgung auslaufender Finanzschulden verwendet wurden. Die durchschnittliche Laufzeit der Neuaufnahmen war mit 7,33 Jahren um 1,31 Jahre kürzer als 2022. Die Effektivverzinsung der Neuaufnahmen stieg im Jahr 2023 deutlich an und betrug im Jahresdurchschnitt 3,30 % (+2,30 %-Punkte gegenüber 2022).
Der Finanzierungshaushalt der UG 58‑Finanzierungen, Währungstauschverträge wies im Jahr 2023 Nettoauszahlungen aus der Verzinsung der Finanzschulden des Bundes iHv 4,1 Mrd. EUR auf. Sonstige Auszahlungen iHv 3,2 Mrd. EUR resultierten v. a. aus Emissionsdisagien, weil der Zinskupon bei zahlreichen aufgestockten Anleihen unter dem stark angestiegenen Marktzinssatz lag. Unter Berücksichtigung der Auszahlungen für kurzpflichtige Verpflichtungen (0,3 Mrd. EUR) waren die Auszahlungen der UG 58 im Jahr 2023 mit insgesamt 7,7 Mrd. EUR um 1,0 Mrd. EUR niedriger als budgetiert. Gegenüber 2022 bedeutete dies einen Anstieg um 1,7 Mrd. EUR bzw. 27,7 %. Im Ergebnishaushalt erfolgt eine periodengerechte Zuweisung der Zinszahlungen und eine Aufteilung der Agien und Disagien auf die Gesamtlaufzeit des jeweiligen Wertpapieres. Dadurch ist der Ergebnishaushalt insgesamt wesentlich aussagekräftiger für die tatsächlichen Finanzierungskosten des Bundes. Die Aufwendungen im Ergebnishaushalt der UG 58 betrugen im Jahr 2023 4,5 Mrd. EUR und waren damit in etwa so hoch wie budgetiert. Im Vergleich zum Jahr 2022 bedeutete dies einen Anstieg um 1,3 Mrd. EUR bzw. um rd. 40 %.
Im BVA 2024 ist im Ergebnishaushalt gegenüber dem Erfolg 2023 ein weiterer Anstieg um 1,5 Mrd. EUR bzw. rd. 33 % auf 5,9 Mrd. EUR veranschlagt. Auch im Finanzierungshaushalt erwartet das BMF einen Anstieg der Nettoauszahlungen um 1,5 Mrd. EUR, die damit um rd. 19 % auf 9,2 Mrd. EUR anwachsen würden. Der deutliche Unterschied zwischen der Veranschlagung im Finanzierungs- und im Ergebnishaushalt ist auf die im BVA 2024 weiterhin sehr hoch erwarteten Disagien zurückzuführen, die im Ergebnishaushalt periodengerecht auf die Laufzeit verteilt werden.
Die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) nahm im Jahr 2023 Kreditoperationen für Länder, sonstige Rechtsträger und Sonderkonten des Bundes iHv 12,0 Mrd. EUR vor. Das gegenüber 2022 um 6,3 Mrd. EUR höhere Volumen war v. a. auf eine Finanzierung iHv 2,3 Mrd. EUR für die ABBAG im Rahmen der Übernahme von Vermögenswerten der KA Finanz AG sowie auf ein mit 5,2 Mrd. EUR um 1,8 Mrd. EUR höheres Finanzierungsvolumen für die ÖBB-Infrastruktur AG zurückzuführen. Bei den Finanzierungen für die Länder entfielen die größten Anteile auf Wien (1,9 Mrd. EUR) und die Steiermark (1,3 Mrd. EUR).
Die hohen Defizite der Jahre 2020 und 2021 konnten noch durch die Aufnahme langfristiger Schulden mit einem durchschnittlich negativen Effektivzinssatz bedeckt werden. Wegen des deutlichen Zinsanstiegs ab 2022 steigert die Finanzierung der Defizite auch den zukünftigen Zinsaufwand. Der (erwartete) Nettofinanzierungsbedarf beträgt im Zeitraum 2020 bis 2027 insgesamt 142,9 Mrd. EUR. Der geschätzte Zinsaufwand zur Bedeckung dieser Defizite betrug 352 Mio. EUR im Jahr 2023 und steigt im Zeitverlauf an. Aus den erwarteten Defiziten und Zinssätzen resultiert ein deutlicher Anstieg auf 2.335 Mio. EUR im Jahr 2027.