Budgetdienst - Europäisches Semester 28.11.2019

Übersicht über die österreichische Haushaltsplanung 2020

Analyse vom 28. November 2019

Überblick

Mit der Übersicht über die österreichische Haushaltsplanung 2020 übermittelte das BMF seine Prognose der zentralen Eckwerte der gesamt­staatlichen Haus­haltsent­wicklung bis 2020 an die Europäische Kommission. Das BMF erwartet für heuer noch einen positiven Maastricht-Saldo iHv 0,3 % des BIP, für 2020 wird hingegen aufgrund der Ein­trübung der Konjunk­tur und der jüngst beschlossenen Maß­nahmen ein Defizit iHv 0,1 % des BIP erwartet.

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Kurzfassung

Der Maastricht‑Saldo soll gemäß BMF im Jahr 2019 einen Überschuss iHv 0,3 % des BIP aufweisen, für 2020 wird hin­gegen ein Defizit iHv 0,1 % des BIP erwartet. Der um Konjunktur- und Einmal­effekte bereinigte strukturelle Budget­saldo wird für beide Jahre negativ prognostiziert (2019: ‑0,2 % des BIP, 2020: ‑0,3 % des BIP). Ausgehend von 74,0 % im Jahr 2018 wird ein Rück­gang der Schulden­quote auf 70,0 % des BIP im Jahr 2019 und auf 67,5 % des BIP im Jahr 2020 erwartet. Die in den Fiskal­regeln der EU vorgegebenen Ziel­werte für den Maastricht‑Saldo, den strukturellen Budget­saldo und die Ent­wicklung des Schulden­stands werden gemäß Planung des BMF sowohl 2019 als auch 2020 einge­halten. Auch die Europäische Kommission (EK) geht von einer Ein­haltung der Fiskalregeln aus.

In der WIFO-Konjunktur­prognose vom Oktober, die die Grundlage für die vorgelegte Budgetplanung bildet, wird für das kommende Jahr eine Ab­schwächung der Wachstums­dynamik erwartet. Für 2019 prognostiziert das WIFO wie bereits im Früh­jahr ein reales BIP‑Wachs­tum von 1,7 %, für das Jahr 2020 revi­dierte es seine Wachs­tums­prognose jedoch um 0,3 %‑Punkte auf 1,4 % nach unten. Zu einer ähnlichen Ein­schätzung gelangt die EK‑Herbst­prognose (reales Wirtschafts­wachstum von 1,5 % für 2019 und 1,4 % für 2020).

Die Entwicklung der öffentlichen Finanzen wird weiters maßgeblich von diskretionären Maßnahmen (gesetzliche Maß­nahmen mit budgetären Effekten) beeinflusst. Im Jahr 2019 bewirken die diskre­tionären Maß­nahmen eine Ver­schlechterung des Budget­saldos um knapp 0,2 % des BIP, im Jahr 2020 führen sie zu einem höheren Defizit um knapp 0,3 % des BIP. Auf der Einnahmen­seite bewirken insbesondere der Familien­bonus und die im Vorfeld der National­rats­wahl beschlossene Ent­lastung von Gering­verdienerInnen niedrigere Steuereinnahmen. Auf der Ausgaben­seite kommt es im Jahr 2020 insbesondere aufgrund der Maß­nahmen im Pensions­bereich zu einem diskretionären Zuwachs der Ausgaben.

Nachdem beim Maastricht‑Saldo im Jahr 2018 ein Überschuss iHv 0,8 Mrd. EUR bzw. 0,2 % des BIP erzielt wurde, erwartet das BMF auch für 2019 einen Über­schuss, der auf 1,0 Mrd. EUR bzw. 0,3 % des BIP ansteigen soll. Insbesondere die Einnahmen aus den Ertrag­steuern (z.B. Lohnsteuer) und den Sozial­beiträgen entwickeln sich im laufenden Jahr infolge der starken Zunahme der Beschäftigung sehr dynamisch, während die Zins­zahlungen aufgrund der anhaltend expansiven Geld­politik der Europäischen Zentral­bank (EZB) weiterhin stark rückläufig sind. Aus Sicht des Budget­dienstes scheint die Ein­schätzung des BMF für 2019 aufgrund des bisher positiv verlaufenden Budget­vollzugs 2019 sehr vorsichtig, sodass der Maastricht‑Über­schuss über dem derzeitigen Vorschau­wert des BMF liegen dürfte. Für 2020 prognostiziert das BMF eine deutliche Verschlech­terung des Maastricht‑Saldos auf ‑0,3 Mrd. EUR (Defizit von 0,1 % des BIP) und begründet dies mit der sich eintrübenden Konjunk­tur und defizit­erhöh­enden Maß­nahmen. Obwohl die Prognose für 2020 noch mit großen Unsicher­heiten behaftet ist, ist diese Ein­schätzung des BMF aus heutiger Sicht als sehr vorsichtig zu beurteilen. Diese Ein­schätzung teilt auch die EK.

Die gesamtstaatliche Schuldenquote lag im Jahr 2018 bei 74,0 % des BIP und soll bis 2020 auf 67,5 % des BIP absinken. Auf­grund ungünstigerer Er­war­tungen zur Haushalts­entwicklung und der pessimistischeren Konjunktur­prognosen geht der Rück­gang damit etwas langsamer voran als das BMF noch im Frühjahr im Stabilitäts­programm erwartete. In diesem wurde von einer Reduktion auf 66,5 % des BIP ausgegangen. In absoluten Zahlen soll der Schulden­stand von 285,3 Mrd. EUR im Jahr 2018 auf 278,5 Mrd. EUR im Jahr 2020 zurückgehen.

Das BMF hat seine Einschätzung der fiskalischen Entwicklung in den Jahren 2019 und 2020 gegenüber dem im Früh­jahr vorgelegten Stabilitäts­programm deutlich nach unten revidiert. Das BMF begründet die Revision insbesondere mit einer Ver­änderung der konjunk­turellen Rahmen­bedingungen und dem Beschluss neuer diskre­tionärer Maß­nahmen im Vor­feld der National­rats­wahlen. Aus Sicht des Budget­dienstes können diese Faktoren das Aus­maß der Revision der Budget­salden jedoch nicht hin­reichend erklären. Das WIFO erwartet in seiner jüngsten Budget­prognose vom Oktober, in der bei den diskre­tionären Maß­nahmen ähnliche An­nahmen getroffen wurden, sowohl für 2019 als auch für 2020 mit einem Über­schuss von 0,6 % bzw. 0,4 % des BIP eine deutlich günstigere Budget­entwicklung als das BMF.

Die Bundesregierung berichtet in zwei Anhängen zur Übersicht über die Haushaltsplanung über die Maßnahmen zur Um­setzung der Länder­spezifischen Empfeh­lungen der EK sowie zur Errei­chung der EU 2020-Ziele. Im Wesent­lichen erfolgt eine Aktuali­sierung bzw. ein Verweis auf die konsequente Umsetzung der bereits im Nationalen Reform­programm ange­führten Maß­nahmen (wie etwa der Beschluss des Steuer­reform­gesetzes 2020). Die Analyse des Budget­dienstes stellt die Länder­spezifischen Empfeh­lungen und deren Ver­änderung gegenüber dem Vor­jahr, den aktuellen Ziel­erreichungs­grad der EU 2020-Ziele sowie die jeweils gemeldeten Maß­nahmen zu deren Erreichung dar.