Das Projekt beschäftigt sich mit der Rezeption von Wissenschaftsdiskursen in parlamentarischen Debatten. Dafür betrachtet die sozialanthropologisch arbeitende Historikerin Bianca Winkler unter anderem Häufigkeit wie auch Kopplung von Wissenschaft und wissenschaftlichen Begriffen in Argumentationen im Rahmen von Plenardebatten des Nationalrats. Konkret bedeutet das, dass die Frage gestellt wird, ob es Themen gibt, bei denen wissenschaftliche Expertise überdurchschnittlich oft herangezogen wird, bzw. inwiefern die Vielfalt von Zugängen und Methoden wissenschaftlicher Praxis, die im deutschen Sprachraum nicht nur auf Naturwissenschaft verengt ist, sondern Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaft miteinschließt, repräsentiert ist. Im direkten Austausch mit Expert:innen der Parlamentsdirektion (hier v. a. der Abteilung Stenographische Protokolle) Anfang September ergab sich vorläufig das Bild, der Wissenschaftsbegriff sei besonders in den Auseinandersetzungen um Maßnahmen rund um die COVID-19-Pandemie zu finden. Für die Forscherin stellte sich anschließend die Frage, ob wissenschaftliche Erkenntnisse aus verschiedenen Disziplinen hier gleichermaßen in politischen Entscheidungsprozessen berücksichtigt werden oder ob naturwissenschaftliche Expertisen und deren Definition von Wissenschaft im Betrachtungszeitraum überrepräsentiert sind.