Diverse wissenschaftliche Disziplinen, darunter Philosophie, Geschichtswissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Anthropologie, Friedens- und Konfliktforschung oder Gewaltforschung, bieten ein breites Spektrum an Gewaltdefinitionen an. Aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Typologien ist es unmöglich, eine allgemeingültige Definition von politischer Gewalt zu geben.
Eine grundlegende Unterscheidung ist jene zwischen struktureller Gewalt auf der einen und konkreten Handlungen bzw. strategischem Handeln auf der anderen Seite. Strukturelle Gewalt bezeichnet Hierarchien, Machtverhältnisse und die ungleiche Verteilung von Ressourcen in der Gesellschaft, welche sich in ungleichen Lebenschancen sowie der Marginalisierung und Diskriminierung von bestimmten Gruppen oder Individuen niederschlagen. Ausformungen sind z. B. Rassismus, Sexismus, Nationalismus oder Altersdiskriminierung. Im Vergleich dazu scheinen konkrete Handlungen leichter greifbar. Dennoch stellen sich auch da u. a. folgende Fragen: Von was oder wem geht Gewalt aus? Wer ist davon in welcher Form betroffen? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Politik und Gewalt? Wie kann Gewalt begegnet werden – in Form von Prävention, Deeskalation, Legitimation oder Einhegung?
Zu den zentralen Überlegungen, welche die Diskussionen rund um Politik und Gewalt wesentlich beeinflusst haben, gehören dementsprechend Ausführungen zu struktureller Gewalt. Karl Marx schrieb diesbezüglich von der Gewalt des Eigentums, das in gesellschaftlichen Hierarchien eingeschrieben sei. Der Begriff Politische Gewalt selbst wurde von Johan Galtung 1975 in seinem Aufsatz Violence, Peace, and Peace Research entwickelt. Seine Überlegungen zur ungleichen Verteilung von Ressourcen und den entsprechend ungleichen Machtverhältnissen bedeuteten eine wesentliche Weiterentwicklung für die Friedens- und Konfliktforschung.
Einen weiteren grundlegenden Beitrag zu dieser Debatte leistete Heinrich Popitz. In seinen Studien zu Phänomenen der Macht (1986) beschreibt er Gewalt – in Form absichtlicher Körperverletzung – als Aktion zur Durchsetzung von Macht. Dabei muss nicht unbedingt die Verletzung selbst der Zweck sein, sondern es kann auch um eine dauerhafte Unterwerfung gehen.
Etwa zehn Jahre später rief Trutz von Trotha in seinem Buch Soziologie der Gewalt (1997) dazu auf, nicht mehr nur die Ursachen von Gewalt zu erforschen, sondern sich auch mit dem Vorgang der Gewaltausübung an sich, mitsamt seinen Folgen für die Betroffenen, zu beschäftigen.