Stellungnahme zu Bürgerinitiative
Stellungnahme zu der Bürgerinitiative betreffend "Gemeinsam denken – Kindern helfen!" (67/BI)
Bei den Stellungnahmen handelt es sich nicht um die Meinung der Parlamentsdirektion, sondern um jene der einbringenden Person bzw. Institution. Mehr Informationen finden Sie in den Nutzungsbedingungen.
Inhalt
Sehr geehrte Damen und Herren, Werte Abgeordnete,
Unsere Tochter hat eine kombinierte Entwicklungsstörung. Für jeden kleinen Entwicklungsschritt bedarf es langes Üben und unzählige Wiederholungen.
Von 2017 bis 2020 waren wir 2x jährlich zur Therapie in der Kids Chance Bad Radkersburg. Das Therapiekonzept besteht aus Gruppentraining am Vormittag, was zeitlich sehr dem Besuch des Kindergartens entsprach und daher auch keine große Umstellung im Tagesablauf für unsere Tochter bedeutete. In der Gruppe übten sie unter therapeutischer Anleitung alltäglich Handlungen wie den Toilettengang, Zähneputzen, Essen und vieles mehr. Mehrere Therapeuten kümmerten sich um Ergotherapie, Wahrnehmungstraining usw. Die Kinder in der Gruppe lernten miteinander und voneinander. Nachmittags gab es zusätzlich ergänzende Einzeltherapien. Durch die Gruppentherapien am Vormittag hatten Eltern auch einmal Zeit durchzuschnaufen, einfach Kraft zu tanken, sind wir doch im Alltag oft rund um die Uhr mit der Versorgung der Kinder beschäftigt. Somit ergab sich ein passendes Gesamtkonzept für Kinder und Eltern.
2020 wurde uns mitgeteilt, dass wir in andere Therapiezentren ausweichen müssen, da die Kids-Chance seitens der Sozialversicherungsträger nicht mehr bewilligt wird. Die Hoffnung, dass der Therapieaufenthalt gleichwertige Qualität sowohl für das Kind als auch die Eltern haben würde, wurde schnell zerschlagen.
Einzeltherapieeinheiten dauern meist nur 25 Minuten. Man bringt das Kind also den Großteil des Tages von einem Raum zum nächsten, manchmal mit nur kurzen Pausen dazwischen. Wichtige Kerntherapien, im Falle unserer Tochter wären diese Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie sind beschränkt. Pro 5-wöchigen Aufenthalt werden zB.: max 8!!! x 25 Minuten Ergotherapie zugestanden. Dazwischen gibt es einige Lückenfüller-Einheiten (zB.: spielen im Aufenthaltsraum in der Gruppe mit Sozialpädagogen; Kocheinheiten für die Eltern!!!, 4x diätologische Essensbegleitung, obwohl sich nach der ersten Einheit herausstellte, dass es bei unserer Tochter keinen Bedarf dafür gibt, usw. …).
Auf das Arbeiten an unseren eigentlichen Zielen, nämlich dem Erlernen und intensiven Üben von Alltagshandlungen wurde nur wenig bis kaum eingegangen bzw. wurde dies in den Therapien nur sehr eingeschränkt aktiv geübt – diese Tätigkeit blieb zum Großteil den Begleitpersonen, also den Eltern über.
Wir möchten keineswegs unterstellen, dass man sich in diesen Einrichtungen nicht um die Kinder bemüht – die Therapeuten und ein Großteil des Personals sind mit großen Engagement und auch Kompetenz bei der Sache und für bestimmte Kinder mit bestimmten Bedürfnissen sind diese Aufenthalte auch gut und passend.
Aber man muss auch klar darstellen, dass manche Kinder, wie eben unserer Tochter, keine Reha mit starr vorgegebenen Therapieplan brauchen, sondern eine für sie individuell zugeschnittene Betreuung, damit sie Schritt für Schritt Dinge überhaupt erst einmal neu erlernen können. Diese Bedingungen finden Sie in der Kids-Chance vor.
Aus diesen Gründen werden wir mit unserer Tochter wieder Aufenthalte in der Kids-Chance auf Eigenkosten finanzieren. Wie lange und wie oft wir Ihr das Ermöglichen können, wissen wir jedoch nicht.
Wir bitten Sie daher, unseren Kindern wieder die Chance zu geben, regelmäßig und dauerhaft jene Therapieeinrichtung zu besuchen, welche für sie am besten geeignet ist um die (noch) verborgenen Fähigkeiten und Möglichkeiten aus sich herauszuholen.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!