Stellungnahme zu Bürgerinitiative
Stellungnahme zu der Bürgerinitiative betreffend "Klare und erreichbare Kriterien für die Beibehaltung der Staatsbürgerschaft" (15/BI)
Bei den Stellungnahmen handelt es sich nicht um die Meinung der Parlamentsdirektion, sondern um jene der einbringenden Person bzw. Institution. Mehr Informationen finden Sie in den Nutzungsbedingungen.
Inhalt
Sehr geehrte Damen und Herren,
Als gebürtige Österreicherin, die seit vielen Jahren international tätig ist, unterstütze ich nachdrücklich die Initiative zur Erleichterung der Beibehaltung der österreichischen Staatsbürgerschaft.
Die aktuelle Regelung, die den Verlust der Staatsbürgerschaft bei Annahme einer anderen erzwingt, ist nicht mehr zeitgemäß. Sie benachteiligt nicht nur die Betroffenen persönlich, sondern auch Österreich als Ganzes.
1. Österreich verliert wertvolle Bürgerinnen und Bürger
Weltweit setzen immer mehr Nationen auf eine offene Staatsbürgerschaftspolitik, um talentierte Menschen im Ausland an sich zu binden. Deutschland hat 2024 die uneingeschränkte doppelte Staatsbürgerschaft eingeführt, Frankreich erlaubt sie seit Jahrzehnten. Österreich hingegen zwingt hochqualifizierte Österreicherinnen und Österreicher zum Identitätsverlust – ein unnötiger Verlust für das Land.
Fakt: Laut Schätzungen gibt es über 624800 österreichische Auslandsbürger, die als wirtschaftliche und kulturelle Brückenbauer zwischen ihrer neuen Heimat und Österreich fungieren. Sie bringen Wissen, Investitionen und Diplomatie voran – warum sollte Österreich diesen Vorteil aufgeben?
2. Familien gehören zusammen – auch über Grenzen hinweg
In der heutigen globalisierten Welt leben Familien über Kontinente verteilt. Viele Österreicherinnen und Österreicher haben Kinder, die eine zweite Staatsangehörigkeit durch Geburt oder Heirat erhalten. Sie sollten nicht gezwungen werden, zwischen ihrer familiären Zugehörigkeit und ihrer nationalen Identität zu wählen.
Andere EU-Staaten haben erkannt, dass Familienzusammenhalt und kulturelle Verbundenheit über Staatsgrenzen hinweg bestehen bleiben sollten. Österreich sollte diese Realität anerkennen und eine moderne Lösung finden.
3. Österreich profitiert von seiner Diaspora – wenn es sie nicht verliert
Staaten wie Irland und Portugal nutzen ihre Auslandsbürger als Botschafter für Innovation, Wirtschaft und Tourismus. Sie ermutigen ihre Bürgerinnen und Bürger im Ausland, aktiv mit ihrem Herkunftsland verbunden zu bleiben.
Österreich könnte durch eine Reform der Staatsbürgerschaft ähnliche wirtschaftliche und kulturelle Vorteile erzielen – anstatt durch eine veraltete Regelung talentierte Fachkräfte und Unternehmer zu verlieren.
4. Menschen dürfen nicht zur Aufgabe ihrer Identität gezwungen werden
Die österreichische Staatsbürgerschaft ist mehr als ein Pass – sie ist Teil der Identität, Geschichte und Kultur einer Person. Sie aufzugeben, bedeutet für viele den Verlust eines fundamentalen Teils ihres Lebens.
Vorschlag zur Lösung
Einführung einer erleichterten Beibehaltungsgenehmigung für Österreicherinnen und Österreicher, die eine zweite Staatsbürgerschaft annehmen.
Anerkennung von doppelter Staatsbürgerschaft für gebürtige Österreicher, so wie es bereits viele EU-Staaten ermöglichen.
Evaluierung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Vorteile einer solchen Reform für Österreich.
Ich appelliere an Sie, diese Initiative ernsthaft zu unterstützen und eine Lösung zu finden, die sowohl im Interesse der Bürgerinnen und Bürger als auch im Interesse Österreichs liegt.
Mit freundlichen Grüßen,
Doris Foltin-Mendez
Hawaii, USA
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