BundesratStenographisches Protokoll794. Sitzung / Seite 68

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Ich bin nicht so glücklich mit diesen Studieneingangs- und Orientierungsphasen, das kann ich hier auch ehrlich sagen, aber Kompromisse sind Kompromisse. Aber es gibt so etwas wie – das ist für jeden Menschen wichtig, für Sie übrigens auch, für mich auch, für den Karl Boden auch, für alle, die wir in der Politik sind – Selbstevaluierung. Und es sollte auch so etwas wie Fremdevaluierung geben. In brutto bekommen wir sie dann bei den Wahlen, die Fremdevaluierung.

Aber es kann auch für Studierende wichtig sein, in dieser Phase die eigenen Interessen zu evaluieren und durch Prüfungen auch eine Fremdevaluierung zu haben. Tatsache ist, 60 Prozent der Studierenden studieren in 10 Prozent der Fächer. In einer vorangehenden Phase kann sehr wohl dieser Prozentsatz verändert werden.

Ich denke, wir sind uns alle einig, die Drop-out-Quote gilt es dringend zu senken. Kollegin Winzig ist jetzt nicht da, aber nur zu hoffen, dass alles automatisch kommt, das, glaube ich, funktioniert nicht. Es wird nach wie vor lange Warteschlangen geben. Aber hier geht es darum, diese Selbstorientierung zu finden, irgendetwas zu studieren. Das könnte hier doch eine Chance sein.

Insofern ist das also jetzt eine Phase der Evaluierung, eine Chance, das einmal zu probieren. Wichtig ist zum Beispiel, bei dieser Evaluierung anzuschauen – da gibt es so eine schöne Formulierung –, dass ein Senat noch eine weitere negative Prüfung ermöglichen kann. Das entscheidet jeder Senat für sich selbst. Da gehört dann ange­schaut, ob man dafür nicht ein paar kleine allgemeine Richtlinien vorgeben kann und ob durch dieses Studienmanagement für die Studierenden und für die Universitäten tatsächlich etwas verbessert werden konnte.

Was ausländische Studierende betrifft, insbesondere deutsche Studierende, meine ich, dass wir in Österreich nicht so weit gehen werden wie China. China hat eine eigene Universität für Ausländer und Ausländerinnen, aber aus positiven Überlegungen: Sie wollen dort, dass viele Ausländer und Ausländerinnen in China studieren, um nachher irgendwie auch als Botschafter Chinas in den jeweiligen Ökonomien und politischen Systemen zu fungieren, würde ich jetzt einmal sagen.

Da ist es natürlich auch umgekehrt: Wir müssen gleichzeitig die Mobilität unserer Studierenden fördern. Unsere Studierenden sollen die Chancen nützen, auch in Italien, in Deutschland, in den Niederlanden oder wo auch immer Austauschstudien in Angriff zu nehmen.

Dass wir die Frage der deutschen Studierenden nur in einem internationalen, einem europäischen Gleichklang regeln können, ist klar. Aber jetzt einmal ist dieser Kom­promiss unsererseits vertretbar, denn das, was drohte, ist weitaus bedenklicher und wäre gegen den freien Zugang zur Universität. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesräten der ÖVP.)

12.41


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste gelangt Frau Bundesrätin Dr. Kickert zu Wort. – Bitte, Frau Kollegin.

 


12.41.59

Bundesrätin Dr. Jennifer Kickert (Grüne, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Werte Kollegen und Kolleginnen! Jetzt haben wir ja schon verschiedene, wie soll ich sagen, Ansichtsweisen zu den vier in diesem Gesetzesvorschlag beschriebenen Punkten gesehen. Ich habe das Gefühl, so wie ich es sehe, sehen es alle nicht, aber das macht die Sache ja durchaus spannend.

Im Gegensatz zur Frau Kollegin von der ÖVP sehe ich hinter diesen Ausführungen wesentlich weniger Strategie oder so etwas wie langfristige Strategie als eher – und jetzt bin ich freundlich – Flickwerk. Es ist schon ein Versuch – und da gebe ich Kolle-


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