BundesratStenographisches Protokoll803. Sitzung / Seite 27

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heuer im Sommer fertig geworden sind, sind ins Ausland abgewandert worden. Abge­wandert worden!  nicht freiwillig, sondern die haben solche Angebote bekommen, dass sie nicht einmal nachgedacht haben, sondern das gemacht haben.

Was ich damit sagen will, ist: Es ist ganz einfach so, wir müssen alle mitwirken, zu vermitteln, dass Technik auch etwas Tolles ist, und bei den Lehrlingen müssen wir ver­mitteln, dass es nichts Negatives ist, sich im Lehrberuf schmutzig zu machen, dass In­stallateur-Sein, der sich halt einmal in der Woche vollkommen dreckig macht, auch was Geiles ist. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Bundesräten der ÖVP.)

Das muss man in unsere Hirne hineinbringen. Das muss man hineinbringen in die El­ternhäuser, in die Schulen, in die Lehrkräfte und, und, und. Wir beschweren uns alle, wir bekommen keinen Installateur, wir bekommen keinen Maurer – das stimmt auch, ist gar keine Frage –, aber wenn es darum geht, mitzuwirken, dass diesen Beruf auch welche lernen, gibt es ein Problem.

 


Präsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Weitere Zusatzfrage? – Bitte, Frau Bundesrätin Diesner-Wais.

 


Bundesrätin Martina Diesner-Wais (ÖVP, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Bundesminister! Österreich hat mit der Öffnung des Arbeitsmarkts gegenüber den acht im Jahr 2004 der EU neu beigetretenen Ländern sehr lange, vielleicht zu lange zuge­wartet. Viele wertvolle Fachkräfte sind daher inzwischen nicht nach Österreich, son­dern in andere Länder gezogen. Gleichzeitig kann noch immer rund ein Viertel der Pflichtschulabsolventen nicht ausreichend lesen, schreiben und rechnen. Da hat die Volksschule – bisher die einzig echte Gesamtschule Österreichs – nicht wirklich den Erfolg gebracht. Das schadet unserem Wirtschaftsstandort und belastet natürlich auf lange Sicht gesehen unser Sozialsystem.

Meine Frage: Welche Vorhaben haben Sie in diesem Zusammenhang mit der Unter­richtsministerin ausgearbeitet, um die Situation zu verbessern?

 


Präsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Herr Bundesminister, bitte.

 


Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Rudolf Hundstorfer: Ich habe das schon zuerst beantwortet. Das, was wir über das Arbeitsmarktressort in dem Fall tun können, ist: Wir treiben jetzt das Projekt Jugendcoaching voran, das heißt, wir gehen in die Schule, versuchen, die Jugendlichen zu beraten, die einerseits nicht genau wissen, wie es weitergeht, die andererseits auch aufgrund von diversen Bildungsdefiziten nicht genau wissen können, wie es weitergeht, weil sie kein Betrieb gerne nimmt. Da wollen wir Antworten finden, da wollen wir stärker und früher eingrei­fen. – Punkt eins.

Punkt zwei: Ich möchte schon festhalten, weil ich das bei einer früheren Frage nicht ganz beantworten konnte: Es sind nicht nur Jugendliche mit Migrationshintergrund, sondern es sind Jugendliche kreuz und quer, mit Migration, ohne Migration, die diese Bildungsdefizite haben.

Was wir auch tun, ist, zu versuchen, sie über die Produktionsschule und über überbe­triebliche Lehrwerkstätten besser zu qualifizieren. Bei den Produktionsschulen funktio­niert das zu 80 Prozent. Wir haben derzeit über das Jahr gesehen 2 200 Jugendliche in Produktionsschulen, immer auf 6 Monate. Da funktioniert das, wie gesagt, zu 60 Pro­zent sehr gut. In den überbetrieblichen Lehrwerkstätten haben wir rund 9 000, jetzt sind wir ein bisschen unter 9 000, ich glaube, bei 8 900. Die Frau Präsidentin hat die  (Bundesrätin Zwazl: 22,3 Prozent weniger!) – Danke schön. Es gibt einen Rückgang bei den überbetrieblichen Lehrwerkstätten, knappe 8 000 sind es jetzt.

80 Prozent der überbetrieblichen Lehrwerkstätten haben die Förderung nur auf ein Jahr. Das heißt, nach einem Jahr muss der Jugendliche in eine betriebliche Lehre ver-


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