BundesratStenographisches Protokoll803. Sitzung / Seite 59

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11.46.53

Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Rudolf Hundstorfer: Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich kann nur das wieder­holen, was ich schon im Nationalrat gesagt habe: Wo ist denn Ihre Alternative, meine Damen und Herren von der Freiheitlichen Partei?

Dass wir in der Pflichtschulausbildung beziehungsweise in den neun Schuljahren Defi­zite haben, ist ja unbestritten. Dass wir derzeit dabei sind, mit sehr viel Aufwand die Schulausbildung auf neue Beine zu stellen, ist ja ersichtlich. So haben wir beispielswei­se das fünfte Jahr im Kindergarten verpflichtend eingeführt. Und warum haben wir das getan? – Unter anderem auch deshalb, um Sprachprobleme frühzeitig zu lösen. (Bun­desrätin Mühlwerth: Das alles kommt viel zu spät! Es ist gut, aber es kommt zu spät!) Was heißt „es kommt zu spät“? Spät oder nicht spät – man braucht eine Zeit des Über­ganges! Und was ist die Alternative? – Die Alternative ist, dass wir ein paar Tausend Jugendliche irgendwo auf der Straße herumlungern haben, die nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen. Demzufolge ist es doch sinnvoll und richtig, dass wir diese überbetrieblichen Lehrwerkstätten eingerichtet haben, von denen 80 Prozent so kons­truiert sind, dass der Lehrling nach einem Jahr vermittelt werden muss, weil dann die Förderung ausläuft und seine Ausbildung damit zu Ende ist.

Wie gesagt, 80 Prozent der überbetrieblichen Lehrwerkstätten sind so konstruiert, und 20 Prozent davon sind konstruiert als All-over-Einrichtung. Aber unser Ziel ist und bleibt die betriebliche Berufsausbildung. Derzeit bilden 14,5 Prozent der österreichischen Be­triebe Lehrlinge aus. Das ist eine geringe Anzahl, weil es die Gesamtheit aller Betriebe betrifft. Wir wissen, dass bei vielen Betrieben eine Ausbildung aus verschiedensten Gründen nicht möglich ist, aber klar ist eines: Wenn wir es ernst meinen, dass wir jun­gen Menschen helfen wollen, die aus welchen Gründen auch immer gewisse Probleme haben, sofort auf dem Lehrstellenmarkt unterzukommen, wenn wir es ernst meinen, dass wir ihnen die Hand reichen wollen, dann müssen wir ihnen ein Angebot machen. Und dieses Angebot ist derzeit eine Ausbildung in einer überbetrieblichen Lehrwerk­stätte, und für die ganz schwierigen ist es davor die Produktionsschule. Und beide Mo­delle zeigen: Ja, es funktioniert! Es gibt natürlich da und dort noch Verbesserungsbe­darf, denn man kann immer besser werden, das ist gar kein Thema, aber keine Antwort zu geben, das ist die schlechteste Alternative. Daher gebe ich den jungen Menschen diese Antwort, aber ich bin der glücklichste Mensch, wenn ich eine überbetriebliche Lehrwerkstätte wieder zusperren kann, wenn alle dort in Ausbildung befindlichen jun­gen Menschen in der jeweiligen Region in den Betrieben untergebracht werden können.

Das Zusperren einer überbetrieblichen Lehrwerkstätte ist überhaupt nicht mein Pro­blem, sondern mein Problem ist, dass es da ein paar Tausend junge Menschen gibt, denen eine Antwort gegeben werden muss, das heißt, denen Zukunft, Hoffnung gege­ben werden muss. Aus diesem Grunde, also dafür, um ihnen eine Ausbildung und eine Qualifikation zu geben, brauchen wir dieses Instrumentarium. – Danke. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

11.49


Vizepräsident Reinhard Todt: Zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesrätin Ebner. Ich erteile es ihr.

 


11.50.25

Bundesrätin Adelheid Ebner (SPÖ, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Bundesminister, ich komme aus dem schönen Waldviertel, und ich würde mir wünschen, dass wir auch in unserer Region eine überbetriebliche Lehrwerkstätte etablieren könnten, weil auch das Waldviertel nicht genug Arbeitsplätze für Lehrlinge hat, und da wäre eine überbe­triebliche Lehrwerkstätte sicherlich eine gewisse Zukunftsperspektive für die jungen Men­schen.

 


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