BundesratStenographisches Protokoll807. Sitzung / Seite 76

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Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundes­rätin Blatnik. – Bitte.

 


13.27.15

Bundesrätin Ana Blatnik (SPÖ, Kärnten): Herr Präsident! Gospod president! Frau Bundesministerin! Gospa zvezna ministrica! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Drage kolegice in kolegi! Ich möchte als Lehrerin zu diesem Gesetz Stellung beziehen. Ich sehe es selbstverständlich als meine Aufgabe als Lehrerin, einerseits – und da gebe ich dir recht, liebe Kollegin Mühlwerth – Wissen zu vermitteln, denn Wissen schafft Kompetenz. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist aber, dass ich die Schüler und Schülerinnen fit fürs Leben machen will. Was heißt das „fit fürs Leben machen“?

Ich sehe dieses „Fit-fürs-Leben-machen“ so, dass ich sie erziehe und motiviere und un­terstütze, dass Schüler und Schülerinnen zu selbstbewussten, kreativen, eigenverant­wortlichen Menschen werden, die mitbestimmen, die mitentscheiden, die mitgestalten. Und ich kann sagen: Das funktioniert! Es funktioniert, wenn man es zulässt. Die Schule muss aufs Leben vorbereiten. Das Leben fordert Selbstständigkeit und Kompetenz. (Bundesrätin Mühlwerth: Leistungsbereitschaft!) Ich glaube, genau diese zwei Punkte, liebe Kolleginnen und Kollegen, müssen wir in den Vordergrund stellen, wenn wir von einer Schule der Zukunft sprechen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich glaube auch, dass wir unser Bildungssystem nicht immer so „verschulen“ – unter Anführungszeichen – sollen, dass Frontalunterricht vorherrscht (Bundesrätin Mühl­werth: Frontalunterricht ist auch nicht immer schädlich!), dass auswendig gelernt wird, sondern ich glaube, dass wir dieses Bildungssystem ein bisschen entschulen müssen und Selbstständigkeit und Kreativität in den Vordergrund stellen müssen und ermögli­chen müssen, dass dieses Wissen, das vermittelt worden ist, in der Praxis innovativ angewandt wird.

Ich meine, wir müssen Schüler und Schülerinnen dazu erziehen und motivieren, dass sie fähig sind, kritisch zu denken, dass sie auch einmal nachfragen, dass sie Proble-
me erkennen und auch in der Praxis für die Probleme eine Lösung anbieten können. Ich glaube auch, wir brauchen eine Schule, die Spaß macht, die Freude macht. Wir brauchen auf keinen Fall eine Schule, wo Angst und Zittern vorherrschen. (Bundesrä-
tin Mühlwerth: Eh nicht!)

Ich meine auch, dass wir eine Schule brauchen, wo Talente gefördert werden, wo Be­gabungen durch Zusatzangebote gefördert werden. Ich glaube auch, dass das Mitein­ander in der Schule zwischen Lehrern und Lehrerinnen, zwischen Lehrern und Schü­lern und Schülerinnen einfach stattfinden muss.

Ich glaube auch, dass wir eine Schule brauchen, wo die Kinder nicht schon mit zehn Jahren getrennt werden. Warum ganz einfach nicht? – Weil sich eine Trennung mit zehn Jahren pädagogisch und gesellschaftlich als nicht wettbewerbsfähig erwiesen hat. Mit zehn Jahren wissen sehr viele Kinder nicht, welche Talente, welche Begabun­gen sie haben. (Bundesrätin Mühlwerth: Stimmt ja gar nicht! Die Eltern entscheiden das!) Was passiert? – Die Eltern entscheiden nach ihren Vorstellungen und ihren Ge­fühlen, und dabei gehen sehr viele Talente und Begabungen verloren.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich weiß, jede Veränderung kann nur erfolgreich sein und kann nur gelingen, wenn wir es auch wollen, und da spreche ich Lehrer und Leh­rerinnen an. Ja, ich appelliere auch an die Lehrer und Lehrerinnen, dass sie Verän­derungen zulassen sollen, dass sie es sich nicht auf dem Stuhl bequem machen und sich zurücklehnen, sondern dass sie Veränderung zulassen. Es zahlt sich wirklich aus!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Qualitätsoffensive, neue Lernkultur, neue Lehrkultur, Kultur des Miteinander, das soziale Lernen, gezielte Förderung bei Schwächen und


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