BundesratStenographisches Protokoll807. Sitzung / Seite 81

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Einen Punkt möchte ich noch ansprechen, den ich sehr positiv hervorheben möchte. Das ist die Stärkung der Schulautonomie. Gerade mit diesen neuen Stundentafeln und dem neuen Lehrplan können Schulen jetzt sehr viel autonom entscheiden. Wir haben gestern gehört: an die 35,5 Stunden in den vier Jahren der Neuen Mittelschule! Das ist eine große Herausforderung. Das ist einerseits sehr positiv, aber Autonomie heißt auch viel Kompetenz, heißt auch viel Verantwortung. Also von einem Schilderaustauschen oder Etikettenschwindel kann keinesfalls die Rede sein.

Günther Jauch hat einmal gesagt: „Bildung kann man nicht downloaden. Sie hat mit Menschen und Prozessen zu tun.“ – Wir haben wirklich einen wichtigen Prozess vor uns. Und das möchte ich noch einmal betonen: Begleiten wir die Schulen positiv! Stel­len wir ihnen die entsprechenden Ressourcen – auch langfristig; das ist ja auch eine Befürchtung, die immer wieder kommt – zur Verfügung! Machen wir ihnen Mut! Geben wir ihnen gute Rahmenbedingungen und stärken wir sie durch unsere Wertschätzung und unsere Anerkennung!

Wir haben gute Lehrerinnen und Lehrer, die diese Entwicklungen mittragen, aber sie brauchen sicherlich große Wertschätzung und nicht, so wie heute überliefert bekom­men, die Beurteilung, dass sie eigentlich dort oder da nicht wissen, wovon sie reden. Das tun sie ganz sicher. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie des Bundes­rates Zangerl.)

13.52


Präsident Gregor Hammerl: Zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesministerin Dr. Schmied. – Bitte.

 


13.52.28

Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur Dr. Claudia Schmied: Herr Prä­sident! Meine sehr geehrten Damen und Herren Bundesräte! Ich kann für mich sagen, dass es heute mit der, so hoffe ich, Beschlussfassung des Gesetzespaketes zur Neuen Mittelschule ein besonderer Tag ist. Es war im Jahr 2007, als die ersten Gespräche begonnen hatten – damals mit meinem Ministerkollegen Gio Hahn –, das war damals, wenn Sie so wollen, die „Geburtsstunde“ – unter Anführungszeichen – des § 7a, mitt­lerweile in Schulkreisen bekannt, und der Ausgangspunkt für eine Großserie von Schulversuchen, so wie Sie, Herr Bundesrat Dönmez, das auch richtig beschrieben ha­ben; von Schulversuchen, die es in einer derartigen Form bis dato in Österreich – das sage ich jetzt voll Selbstbewusstsein – noch nie gegeben hat.

Österreichweit koordiniert, österreichweit begleitet, nicht nur wissenschaftlich, sondern auch durch ein Team von engagierten Lehrern und Lehrerinnen, begleitet von den Pä­dagogischen Hochschulen. Es gab regelmäßige Vernetzungstreffen der jeweiligen Di­rektoren und Direktorinnen, der Verantwortlichen in den Schulen, der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Schulaufsicht, sodass hier etwas gelungen ist, nämlich das, was meiner Meinung nach Claus Otto Scharmer so gut in seinem Buch „Theorie U“ be­schreibt: eine Idee, eine Innovation vom Prototyp serienreif zu gestalten, also die kriti­schen Größenordnungen zu erreichen, um aus punktuellen Erfahrungen Bewegungen zu gestalten.

Und so ist in meiner Wahrnehmung – und sie mag zugegebenermaßen eine sehr op­timistische sein, weil ich ja von meinem Projekt auch zutiefst überzeugt bin – aus dem Schulversuch Neue Mittelschule mittlerweile eine Bewegung geworden. Dass wir heu­te, so hoffe ich, die Übernahme in das Regelschulsystem beschließen, ist etwas ganz, ganz Besonderes. Zuletzt haben wir vor 50 Jahren eine neue Schulart in das Regel­schulsystem eingeführt. Daher auch diese lange Liste an Novellen, die notwendig sind, um diese Schulreform durchzuführen.

 


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