BundesratStenographisches Protokoll807. Sitzung / Seite 84

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Präsident Gregor Hammerl: Als nächster Redner gelangt Herr Bundesrat Füller zu Wort. – Bitte.

 


14.04.58

Bundesrat Christian Füller (SPÖ, Steiermark): Sehr geehrter Herr Präsident! Ge­schätzte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die Kolleginnen Blatnik und Astleitner, aber auch Sie, Frau Bundesministerin, haben hier schon We­sentliches zum Inhalt ausgeführt.

Wie wir gehört haben, haben bereits im Jahr 2007 die Vorarbeiten für das Projekt Neue Mittelschule begonnen. Viele Verhandlungsrunden, viele Vorgespräche später konnten die Schulversuche der Neuen Mittelschule erst möglich gemacht werden und starten.

Heute, rund fünf Jahre später, können wir uns über die Beschlussfassung zur Einfüh­rung dieser neuen Schule in das österreichische Regelschulwesen freuen. Mit dieser Beschlussfassung ist ein beachtlicher, ein großer Schritt in der Bildungsreform gelun­gen – ich sage das wohl wissend, dass noch viele weitere werden folgen müssen.

Dies ist ein großer Schritt hin zur gemeinsamen Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen. Bei der Gesamtschule der Sechs- bis Zehnjährigen, wie wir heute schon gehört ha­ben – der Volksschule –, würde auch niemand auf die Idee kommen, diese zu teilen, weil sie sich alles in allem bewährt hat.

Die Frau Bundesministerin hat diesen heutigen Beschluss auch bereits als die Schul­reform des Machbaren bezeichnet – und recht hat sie. Langfristig muss die Entwick­lung der weiter vor uns liegenden Bildungsreformen auf eine Schule der Sechs- bis Vierzehnjährigen hinauslaufen.

Ich verstehe die Argumentationslinie des Herrn Kollegen Dönmez nicht, den ich an und für sich für sehr professionell und sachlich halte, wenn er heute hier lauter Stellung­nahmen bringt vonseiten derer, die jetzt nicht unbedingt die Förderer und großen Un­terstützer im Bereich der Frage der Neuen Mittelschule waren. – Aber trotzdem, ich weiß, du musst das ein bisschen argumentieren. Ich verstehe nur eines nicht, nämlich dass man, wenn man zwei Schritte zu machen hat bei einem Wunsch, dessen Ver­wirklichung man selbst anstrebt, beim ersten Schritt dann Nein sagt und das so begründet: Weil ich den zweiten Schritt nicht gleich machen kann, unterstütze ich den heutigen Beschluss nicht.

Da in der Bildungsdebatte immer wieder die ideologische Keule ausgepackt und ge­schwungen wird, möchte ich nur als Beispiel anführen, dass in Südtirol mit dem Modell der Mittelschule bereits seit Jahrzehnten große Erfolge gefeiert und erzielt werden – und Südtirol ist wahrlich keine Hochburg der Sozialdemokratie. Mich persönlich würde es freuen, aber man kann es nicht als solche bezeichnen, denke ich. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Dem neuen Schultyp wird im Vollausbau die Summe von 230 Millionen € jährlich zu­sätzlich zur Verfügung stehen. Besonders freut es mich, dass zur besseren finanziellen Ausstattung auch eine neue Kultur des Lernens, eine neue Haltung und ein neues Klima Einzug halten werden. In den Hauptfächern wird es in Zukunft zwei PädagogIn­nen geben, die unterrichten. Die Nachhilfe wird bereits in der Schule stattfinden und muss von den Eltern nicht im Nachhinein teuer zugekauft werden.

Die gezielte Förderung von Stärken und das Beseitigen von Schwächen bei den Schü­lerInnen im Alter zwischen zehn und 14 wird deren Berufschancen verbessern oder ihnen anschließend einen besseren Start an den weiterführenden höheren Schulen ermöglichen, da das Erkennen von Talenten und Begabungen im Alter von zehn Jah­ren einfach noch zu früh ist, wie Experten immer wieder erwähnen. – Mehr Individua­lisierung, mehr Ressourcen, mehr Mittel, mehr gezielte Förderung für die einzelnen Schülerinnen und Schüler werden sich letztendlich auszahlen.

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite