BundesratStenographisches Protokoll812. Sitzung / Seite 127

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Was wir auch im Ausschuss etwas kritisch angemerkt haben, ist, dass die Evalu­ierungsberichte nicht oder nur sehr schwer zugänglich sind. Wenn das so eine gute Sache ist, wie es eben propagiert wird, dann ist eigentlich nur die logische Konsequenz davon, dass wir auch die Ergebnisse einsehen können.

Eines halte ich für ganz, ganz wichtig, nämlich dass wir von dem Gedanken weg­kommen müssen: Das alles sind Kinder, die uns nur Probleme bereiten!, sondern im Gegenteil, das sind Kinder und Jugendliche, die ein immenses Potenzial in sich tragen. Unsere Wirtschaft lebt ja gerade vom Export, zu über 60, 70 Prozent. Und etwas Besseres kann uns gar nicht passieren, als dass wir Kinder und Jugendliche haben, die mehrere Sprachen sprechen. (Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.)

Es ist mittlerweile schon Standard, dass mindestens zwei Sprachen gesprochen werden, und in der Schule lernen sie dann noch eine dritte. – Etwas Besseres kann uns nicht passieren, und wir als Politiker haben die verdammte Aufgabe, dass wir diesen Kindern und Jugendlichen die entsprechenden Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen, dass sie diese Sprache bestmöglich erlernen können. (Bundesrätin Mühlwerth: Sie müssen es aber auch annehmen!) – Hier den Fehler oder die Schuld, geschätzte Kollegin Mühlwerth, nur bei den Schülerinnen und Schülern zu suchen, halte ich für falsch; nur das System anzuprangern, halte ich auch für falsch.

Ich bin seit über zehn Jahren in der Jugendarbeit tätig, und ich kann Ihnen sagen, da ist mir wirklich alles untergekommen – Schuldirektorinnen und Schuldirektoren und Lehrer und Lehrerinnen, die einen Zugang haben, wo ich mir denke, denen würde ich nicht einmal einen Hund anvertrauen, wenn der sagt: Na, dann tun wir halt noch einen Sessel hinein und der soll sich reinsetzen (Bundesrätin Mühlwerth: Da sind wir wieder bei der Lehrerausbildung!), oder auch Kinder und Jugendliche, die wirklich kein Inter­esse daran haben, die Sprache zu erlernen, oder die generell kein Interesse am Lernen haben. Also da gibt es die volle Bandbreite. (Vizepräsident Mag. Himmer übernimmt wieder den Vorsitz.)

Unsere Aufgabe als Gesellschaft sollte es sein, die Rahmenbedingungen anzubieten. Dass es aber im Verantwortungsbereich der Individuen liegt, das anzunehmen, was dann angeboten wird, das ist für mich ganz logisch.

In diesem Sinne: Wir unterstützen die Sprachförderkurse, wir werden dem unsere Zustim­mung erteilen. Über die zeitliche Befristung sind wir weniger glücklich, und es wäre auch toll, wenn wir die Evaluierungsberichte einsehen könnten, denn dann kann man auch darüber diskutieren, wo wir Veränderungen vornehmen müssen, um für alle Beteiligten das Bestmögliche herauszuholen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)

16.32


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gelangt Frau Bundesministerin Dr. Schmied. – Bitte, Frau Ministerin.

 


16.32.13

Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur Dr. Claudia Schmied: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren des Bundesrates! Ich betone es, aber ich denke, es ist ja jetzt auch schon in Ihren Wortmeldungen sehr, sehr klar ausgesprochen worden: Die Verlängerung einer gezielten Sprachförderung ist einfach eine notwendige Maßnahme. Wenn wir uns die Zahlen etwa von Wien anschauen, dann sind 45 Prozent der Kinder, die heute in Wien die Pflichtschule besuchen – also Volksschule, Hauptschule, Neue Mittelschule –, Kinder, die aus Familien kommen, wo zu Hause nicht Deutsch gesprochen wird. 45 Prozent, also nahezu jedes zweite Kind.

 


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