BundesratStenographisches Protokoll827. Sitzung / Seite 78

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17.11.02

Bundesrat Edgar Mayer (ÖVP, Vorarlberg): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Ja, lieber Herr Kollege Jenewein, es soll ja keine Retourkutsche sein. Eine tatsächliche Berichtigung ist einfach dazu da, um auf die Tatsachen, die Wirklichkeit aufmerksam zu machen. Da muss ich jetzt in aller Form anführen, dass die Vorarlberger Volkspartei und auch der Vorarlberger Landtag – der sich damit befasst hat – ein Forschungs­projekt initiiert haben, das sich auch mit den Hintergründen und den Möglichkeiten der gemeinsamen Schule in Vorarlberg auseinandersetzt. Aber dass die Vorarlberger Volkspartei jetzt von vornherein und grundsätzlich in Richtung gemeinsame Schule unterwegs ist, stimmt so nicht und ist deshalb zurückzuweisen. (Beifall bei der ÖVP.)

Hingegen – und jetzt kommt sicher der Applaus für die eigene Partei – sind die Frei­heitliche Partei in Vorarlberg (Bundesrat Jenewein: Bravo!), auch der Parteiobmann Egger und die Bildungssprecherin Sabine Benzer, massiv (Bundesrätin Michalke: Silvia Benzer!) – Entschuldigung: Silvia Benzer – in Richtung gemeinsame Schule unter­wegs, entgegen allen freiheitlichen Bildungsmöglichkeiten in Restösterreich und auch entgegen der Meinung der Bundespartei der Freiheitlichen. Und das ist in dieser Form auch anzuwenden.

Die Vorarlberger wollen die beste Schule für Vorarlberg. Wir führen nicht nur eine Schuldebatte, sondern wir führen in Vorarlberg eine Bildungsdebatte, Herr Kollege Jenewein, und das ist der entscheidende Punkt. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

17.12


Vizepräsidentin Mag. Susanne Kurz: Wir setzen die Debatte fort. Zu Wort gelangt Frau Bundesrätin Blatnik. – Bitte.

 


17.12.50

Bundesrätin Ana Blatnik (SPÖ, Kärnten): Frau Präsidentin! Gospa president! Frau Bundesministerin! Gospa zvezna ministrica! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte in meinem Statement vor allem auf die Leistungsbeurteilung, auf die Ziffern­noten eingehen und dazu Stellung beziehen.

Ich möchte euch eine Geschichte erzählen, meine Geschichte. Ich habe in meiner Volksschule, im Gymnasium sehr viel auswendig gelernt: für einen Test, für eine Note, für den Lehrer oder für die Lehrerin – aber niemals für mich. Ich hatte in der 2. Klasse Gymnasium ein „Nicht genügend“. Ich hatte aber in den Hauptgegenständen Einser und Zweier. Ich war eine negative Schülerin, und das, obwohl ich in Mathematik, und das, obwohl ich in Slowenisch, und das, obwohl ich in Deutsch ein „Sehr gut“ gehabt habe.

Dieses „Nicht genügend“ hat mich nicht motiviert. Dieses „Nicht genügend“ hat mich frustriert. – Das einfach zum Nachdenken, wie man Leistung definiert. Ein „Nicht genügend“, drei „Sehr gut“, zwei „Gut“, ein „Befriedigend“ – und ich war eine negative Schülerin.

Heute hat sich vieles geändert, Gott sei Dank! Wir haben neue Lernmethoden, wir haben neue Lehrmethoden. Wir haben offenes Lernen, fächerübergreifenden Unter­richt und Projektlernen, kompetenzorientiertes Lehren und Lernen, selbständiges Erar­beiten – das sind wichtige Faktoren in unserer Bildungspolitik geworden. Nicht nur das Wissen allein, nicht nur die fachliche Kompetenz allein – und die ist auch wichtig –, es sind auch andere Kompetenzen wichtig, zum Beispiel die soziale Kompetenz. Wenn ich fachlich gut bin, ist für eine Wirtschaft, für einen Betrieb – und das wird mir bestimmt Frau Präsidentin Zwazl auch bestätigen können – selbstverständlich das Wissen sehr viel wert und wichtig, aber wenn ich mich in das Team nicht eingliedern kann, dann hilft mir davon vieles oder fast alles nichts.

 


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