BundesratStenographisches Protokoll839. Sitzung / Seite 65

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Es gab einmal einen Ausschuss, und es hat ein Volksbegehren gegeben: Expertinnen und Experten wurden eingeladen, und hier im Hohen Haus gab es viele Diskussions­stunden, mit ganz super Inputs von allen Parteien und ihren gestellten Experten/Exper­tinnen. Nur: Wenn man dann den Sitzungssaal verlassen hat, was ist herausgekom­men? Was ist geschehen? – Eher wenig! Das ist meines Erachtens etwas, worauf man den Fokus richten sollte, nämlich die Parteipolitik aus der Bildung, so weit es geht, zu­rückzudrängen und herauszuhalten.

Sehr geehrte Frau Ministerin, was ich mir von Ihnen wünschen würde – sofern ich ei­nen Wunsch deponieren darf –: SchülerInnen, junge Erwachsene dürfen mit 16 Jahren schon wählen, aber wenn ich mir dann anschaue, welches Rüstzeug wir ihnen mit­geben, uahh! Ich glaube, da zieht es nicht nur mir eine Gänsehaut auf. (Heiterkeit bei Bundesräten der ÖVP.). Es wäre gut, wenn man ab der 7. Schulstufe allen das Fach „Politische Bildung“ zukommen lasse würde, damit sie eben nicht nur mit der Wahl­möglichkeit ausgestattet sind, sondern auch das Rüstzeug und das Wissen haben, ei­ne Entscheidung treffen zu können.

Was meines Erachtens auch noch – und ich glaube, da bin ich nicht allein – in letzter Zeit für Irritationen gesorgt hat und weiterhin sorgt, das sind all diese Aktivitäten um die Zentralmatura. Da gibt es noch Optimierungsbedarf, denn die Verunsicherung der Leh­rer, der Schüler und der Eltern ist kein akzeptabler Zustand.

Was ich mir auch wünschen würde – ich glaube, das passt auch ein bisschen zu dem Tagesordnungspunkt 1, den wir heute diskutiert haben –: Der Konfessions-/Religions­unterricht sollte an und für sich der Steinzeit angehören. Man sollte sich vielmehr Ge­danken darüber machen, ob es nicht auf Höhe der Zeit wäre, diesen durch einen ver­pflichtenden Ethikunterricht zu ersetzen. Dann hätte man vielleicht auch viele gegen­wärtige Diskussionen vielleicht nicht mehr in dieser Intensität, und wenn schon, dann hätten die Leute auch das notwendige Fundament, diese Diskussionen auch zu Ende zu führen. – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei den Grünen sowie bei Bundesräten der SPÖ.)

13.06


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Nun gelangt wirklich Frau Bundesrätin Mag. Gru­ber-Pruner zu Wort. – Bitte.

 


13.06.52

Bundesrätin Mag. Daniela Gruber-Pruner (SPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Liebe Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich beginne meinen Redebeitrag heute mit einem Geständnis: Ich war zu Beginn der Einführung der Ganz­tagsschule eine Skeptikerin, ähnlich wie Frau Mühlwerth. Ich war sehr skeptisch, weil ich zwei Kinder, zwei Buben habe, und meine Befürchtung war, ob durch die Auswei­tung dieser Tagesschulzeit den Kindern nicht Zeit gestohlen wird – Freizeit, die sie für Dinge, die sie gerne machen, zur Verfügung haben – und ob dadurch nicht auch weni­ger Zeit für die Familie übrigbleibt.

Aber ich habe mich dann als Pädagogin mit der Idee der Ganztagsschule auseinander­gesetzt, und zwei Aspekte haben mich im Wesentlichen davon überzeugt, und ich ha­be dann meine Einstellung dazu geändert.

Der erste Aspekt ist der heutige pädagogische Begriff von einer Bildung, der ein sehr umfassender ist. Es geht hier um verschiedenste Bereiche, in denen Kinder permanent an verschiedensten Orten, in verschiedensten Settings lernen. Kinder lernen pausenlos und überall. Sie betätigen sich kreativ und erwerben dadurch unterschiedliche Aus­drucksformen. Kinder agieren mit anderen Menschen und erlernen dadurch Sozialkom­petenz. Kinder bewegen sich gerne, machen dadurch wichtige Körpererfahrungen. Kin­der erwerben Kulturtechniken, wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Kinder experimen-


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