BundesratStenographisches Protokoll839. Sitzung / Seite 136

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17.45.22

Bundesrätin Dr. Heidelinde Reiter (Grüne, Salzburg): Herr Präsident! Werte Kollegen und Kolleginnen! Ich bezweifle sehr, dass jemand – der die Diskussion noch auf Live-Stream oder hier verfolgt – noch das Vertrauen in die Politik hat, dass diese in der La­ge ist, das Bildungssystem zu reformieren und weiter positiv aufzubauen. Das erfüllt mich mit Besorgnis. Ich glaube nicht, dass wir hier eine Diskussion auf einem Niveau geführt haben, das vertrauenserweckend ist – vertrauenserweckend in die Richtung, wo­hin wir unsere Schulen entwickeln wollen; mit dem Vertrauen in die Lehrer, mit dem Vertrauen auch in das Ministerium, dass die Reform etwas wird, zum Besten für unsere Kinder und für unsere Zukunft.

Das große Problem bei der Neuen Mittelschule ist, dass sie eben keine echte Gesamt­schule für die 10- bis 14-jährigen ist. Wir von den Grünen wollen weiterhin an diesem Ziel arbeiten. Das Problem ist, dass die Mittelschulen, die Unterstufen, nicht mitge­macht haben und somit nach wie vor selektiert wird. Die Probleme in den Unterstufen der Mittelschulen zeigen sich auch im großen Nachhilfebedarf, der dort besteht, und am großen Leistungsdruck, dem die Kinder ausgesetzt sind – denn es gibt nach wie vor Kinder in der vierten Volksschule, die glauben, ihr Leben sei vorbei, weil sie einen Dreier haben und daher nicht in die Unterstufe der Mittelschule gehen können. Also das sind Probleme, die nach wie vor bestehen und die durch dieses System nicht ge­löst wurden, und deshalb ist es ein unvollständiger Kompromiss.

Dass es Umstellungsprobleme an verschiedenen Standorten gibt, ist klar und ist auch zum Einsehen. Das Ziel für uns ist auf alle Fälle die gemeinsame Schule für 10 bis 14-jährige, in der engagierte Pädagogen und Pädagoginnen unseren Kindern eine best­mögliche Zukunft geben. Wir hoffen nach wie vor, dass dieses Ziel erreichbar ist. Ich glaube fest daran, dass eine Zentralmatura in Österreich umsetzbar ist und dass wir in diesem Bereich auch entsprechende Ziele erreichen werden, denn es funktioniert in so vielen anderen Ländern.

Murphy‘s Law wirkt natürlich auch hier so, wie in allen Bereichen. Das heißt: Wenn et­was schiefgehen kann, dann geht es früher oder später schief. So ist das in diesem Bereich, und deshalb finde ich es vermessen, Garantien zu verlangen, dass Dinge nicht schiefgehen werden. Es werden immer wieder Dinge schiefgehen, aber das ist korrigierbar und veränderbar, und so war das auch bei den Pannen, die bisher passiert sind.

Ich glaube, wir sollten alle zusammenarbeiten, um für unsere Kinder eine entsprechen­de Zukunft sicherzustellen; aber eben auch mit dem Vertrauen, dass das mit den Menschen, die heute in diesem Bereich arbeiten – mit den Pädagogen, den Pädago­ginnen, mit dem Ministerium und auch mit der Politik –, möglich ist.

Dabei geht es auch darum, den Kindern die Angst zu nehmen, dass sie diese Leis­tungen nicht erreichen werden können und dass ihr Leben vorbei sein wird, wenn sie einen Dreier haben, weil im Alter von zehn Jahren selektiert wird und so weiter.

Ich glaube, dass unser Schulsystem bei Weitem nicht so schlecht ist, wie es heute in dieser Debatte dargestellt wurde und gewirkt hat, deshalb sollten wir uns wirklich um diese Zukunft bemühen.

Wir von den Grünen werden uns weiterhin um eine gemeinsame Schule der 10- bis 14-jährigen bemühen und hoffen, dass dieses Auseinanderdividieren im Alter von 10 Jah­ren eines Tages der Vergangenheit angehört. – Danke. (Beifall bei Bundesräten der SPÖ sowie der Bundesrätin Zwazl.)

17.49

17.49.50

 


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.

 


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