BundesratStenographisches Protokoll863. Sitzung / Seite 168

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Oder man stellt die Frage: Wie viele Kinder haben einen höheren Bildungsabschluss als ihre Eltern erreicht? „42 Prozent der 45- bis 54-Jährigen haben einen höheren Bil­dungsabschluss als beide Eltern.“ – Nichts also mit der sozialen Selektion, und dass man keinen höheren Bildungsabschluss erreichen könnte, wenn man nicht aus einem Akademikerhaushalt ist!

Ich frage mich ja, warum das immer behauptet wird, welchem Zweck das eigentlich dienen soll. Diese Studie ist ja mindestens genauso wahr wie das, was von Ihnen be­hauptet wird. Es geht weiter: „bei 40 Prozent der Studienanfänger“ – das sind jene, die die Matura geschafft haben – „haben weder Vater noch Mutter einen höheren Schulab­schluss. Also keine Matura.“

Vielleicht gibt Ihnen das auch noch einmal zu denken.

„Der internationale Vergleich weist für Österreich einen Anteil von 67 Prozent an Stu­dierenden aus, bei denen kein Elternteil einen akademischen Abschluss hat.“

Da kann irgendetwas an Ihrer Rechnung auch nicht stimmen, wenn man mit denselben Zahlen zu einem völlig anderen Ergebnis kommt. Vielleicht liegt die Wahrheit ein biss­chen in der Mitte, wie das oft der Fall ist. Diese Studie ist jedenfalls genauso eine se­riöse Untersuchung wie die anderen behaupten, dass ihre seriös wären.

Abschließend der wesentlichste Punkt – das ist für mich immer so gewesen, und auch viele Erziehungswissenschafter und Pädagogen sagen das –: Die Unterrichtsqualität steht und fällt mit der Qualität des Lehrers!

Wir nehmen uns viele Beispiele, und ich behaupte gar nicht, dass wir nicht unglaublich engagierte Lehrer hätten – und wir haben auch sicher sehr viele sehr gute Lehrer. En­gagiert heißt aber nicht unbedingt, dass man ein sehr guter Lehrer ist. Ich bin davon überzeugt, dass der Lehrerberuf nicht ein Job wie jeder andere ist, den man lernen kann, wenn man eine pädagogische Ausbildung hat. Da braucht es schon auch eine ge­wisse Begabung dafür, es braucht die Liebe zu den Kindern und – Ana, da wirst du mir vielleicht ausnahmsweise einmal recht geben – es braucht auch eine ordentliche Por­tion Humor, um mit den Schülern klarzukommen. (Bundesrätin Blatnik: Freilich!)

Die Qualität der Ausbildung ist jedoch das Nonplusultra. Da nimmt man sich Finnland ja komischerweise nicht so sehr als Vorbild, denn die haben ein ziemliches Auslesever­fahren, wer überhaupt Lehramt studieren darf. Bei uns versucht man, das so im ersten, zweiten oder vielleicht auch erst im dritten Semester abzufangen, und dann schauen wir einmal. Noch aus meiner Zeit als Vizepräsidentin des Stadtschulrates für Wien ken­ne ich eine ganze Reihe von Lehrern, bei denen man gewusst hat, den kannst du nie in eine Klasse stellen – und trotzdem durfte er das Studium beenden.

Auch die Akzeptanz der Lehrer und Schulen bei den Eltern und in der Gesellschaft ist immer mit der Qualität der Lehrer verknüpft. Das muss unser oberstes Ziel sein, dass wir dort anfangen, dann haben wir schon einmal die halbe Miete. Über die weiteren Din­ge unterhalten wir uns dann gern beim nächsten Mal.

Ich wünsche euch allen ein schönes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch und bleibt bit­te gesund! (Beifall bei der FPÖ.)

18.54


Präsident Mario Lindner: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mag. Gru­ber-Pruner. – Bitte.

 


18.55.07

Bundesrätin Mag. Daniela Gruber-Pruner (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Frau Minis­terin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich weiß jetzt gar nicht, wo ich anfangen soll (Bundesrätin Mühlwerth: Am Anfang!), weil ich mir so viele Notizen gemacht habe


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