BundesratStenographisches Protokoll865. Sitzung / Seite 19

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man sich damals in Sigmundskron für den friedlichen, für den europäischen Weg entschieden hat. Heute sind aus einstigen Feinden Freunde geworden.

Es gibt die Europaregion Tirol mit den drei offiziellen Landessprachen Deutsch, Italienisch und Ladinisch, aber es geht natürlich in Tirol noch viel weiter.

Allein im Bundesland Tirol gibt es wahrscheinlich über hundert Dialekte, alle zehn Kilometer, in jedem Ort einen anderen Dialekt. Man kann daher nicht von einer einheitlichen Tiroler Nation sprechen. Im Oberland, lieber Fraktionsvorsitzender, gibt es einen alemannischen Einschlag, unser neuer Bundespräsident etwa kann original Kaunertalerisch sprechen, weiter im Unterland geht es eher Südbairisch zu, in Osttirol geht es Südtirolerisch zu, Lienz hat einen Kärntner Einschlag, und da stellt sich schon die Frage: Was ist Tirol? – Es ist unsere gemeinsame Geschichte, unsere gemeinsame Tradition, die Tirol ausmacht.

Wenn man die Europaregion Tirol im Reigen der europäischen Regionen betrachtet, dann sprechen wir von rund einer Million Einwohner: Tirol – das österreichische Bundesland –, Südtirol und die italienische Provinz Trentino. In unserer chinesischen Partnerprovinz, Herr Landeshauptmann, hat allein die Hauptstadt 10 Millionen Ein­wohner; diese Provinz ist mit 100 Millionen Einwohnern zufällig auch die bevölkerungs­reichste.

Tirol erfüllt eine eminent wichtige Rolle in der europäischen Integration und kann als ein Musterbeispiel dafür, wie Europa funktionieren sollte, dargestellt werden. Der Herr Landeshauptmann hat es angesprochen, er hatte schon den Vorsitz in der Euro-paregion Tirol, den Vorsitz in der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer und wird auch den Vorsitz bei einer Aktionsgruppe innerhalb von EUSALP übernehmen. In dieser Region leben rund 70 Millionen Einwohner.

Wenn man die Fläche auf österreichische Verhältnisse umrechnen würde, geschätzte Frau Präsidentin der niederösterreichischen Wirtschaftskammer, dann hätten Tirol und Südtirol gemeinsam rund 20 000 Quadratkilometer – in etwa gleich viel wie das flächengrößte Bundesland Niederösterreich. Würde man das Trentino auch noch dazuzählen, dann wären es noch etwas mehr. Aber darum geht es nicht, sondern es geht darum: Wie können wir für unsere Menschen, für unsere Bürgerinnen und Bürger das Beste auch in Zukunft erreichen? – Die föderale Struktur, auch das Subsidiaritäts-prinzip sind das einzig richtige Rezept, um auftretende Probleme lösen zu können. Wir müssen bei den Gemeinden beginnen – unser Landeshauptmann hat es ange-sprochen –, wir müssen über die Regionen gehen, denn wenn Europa Zukunft haben will, dann wird es nur über ein Europa der Regionen gehen.

Was hat Afrika mit Tirol zu tun? – Unser Herr Landeshauptmann hat dieser Republik, wie er bereits selbst ausgeführt hat, nicht nur als Bürgermeister, Nationalrat, Landesrat und Sicherheitsminister in beiden Ressorts, Verteidigung und Inneres – einige Tage sogar gleichzeitig – gedient, sondern er ist ein absoluter Sicherheitsexperte und er war vor Kurzem auch in Afrika. Wie sieht die Entwicklung dort aus? – Derzeit leben dort 1,2 Milliarden Menschen, eine Verdoppelung der Einwohnerzahl wird bis zum Jahr 2050 erfolgen, Hunderte Millionen streben natürlich bessere wirtschaftliche Verhältnisse an, sie möchten auswandern.

Wie können wir diese Probleme lösen? – Nur vor Ort, da bin ich ganz bei unserem Außenminister Sebastian Kurz, der von Günther Platter auf diesem Weg auch bestmöglich unterstützt wird. Wir müssen die Probleme vor Ort lösen, damit sich die Probleme nicht zu uns verlagern, damit wir die Außengrenzen nicht noch massiver schützen müssen, als das derzeit der Fall ist, damit wir innerhalb Europas nicht dort neue Grenzen aufbauen müssen, wo eigentlich keine mehr sein sollten. Wir können nur die Entwicklungszusammenarbeit, die Entwicklungshilfe vor Ort verbessern, den


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