BundesratStenographisches Protokoll871. Sitzung / Seite 154

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Präsident Edgar Mayer: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Präsidentin Anderl. – Bitte.

 


18.11.26

Bundesrätin Renate Anderl (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minis­ter! Ich werde wirklich versuchen, es kurz zu machen, ich möchte nur ergänzend zur einen oder anderen Vorrednerin etwas sagen.

Frau Bundesrätin Mühlwerth! Ich bin stolz darauf, eine Quotenfrau zu sein. (Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.) Ich sehe das Wort auch nicht negativ. Ich habe in meinem täglichen Leben damit zu tun, dass wir Frauen leider sehr häufig vergessen werden, weil die Netzwerke der Männer – das sollten wir uns einmal anschauen – weitaus besser funktionieren als die von uns Frauen.

Auch Frau Bundesrätin Junker hat gemeint, dass die Quote ein schreckliches Wort ist. Ich finde dieses Wort nicht schrecklich und möchte hier vielleicht etwas anbringen: Es gibt überall Quoten, ob wir von einer Liste der SPÖ sprechen, einer Liste der ÖVP, wenn es um Wahlen geht, ob es um eine Liste im ÖGB geht, welches Bundesland wie viele Mandate bekommt. Das, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, sind alles Quoten, die werden positiv besetzt. Immer dann aber, wenn es um Frauen geht, wird das Wort Quote negativ besetzt.

Selbst ich habe diese Diskussionen geführt und habe es sehr spannend gefunden, dass meine Kollegen zu mir gesagt haben: Wenn wir Listen besetzen und uns ansehen, wie viele Mitglieder ein Bundesland hat, wie viele Personen ein Anrecht haben, einen Platz in einem Gremium zu bekommen, dann sind das keine Quoten, das sind Kennzahlen. Man sieht also, da ist die männliche Welt schon ganz anders und erfinderischer. Ana Blatnik hat ja auch erwähnt, dass es immer die Frage ist, wie man etwas bezeichnet.

Was ich auch im Laufe der Diskussion, bis wir es geschafft haben, dass hier heute dieses Gesetz beschlossen wird, erleben musste, war, dass hin und wieder die Aus­sage getroffen wurde und auch medial nachlesbar war: Frauen müssen sich ja erst qualifizieren.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Das weise ich aufs Schärfste zurück, denn wir wissen, und auch das ist heute schon angesprochen worden, dass wir Frauen im 21. Jahrhundert bestens, wirklich bestens qualifiziert, bestens ausgebildet sind. Wir verfügen häufiger als Männer über Studienabschlüsse. Das zeigen uns alle Studien, das habe nicht ich erfunden. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir haben die Frauen an den Universitäten, aber ich sage euch, wir verlieren sie im Arbeitsleben. Leider geht es nicht ohne diese Quote, daher freue ich mich, dass wir sie heute umsetzen können. Natürlich kann man sagen, dass die Quote definitiv kein Universalmittel ist, sondern sozusagen ein Mittel zum Zweck und vor allem ein enorm wichtiges politisches Steuerungsinstrument und ein Signal – das wurde heute auch schon angesprochen – für eine gendergerechte Arbeitswelt. Ich glaube, es ist schon längst an der Zeit und äußerst notwendig, dass die Wirtschaft endlich das Potenzial der weiblichen Führungskräfte ausnützt.

Glaubt mir: Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass kein einziger Sessel in irgend­einem Aufsichtsrat frei bleiben wird. Das haben uns andere Länder schon bewiesen. Und nicht nur das: Ich habe auch so ein Gremium, wo es immer darum geht, wenn die Quote nicht passt, dann bleiben Sessel frei. Ich kann euch von dieser Stelle aus berichten, dass seit sechs Jahren kein einziger Sessel frei geworden ist.

 


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