10.28.44

Bundesrat Mag. Gerald Zelina (ohne Fraktionszugehörigkeit, Niederösterreich): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Frau Minister! Gewalt gegen Frauen – wir sollten darüber sprechen: Was sind die Ursachen? – Die Ursachen liegen in erster Linie bei Männern, in der männlichen Energie, in den patriarchalischen Machtstruk­turen, die die Männer seit Beginn der Menschheit aufgebaut haben: männliche Macht­ansprüche, männliche Dominanzansprüche, der Anspruch, das letzte Wort und die Entscheidungsgewalt zu haben, männliche Kontrollansprüche, sexuelle Ansprüche des Mannes, Besitzansprüche des Mannes inklusive krankhafter Eifersucht, ja sogar Betrach­tung der Frau als Eigentum des Mannes, verbunden mit eingebildetem Recht auf Bestrafung der Frau bei fehlender Unterordnung. Da geht es nicht nur um kör­perliche Gewalt, da geht es auch um emotionale Gewalt und um finanzielle Gewalt, finanzielle Bestrafung.

Woher kommt das? – Es ist teilweise angeboren und auf der anderen Seite erlernt, anerzogen durch die vermittelten Werte.

Ich bringe das jetzt bildlich und bewusst sehr übertrieben dargestellt:

Es existiert ein wildes Tier im Mann (Heiterkeit), das ständig versucht, sein Revier und seinen Besitz durch Gewalt und Aggression zu erweitern. Dieses männliche Tier ist ein Raubtier, das die Frau als Beutetier betrachtet. Die Frau wird gejagt, erobert, gefangen und dient dann in Folge als Arbeitssklavin und als Sexsklavin zum Nutzen des Mannes. Dieser männlichen Energie der Gewalt und Aggression fehlt eindeutig die weibliche Energie der Liebe. (Ruf: Was?) Die Liebe der Frau hat das Potenzial, dieses böse, wilde Tier im Mann zu zähmen und es zu einem guten Lamm zu verändern. (Bundesrat Mayer: Das gibtʼs in Vorarlberg nicht! – Heiterkeit.)

Jetzt kommen wir zur erlernten Seite, den vermittelten Werten. Das fängt schon bei unserer Religion, bei unserer Geschichte an. Bei Adam und Eva wird uns gelehrt: Die Frau ist dem Manne nicht gleichwertig – sie ist ja nur aus der Rippe von Adam –; und dann kommt noch der Sündenfall der Frau – die Frau wird von Anbeginn mit Sünde verknüpft und abgewertet.

Und es gibt nur den männlichen Gott, den Sohn, den heiligen Geist. Wo ist die Göttin, wo ist die Tochter, wo sind die Priesterinnen? Hier fehlt die weibliche Energie. Auch bei den Märchen, die wir unseren Kindern erzählen, kommt immer der starke Prinz vor, und die schwache Frau fällt ständig hin und muss immer gerettet werden.

Es gibt ein gutes Buch: „Good Night Stories for Rebel Girls: 100 tales of extraordinary women“, also 100 Gutenachtgeschichten von herausragenden Frauen, die man unse­ren Kindern vorlesen könnte und in denen die Frau diejenige ist, die die Männer rettet.

Ein weiterer Punkt ist die Unfähigkeit der Männer, Konflikte gewaltlos zu lösen. Wir müssen die Männer in den Schulen und in der Erziehung lehren, wie man Konflikte gewaltlos löst.

Auch die Wehrlosigkeit der Frau gehört beendet – wer sich wehren kann, der wird weniger oft attackiert. Es braucht Selbstverteidigungskurse, finanzielle Unabhängigkeit und öffentliche Rechtsstellen, die unsere Frauen unterstützen, auch finanziell bei Klagen – Sie kennen die Problematik.

Die weibliche Energie muss in alle Männerteams hinein. Ausbalancierte Män­ner/Frauen-Teams bedeuten Fortschritt für uns alle: Länder mit größerer Geschlech­tergleichheit haben höheres Wirtschaftswachstum. Unternehmen mit ausgeglichenem Männer/Frauen-Anteil leisten mehr. Friedensabkommen, an denen Frauen beteiligt sind, halten länger. Parlamente mit höherem Frauenanteil verabschieden bessere Ge­setze. Und auch Kirchen mit weiblichen Priesterinnen haben größere Unterstützung.

Unsere Frauen sind Quelle unseres Lebens und Daseins und vollbringen die göttliche Schöpfung: Sie gebären uns, sie ernähren uns (Ruf bei der SPÖ: 5 Minuten!), sie sorgen für uns als Kinder, sie ziehen uns groß und wachen über unser Wachstum. Sie pflegen uns bei Krankheit.

Achtet die Frauen, ...

 

Präsident Reinhard Todt: Herr Bundesrat, ich bitte Sie, zum Schluss zu kommen. Sie haben die 5 Minuten Redezeit bereits überschritten.

 

Bundesrat Mag. Gerald Zelina (fortsetzend): ..., beschützt sie! Die Frau ist das heiligste Wesen auf Erden. (Heiterkeit.) – Das müssen wir unsere Kinder und in unse­ren Schulen lehren, in unsere Bücher schreiben und auch in der Politik vorleben.

Es ist heute meine letzte Rede im Bundesrat. (Bundesrat Samt: Aber die schönste!) Ich bitte den Herrn Präsidenten, wenn er es gestattet, noch um ein paar Minuten, die nicht dem Thema gewidmet sind, für ein paar abschließende Worte.

Ich danke zunächst einmal Frank Stronach (Bundesrat Stögmüller: Er ist eh nicht mehr in Österreich!), denn ohne ihn wäre ich nicht hier. Frank Stronach ist ein guter Mensch. Er hat immer versucht, Arbeitsplätze in Österreich zu schaffen, die Produktion im eigenen Land zu halten (Bundesrat Stögmüller: Keine Firmenreden da!) und einen Standort zu schaffen, der wettbewerbsfähig ist. Sein Reformprogramm zur Sanierung von Österreich war goldrichtig.

Warum gibt es das Team Stronach nicht mehr im Parlament? – Dazu möchte ich nur eines sagen: An mir lag es sicherlich nicht. (Nein-Ruf und Heiterkeit.)

Die neuen Parteien Team Stronach und NEOS haben sicher auch dazu beigetragen, dass sich eine neue türkise Bewegung entwickeln konnte. Der eingeschlagene Reform­kurs von Bundeskanzler Kurz und seinem ÖVP-FPÖ-Regierungsteam entspricht inhaltlich, ganz ehrlich, voll und ganz dem Stronach-Programm. (Bundesrat Stögmüller: Nicht schon wieder! Ein Bewerbungsgespräch reicht!) Insofern ist das Team Stronach auch nicht mehr wirklich notwendig. (Bundesrat Stögmüller – in Richtung ÖVP –: Bitte nehmt ihn!) Ich habe bis heute Frank Stronach unterstützt, und ich unterstütze ab heute Bundeskanzler Kurz. (Beifall bei ÖVP und FPÖ sowie Bravoruf bei der ÖVP.)

Herr Bundeskanzler, bitte holen Sie mich in Ihr Team! – Sprich nur ein Wort, und ich sitze dort! (Lebhafte Heiterkeit. – Bundesrat Stögmüller: Bitte! Das ist doch nicht dem Haus würdig, was da abgeht!)

Wo müssen Österreich und Europa hin? – Wir brauchen Frieden und wir brauchen ein Wirtschaftssystem, von dem alle profitieren. Das heißt auf der Unternehmensseite: Mitarbeiterbeteiligungen am Unternehmensgewinn ... (Bundesrat Stögmüller: Das ist ja kein Comedy-Klub hier!)

 

Präsident Reinhard Todt: Herr Bundesrat, ich habe Ihnen die Abschiedsrede geneh­migt. Sie haben ein Angebot gemacht. Kommen Sie bitte zum Schluss und fangen Sie nicht wieder mit einem Programm an.

 

Bundesrat Mag. Gerald Zelina (fortsetzend): Ich bedanke mich bei allen Mitgliedern des Bundesrates für die schöne Zeit. Ihr habt mich immer sehr fair behandelt und bei allen Fragen unterstützt. Insbesondere sage ich auch Danke an die FPÖ – von euch habe ich in der Regel den meisten Applaus bekommen. Danke, Monika Mühlwerth, danke an Mag. Reinhard Pisec für den gemeinsamen Kampf für die Klein- und Mittel­betriebe, für die Wirtschaft und den Kapitalmarkt.

Danke auch (Bundesrat Stögmüller: Dem FC Nationalrat!) an Präsident Reinhard Todt, an Ingrid Winkler und an Europaratsexperten Stefan Schennach für die guten Gespräche. (Bundesrat Schennach: Was?)

Mein Freund von den Grünen, Efgani Dönmez, ist ja nun schon bei der ÖVP. (Lebhafte Heiterkeit.) Dem jungen David Stögmüller sage ich: Du hast großes politisches Potenzial, dein Engagement gefällt mir.

Bei der ÖVP danke ich Edgar Mayer, Sonja Zwazl und Angela Stöckl für ihre Un­terstützung und kompetenten Beiträge. Sonja Zwazl, danke auch dafür, dass du mir in St. Pölten sogar einmal deinen Chauffeur zur Verfügung gestellt hast. (Hö-Rufe und Heiterkeit.)

Bürgermeister Dr. Köll, danke für die schönen Weihnachtskarten aus Matrei. (Heiter­keit.)

Robert Seeber, danke für dein sehr persönliches positives Feedback meiner Person gegenüber.

Ich bedanke mich auch bei allen Kollegen vom FC-Nationalrat (Bundesrat Stögmüller: Jawohl!), mit dem wir letztes Jahr Europameister wurden: René Pfister (Bundesrätin Mühlwerth: Der Pfister war sicher der Rechtsaußen!), Dr. Magnus Brunner und Dr. Philipp Neuhauser ...

 

Präsident Reinhard Todt: Ich bitte Sie wirklich, jetzt zum Schluss zu kommen.

 

Bundesrat Mag. Gerald Zelina (fortsetzend): ... und unserem treuen Fan Elisabeth Grossmann – Fußball verbindet. Vielen Dank!

Danke euch allen, auch jenen, die ich nicht erwähnt habe, und danke für die wun­derbare, schöne Zeit, die ich mit euch allen im österreichischen Parlament in den letzten fünf Jahren verbringen durfte. Alles Gute! (Beifall bei ÖVP, SPÖ und FPÖ. – Bundesrat Zelina begibt sich zur Regierungsbank und reicht Bundeskanzler Kurz und Bundesministerin Bogner-Strauß die Hand.)

10.40

Präsident Reinhard Todt: Danke, Herr Bundesrat. Auch wir wünschen alles Gute für die Zukunft.

Die Aktuelle Stunde ist beendet.