Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 35. Sitzung / Seite 16

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Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten Dr. Benita Ferrero-Waldner: Ich darf dazu sagen, dass mir in der Entwicklungspolitik die Kohärenz ein wichtiges An­liegen ist. Ich habe beim neuen Entwicklungszusammenarbeitsgesetz im Jahr 2002 großen Wert auf die Kohärenzklausel gelegt, die besagt: Der Bund berücksichtigt die Ziele und Prinzipien der Entwicklungspolitik bei den von ihm verfolgten Politikberei­chen, die die Entwicklungsländer berühren können. – Hiebei handelt es sich also um eine Bindung für die Bundesverwaltung. Der Privatbesitz von Aktien unterliegt nicht dieser Gesetzesbestimmung. (Beifall bei der ÖVP.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zusatzfrage? – Bitte.

 


Abgeordnete Mag. Ulrike Lunacek (Grüne): Frau Ministerin! Natürlich unterliegt der Privatbesitz nicht diesen gesetzlichen Bestimmungen, aber Sie und diese Bundes­regierung stehen für eine gewisse Glaubwürdigkeit und Verantwortung gegenüber den Ländern der Dritten Welt. Halten Sie es nicht für kontraproduktiv für die Glaubwürdig­keit Ihres Anliegens, wenn Minister Grasser solche Aktien hält?

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Frau Bundesministerin, bitte.

 


Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten Dr. Benita Ferrero-Waldner: Ich sage es noch einmal: Jeder Staatsbürger ist grundsätzlich berechtigt, selbst Aktien zu haben. Er unterliegt einfach all den Gesetzen, die da sind. (Beifall bei der ÖVP.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Weitere Zusatzfrage? – Frau Abgeordnete Bayr, bitte.

 


Abgeordnete Petra Bayr (SPÖ): Frau Bundesministerin! Das Halten von Aktien wie etwa von Konzernen, die in Nicaragua, einem Schwerpunktland der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, Gold schürfen und dabei Arbeiter ausbeuten (Abg. Großruck: Das ist ja hanebüchen!), gerechte Löhne vorenthalten und damit zu sozia­len Unruhen beitragen, ist ganz sicher nicht – das haben Sie auch bestätigt – im Sinne einer kohärenten Entwicklungszusammenarbeit. (Abg. Großruck: Dann geben Sie sofort den Goldring zurück, den Sie haben!) Jetzt gibt es schon seit längerem auch ethische Aktienfonds, ...

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Frage, bitte!

 


Abgeordnete Petra Bayr (SPÖ): ..., die soziale, ökologische und menschenrechtliche Kriterien berücksichtigen.

Ich würde Sie gerne fragen, wie Sie Ihrer moralischen und politischen Verpflichtung nachkommen wollen, Mitglieder der Bundesregierung davon zu überzeugen: wenn schon Spekulationskapital, dann Investitionen in diese ethischen Fonds.

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Frau Bundesministerin, bitte.

 


Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten Dr. Benita Ferrero-Waldner: Ich habe die Frage schon beantwortet. Ich habe gesagt: im Rahmen der Bundesver­pflichtungen selbstverständlich durch die Kohärenz. Ich kann aber niemandem vor­schreiben, welche Aktien er persönlich zu kaufen hat, ich kann nur empfehlen.

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Weitere Zusatzfrage? – Herr Abgeordneter Haubner, bitte.

 


Abgeordneter Peter Haubner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sie haben bereits die Kohärenz angesprochen. Meine Frage dazu: Welche Initiativen haben Sie für eine kohärente Entwicklungspolitik gesetzt?

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Frau Bundesministerin, bitte.

 


Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten Dr. Benita Ferrero-Waldner: Ich habe in den letzten Jahren bei den Studiengebühren für Studenten aus Entwick-


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