Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 46. Sitzung / Seite 131

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Vergessen Sie nicht, es wurde mit diesem Gesetz die gesetzliche Vertretung der Studierenden de facto um ihr Recht gebracht, und vergessen Sie nicht, dass die Vertretung des Mittelbaus de facto abgeschafft wurde. Das ist nicht irgendwie passiert und ein unabsichtliches Ergebnis von irgendwelchen Prozessen. Nein, Frau Bundes­ministerin: Das ist offensichtlich ein Herzensanliegen von Ihnen!

Bei einer öffentlichen Diskussion hat vor kurzem der Rektor der Universität Klagenfurt mitgeteilt, dass er daran denkt, an seiner Universität soweit machbar Mitsprache­mög­lichkeiten für die Studierenden zu schaffen. Man höre und staune: Dieser Mann be­kommt kurz darauf einen Anruf von Ihnen, Frau Bundesministerin, bei dem Sie ihn warnen, doch nicht in dieser Art und Weise die Mitsprache über die Hintertür einzu­führen. (Abg. Dipl.-Ing. Kummerer: Unerhört!) Das ist beschämend, Frau Bundes­minis­terin! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Sie und Ihre Fraktionen diskutieren heute mit uns über Demokratie, wo es Ihnen offen­sichtlich ein großes politisches Anliegen ist, quer durch alle Gesellschaftsbereiche Mit­entscheidungsmöglichkeiten, Mitsprachemöglichkeiten und Rechte abzuschaffen und einzuschränken. (Abg. Großruck: Einmal 5 Minuten die Wahrheit sagen! Märchen­stun­de! Wenn Sie die Wahrheit so ernst nehmen wie Ihre Kollegen!)

Frau Kollegin Brinek, Sie reden von „Verlotterung“. – Jawohl, das ist Verlotterung! Das ist Verlotterung der Universitäten und im größeren Ausmaß Verlotterung in vielen ge­sellschaftlichen Bereichen. Es geht hier um Lebenschancen von jungen Menschen an den Universitäten und allgemein von Menschen in diesem Land. (Abg. Großruck: Haben Sie mit normalen Studenten auch einmal gesprochen? Mit der überwiegenden Mehrheit? – Abg. Dr. Brinek: ... Gewaltvorwurf an das Parlament!) Da haben Sie einen zu leichtfertigen Umgang, den wir auch noch öfter hier thematisieren werden. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

16.45

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Bevor die beiden nächsten Redner Scheibner und Mag. Kogler das Wort ergreifen, gelangt Frau Bundesministerin Gehrer zu Wort. – Bitte.

 


16.45

Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Herr Präsident! Hohes Haus! Der Vorfall auf der Universitätsrampe wurde damals selbst­verständlich von uns verurteilt. Meinen Informationen nach wurde eine Anzeige ge­macht – und das Verfahren wurde eingestellt. Das sind die Tatsachen. (Abg. Dr. Lich­ten­berger: Wie denn? – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Das Zweite, was ich klarstellen möchte: Die Mitbestimmung wurde nicht abgeschafft. Die Studenten stellen nach wie vor ein Viertel der Mitglieder des Senats. Es gibt zahlreiche Gremien, in denen die Mitbestimmung weitergeführt wird, nur gibt es nicht mehr 298 Einrichtungen, in denen Studierende sitzen. (Abg. Dr. Lichtenberger: Über die Anzahl der Blumenstöcke dürfen sie mitentscheiden!)

Das Dritte: Ich habe den Rektor in Klagenfurt nicht angerufen. Ich bitte Sie, mir nicht derartige Dinge zu unterstellen. (Abg. Mag. Molterer – in Richtung der Abg. Mag. Kuntzl –: So halten Sie es mit der Wahrheit!) Im Gegenteil: Ich bin froh, wenn Rektoren im Rahmen des bestehenden Gesetzes die studentische Mitbestimmung, die studentische Mitsprache regeln. Ich bin da ganz der Meinung von Rektor Gäbler von der Universität Basel, der sagt:

„Die demokratische Grundhaltung einer Universität entscheidet sich nicht daran, ob Mitbestimmung bis ins Kleinste geregelt ist, wohl aber daran, wie eine Universität mit Studierenden umgeht, und zwar in ganz konkreten Situationen.“

 


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