Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 96. Sitzung / Seite 225

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Gestaltungsbeiräte waren und sind sicherlich positiv zu bewerten. Allerdings – und das weiß ich aus eigener Erfahrung, weil das auch in meiner Heimatstadt nachvollziehbar beziehungsweise zu beobachten war – gab es zum Teil falsche Entwicklungen. Das heißt, man hat diese Beiräte mitunter zu sehr zu international besetzt, sodass (Abg. Neudeck: Max, du weißt schon, dass es halb elf ist?) sich eine Entwicklung ergeben hat, dass aus Momentaufnahmen Beurteilungen erfolgt sind – und ich glaube, es war nicht immer alles im Sinne einer positiven Entwicklung.

Ich möchte zum Schluss ebenfalls noch ganz kurz den Denkmalschutz und die Denk­malpflege streifen, die, wie ich meine, auch etwas sehr, sehr Wichtiges ist. Unsere Denkmäler sind Bestandteil unseres nationalen Seins, das ist keine Frage! Es ist ein kulturelles Erbe, und es ist ein unverwechselbarer Teil unserer österreichischen Identi­tät.

Wie schon gesagt, sehe ich diese Enquete-Kommission als etwas sehr Positives – den Initiatoren ist zu danken – und vor allen Dingen als ersten Schritt, wissend, dass es eine Vernetzung, etwas Übergreifendes geben muss, um hier etwas Positives umset­zen zu können. – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

22.23


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Zinggl. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


22.23.37

Abgeordneter Mag. Dr. Wolfgang Zinggl (Grüne): Herr Präsident! Herr Staatssek­retär! Werte Kolleginnen und Kollegen! Es ist jetzt ein Jahr vergangen. Vor einem Jahr war diese Enquete-Kommission zur Baukultur. Ein Jahr braucht das Parlament, um den Stimmen, die damals laut wurden, dass es so etwas wie einen Dialog und einen Report geben muss, Rechnung zu tragen und überhaupt diesen Beschluss zu fassen. Das ist schon sehr lang. Das sagt eigentlich sehr viel aus über das, was sich das Parlament zum Thema Architektur bemüht zu verwirklichen.

Aber immerhin: Jetzt haben wir diesen Dialog, es wird diesen Dialog zwischen Bund, Städten und Gemeinden bald geben. Ich halte den für sehr notwendig, weil es gibt immer noch die reflexartigen Reaktionen, wenn es um radikalere Veränderungen im Bauwesen geht. (Abg. Großruck: Das ist ein Blödsinn!) So mancher Bürgermeister verlegt sich da lieber auf den bequemen Weg und vertritt lieber das, woran es keine Kritik gibt. Das führt meiner Meinung nach letzten Endes zu diesen Fertigteilhaus-Klischees und dieser Hegemonie von Langeweile und Durchschnitt, wie wir sie in Österreich – und leider nicht nur in Österreich, sondern überall – beobachten.

Es fehlen also, glaube ich, die rechtlichen Rahmenbedingungen und es fehlt auch eine Aufklärung, was das Bewusstsein in der Öffentlichkeit betrifft. Aber das kommt ja jetzt mit diesem Report hoffentlich bald.

Ich mache auch gar kein Geheimnis daraus, dass wir eigentlich bei diesem Entschlie­ßungsantrag, was die Formulierungen betrifft, einige Phrasen nicht so gern gehabt hätten, aber im Sinne des Konsens halt mitintegriert haben, zum Beispiel „Architektur als Teil der Kreativwirtschaft“. – Immer diese Kreativwirtschaft, Herr Staatssekretär! Phrasen werden nicht besser, auch wenn man sie noch so lange drischt. Wir überlegen uns schon immer wieder, ob da nicht mehr als die Bedienung von Bauwirtschaft enthal­ten ist. Die Frage lautet eigentlich immer, ob Kultur Teil der Wirtschaft ist oder die Wirtschaft ein Teil der Kultur. Wir werden vielleicht irgendwann einmal noch die Mög­lichkeit für ein Privatissimum haben, um das zu klären.

 


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