Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll181. Sitzung, 14., 15. und 16. November 2012 / Seite 333

HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite

Substitol gestiegen sei, ist wissenschaftlich völlig unbewiesen, weil Morphin-gespritzt oder Substitol-geschluckt nicht differenziert werden kann. Das hat Frau Mikl-Leitner offensichtlich nicht gewusst. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

13.39


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Rasinger. 4 Minuten sind wunschgemäß eingestellt. – Bitte.

 


13.39.23

Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Gesundheitspolitik wird in Österreich meistens mit Kosten- und Machtpolitik verwechselt. Natürlich geht jeder zehnte Euro ins Gesund­heitswesen, wir werden auch älter, die Ansprüche steigen, nur ist das nicht Gesund­heitspolitik per se. Gesundheitspolitik braucht Ziele, und wenn Sie keinen Ziele haben, dann galoppieren Sie in alle Richtungen, nur nicht in die richtige Richtung.

Der Ansatz in der jetzt von Ihnen verkündeten Gesundheitsreform wäre ja nicht so falsch, wenn Sie von Planung und Steuerung aus einer Hand reden, aber wenn man das hört aus Ihren Geheimpapieren oder Geheimversammlungen, was alle aufregt – mich auch! –, dann hat man das Gefühl, die Hand hat 24 Finger, und das ist ein medizinisches Wunder. Und wie dann 24 Finger allein planen wollen, das schaue ich mir als gelernter Österreicher an. Ich bin kein plastischer Chirurg, also, ich hoffe, dass Sie die Finger vielleicht wieder auf die normale Anzahl von fünf an einer Hand reduzieren. Vielleicht kommen wir dann weiter, denn sonst, wenn 24 Leute oder Gruppen entscheiden, geht gar nichts weiter.

Ich möchte mich aber den Inhalten einer gesundheitspolitischen Debatte zuwenden. Wir diskutieren im Gesundheitsausschuss ständig über Dinge, die nicht gehen, weil sich Kassen und so weiter querlegen, beispielsweise bei den Themen Hospiz, Kinder­rehabilitation et cetera. Es ist schon bedrückend, wenn ich vor zwei Tagen lesen musste, dass die Zahl der Rehab-Plätze für psychische Gesundheit von 700 auf 5 500 ausgebaut wurde, also nach Adam Riese 4 800 Plätze in fünf Jahren eingerichtet wurden, und wir schaffen es seit 20 Jahren nicht – seit 20 Jahren! –, eine Kinder-Rehab für 180 krebskranke Kinder auf die Beine zu stellen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Dr. Belakowitsch-Jenewein und Ursula Haubner.)

Im Regierungsprogramm ist die Aufwertung des Hausarztes enthalten. – Dieses Regie­rungsprogramm ist jetzt vier Jahre alt, wir haben in einem Jahr Neuwahlen. Da steht wortwörtlich drin: „Ein Hausarztmodell ist zu erarbeiten“. Ich sage Ihnen, ich war dabei der „Vater“ dieses Gedankens, weil ich schon vor vier Jahren das gespürt habe, was im Ausland vor sich geht – und man braucht sich ja nur umzuschauen: In Amerika ist Hausarzt ein No-Go; keiner will Hausarzt werden. Wenn Sie die jungen Studenten in Wien fragen: Willst du Hausarzt werden? – Nein, kommt doch überhaupt nicht in Frage! Ich tue mir doch den Stress mit der Bewilligung bei der Gebietskrankenkasse et cetera nicht an.

Ich sage Ihnen ehrlich: Ich bin Hausarzt. Ich bin sehr, sehr gerne Hausarzt, weil ich glaube, das ist ein wirklich berührender, toller Beruf, aber wenn ich sehe, dass ich wegen Schmerzmittel für Krebspatienten mit der Krankenkasse eine halbe Stunde streiten muss, dann komme ich mir vor wie ein Vollidiot.

Und bedenken wir, dass man in Wien das Parkpickerl eingeführt hat: Das führt dazu, dass ich als Hausarzt kein Parkpickerl bekomme beziehungsweise nicht einmal eine Ermäßigung oder sonst irgendetwas. Und dann sagt mir die zuständige Stadträtin: Na, dann muss halt der Arzt in den Öffis (Abg. Mayerhofer: Das ist ein Wahnsinn! – Abg.


HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite