Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll215. Sitzung / Seite 285

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Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Markowitz. – Bitte.

 


0.19.00

Abgeordneter Stefan Markowitz (STRONACH): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Wir werden auch beiden Anträgen zustimmen, da wir finden, dass gerade beim Thema politische Bildung über alles gesprochen werden soll, auch über den Zweiten Weltkrieg, ganz klar. Deswegen stimmen wir beiden zu. – Vielen Dank. (Beifall beim Team Stronach.)

0.19


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Hübner. – Bitte.

 


0.20.01

Abgeordneter Dr. Johannes Hübner (FPÖ): Herr Präsident! Lieber Kollege Walser! Vier oder fünf Punkte zuvor haben Sie einen epochalen Satz geprägt: Man kann auch dort lernen, wo man es am wenigsten erwartet! – Da stimme ich Ihnen vollkommen zu. Jetzt könnten Sie zum Beispiel einmal etwas lernen, indem Sie Kollegin Kitzmüller zuhören (Abg. Dr. Walser: Das bezweifle ich!), einmal die tiefrote Brille ablegen und einmal schauen, was denn so außerhalb der ideologischen Scheuklappen geschehen ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie können nicht ernstlich glauben, dass wir einen Nachholbedarf in der Aufarbeitung des Nationalsozialismus haben, weil wir das noch nie gemacht haben. Ich weiß nicht, ob sie die Lehrpläne einmal gelesen haben. Das Einzige, das in allen Lehrplänen im Geschichtsunterricht verpflichtend drinnen steht, sind die Gräuel des Nationalsozialis­mus und der Holocaust. Das ist seit Jahrzehnten so. Das ist klar.

Das Einzige, das sicher nicht drinnen steht, ist das, was nachher geschehen ist. Ich glaube, es ist ja gerade für einen wie Sie, der im Lehrberuf aufgewachsen ist, der sich mit Geschichte nicht nur hobbymäßig beschäftigt, doch eine Verpflichtung, zu schauen, was denn nach dem Krieg geschehen ist.

Macht man da jetzt einen Eisernen Vorhang oder eine Berliner Mauer und sagt: Da schaue ich lieber gar nicht hin, denn das passt vielleicht nicht ins Weltbild hinein? Oder schaut man vielleicht doch einmal drüber und denkt: Oje, das war nicht so schlimm?

Man muss das ja nicht gleich als Jugendlicher machen, nicht mit 20, 30, 40. Ich weiß nicht, wie alt Sie sind. Aber irgendwann, mit 50, grauhaarig, wäre es einmal an der Zeit, über die Mauer zu schauen, über den eigenen Schatten zu springen und zu sa­gen: Oje, das schaut ja böse aus. Da sind Millionen Leute vertrieben, Hunderttausende ermordet worden – im Frieden, nicht im Krieg, aus Rache, als Ausgleich, aus dem Wunsch einzukassieren, aus kommunistischer Ideologie und so weiter. Das darf man aber alles nicht anschauen.

Halten Sie es mit 50, 55 nicht für ein bisschen an der Zeit, doch hinzuschauen? Sind Sie nicht der Meinung, dass es gar nicht schlecht wäre, wenn wir auch in den Schulen verpflichtend dafür sorgen, dass die Kinder drüber schauen? Auch wenn Sie bis jetzt nicht geschaut haben, heißt das ja nicht, dass die nächste und übernächste Generation auch so sein muss – auch lauter Walsers, die da nicht drüber schauen. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich bin der Meinung, irgendwann einmal könnte man diesen Teufelskreis, dem Sie of­fenbar unterliegen, durchbrechen und dafür sorgen, dass auch diesen Leuten gedacht wird. Dieser Opfer hat man nicht nur nicht gedacht, sondern man hat dort, wo die Ver­brechen passiert sind, bis heute in der Regel keine Entschuldigung vorgebracht – von Entschädigung oder gar Restitution zu sprechen, daran denke ich nicht einmal.

 


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