Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll51. Sitzung / Seite 163

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Ich möchte noch einmal zur Artikel-15a-Vereinbarung kommen und zur Fragestellung, was sie dem Einzelnen, was sie den Bürgerinnen und Bürgern bringt. Es geht darum – und das unentgeltlich, das möchte ich hier auch hinzufügen –, Versäumtes nach­zuholen, anderes aufzufrischen und auch wieder Neues zu lernen. In der immer wieder erwähnten PIAAC-Studie geht es um ein Sample von Personen zwischen 16 Jahren und 65 Jahren und auch um ein Schulsystem, seit dessen umfassender Neuregelung bereits 50 Jahre vergangen sind, wo von EDV-Kenntnissen in der Schule und in der Ausbildung noch keine Rede war.

Es geht darum, das auch lokal durchführen zu können. Die Werbung ist dafür auch unterschwellig angedacht. Es soll bei lokalen Bildungsangeboten – in Niederösterreich ist es das Bildungs- und Heimatwerk – angeboten werden, bei Volkshochschulen, sodass es möglich wird, damit auch ein Stückchen mehr Lebensqualität für sich persönlich mitnehmen zu können, auf den Bildungsweg vorbereitet zu werden, das Gewünschte auch nachholen zu können und auch beruflich weitere Schritte setzen zu können. Dafür bitte ich um breite Zustimmung. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

16.40


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Kuntzl. Ich erteile es ihr.

 


16.40.38

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Im Jahr 2011 haben wir hier mit dem Beschluss der „Initiative Erwachsenenbildung“ einen sehr, sehr wichtigen Lückenschluss gemacht. Ich würde das nicht so abwertend als ein Pflaster klassifizieren, sondern wir haben da ein sehr wichtiges Auffangnetz für viele Menschen geschaffen. Und der Bedarf ist, wie wir in den letzten Jahren gesehen haben, auch sehr groß. Deswegen ist es besonders wichtig, dass wir das verlängern. Ich bin zuversichtlich, dass wir das heute hier in diesem Haus auch einstimmig be­schließen werden.

Natürlich ist es erschreckend, wie groß die Zahl jener Menschen ist, die auch heute noch die wesentlichen Grundkompetenzen nicht beherrschen, die wichtigsten Kultur­techniken, die grundlegenden Kulturtechniken nicht beherrschen, mit denen man sich in unserer Gesellschaft entsprechend bewegen kann, die man dafür braucht und die dafür notwendig sind. Man muss sich vor Augen halten, was das im Alltagsleben bedeutet, wie viele Türen diesen Menschen verschlossen bleiben und welche Spirale nach unten das in Gang setzt, wenn man Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben, Rechnen nicht im entsprechenden Mindestausmaß beherrscht.

Was das im Berufsleben bedeutet, das liegt auf der Hand, aber man muss sich vor Augen halten, was das im Alltag, jeden Tag, in jeder Situation bedeutet: zum Beispiel, wenn man das Wechselgeld beim Einkaufen nicht nachzählen kann, oder dann, wenn man Formulare nicht ausfüllen kann, oder auch, wenn man mit Kollegen nach der Arbeit ins Gasthaus geht und die Speisekarte nicht lesen kann. Das setzt ein be­stimmtes Verhalten in Gang: Die Leute neigen dann dazu, sich zu verstecken, um sich diesen Situationen nicht aussetzen zu müssen. Und das ist dann der Weg, der pfeil­gerade in die soziale Isolation führt.

Mit der heute zu beschließenden Maßnahme wollen wir diese Menschen aus ihrer Isolation herausholen. Manche von ihnen haben ja bewundernswerte Strategien, das zu kompensieren oder zu vermeiden, indem sie eine erstaunliche Merkfähigkeit entwickeln und sich ausgeklügelte Techniken zulegen, um das zu überspielen.

 


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