Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll68. Sitzung / Seite 187

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Landesgruppe in Vorarlberg fordert die gemeinsame Schule. Setzen Sie sich mit Ihnen in Verbindung! (Abg. Walter Rosenkranz: Ja, das ist, glaube ich, ein Irrtum, Herr Kollege Walser! Sie müssen Ihre ... aktualisieren!)

Wir haben vor einem Jahr eine interessante Serie im ORF gehabt. Der ORF hat ver­sucht, das Prinzip „Schule fürs Leben“ umzusetzen, und hat SchülerInnen aus der Neuen Mittelschule und der AHS-Unterstufe zusammengesetzt – mit sensationellen Ergebnissen! Bereits nach fünf Monaten war signifikant festzustellen: Die Kinder haben mehr Selbstvertrauen, sie haben mehr Lust, in die Schule zu gehen, die Leistungen sind wesentlich besser geworden und Integration hat als Nebeneffekt stattgefunden. Alle Elemente, die wir von einer modernen Schule wollen, sind verwirklicht worden, und was der ORF mit relativ geringen Mitteln zustande bringt, dazu müsste doch die Bildungspolitik auch in der Lage sein, wenn wir es gemeinsam anpacken.

Also: Bildungsreform jetzt und nicht irgendwann und, Herr Kollege Mayer, kein Kind zurücklassen! (Beifall bei den Grünen. Abg. Mayer: Meine Rede!)

16.43


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Lugar. – Bitte.

 


16.43.19

Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Das Lernen kann man nicht verhindern. Ich weiß nicht, ob Sie Kinder haben. Aber wenn ich mir meine eigenen Kinder anschaue – die sind jetzt 8 beziehungsweise 10 Jahre alt –, stelle ich fest, dass man ihnen das Lernen gar nicht verbieten kann und es auch nicht sollte. (Abg. Mayer: Hast du es versucht, oder wie?) Die Frage ist, was passiert, wenn die Kinder irgendwann einmal in die Schule kommen und plötzlich den Spaß am Lernen verlieren. Ich glaube, man kann es mit dem Bewegungsdrang der Kinder vergleichen.

Die Kinder wollen sich ja bewegen, und sie bewegen sich jede Minute, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Vermiesen kann man es ihnen dann, wenn man die Bewegung, den Bewegungsdrang, in stupide Bahnen lenkt, indem man sie einfach immer wieder im Kreis laufen lässt. Das macht man ein paar Mal, und dann plötzlich ist der Bewegungsdrang weg. Genau so ist es in der Schule.

Das heißt, wenn man es schafft, das Lernenwollen und das Lernen, das auf natürliche Weise erfolgt und bis ins hohe Alter funktioniert, in stupide Bahnen zu lenken, dann vergeht dem Schüler oder der Schülerin der Spaß daran. Das ist das Problem, das wir in der Schule haben. Das ist das Problem, das wir sehen. Letztlich verlieren die Kinder das, was sie von Natur aus haben, nämlich den Willen zu lernen und immer wieder neue Dinge zu entdecken.

Um einen anderen Weg in der Schule zu implementieren, bräuchten wir einen Ganz­tages­unterricht. Das heißt, wir wollen einen Ganztagesunterricht, der es ermöglicht, dass die Kinder vor allem in der Unterstufe spielerisch an die Lerninhalte herangeführt werden. Was wir aktuell machen, ist ein Frontalunterricht, in manchen Schulen nicht so stark, aber in einigen Schulen sehr stark. Wer dabei nicht mitkommt, wird einfach vergattert, alles Unverstandene zu Hause nachzulernen.

An diesem Punkt kommt die soziale Komponente ins Spiel. Sie, Frau Ministerin, waren ja einmal eine Sozialistin, Ihnen müsste das ja ganz besonders aufstoßen, dass durch diesen Unterricht die sozialen Unterschiede zementiert werden. Was passiert denn, wenn ein Kind, das in der Schule nicht das lernt, was es lernen soll, mit der Hausübung nach Hause geht und sich zu Hause niemand um es kümmert? Es passiert genau das, was wir letztlich auch in Statistiken sehen: Kinder, die ein schlechtes Elternhaus


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite