Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll70. Sitzung / Seite 115

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Darüber hinaus möchte ich, weil ja diese Frage immer wieder aufgeworfen wird, an dieser Stelle ein für alle Mal sagen: Es gibt dafür keinen gesamtgesellschaftlichen Kon­sens. Zudem möchte ich auch festhalten, dass Sie, Herr Kollege Franz, mit Ihrer Hal­tung weit außerhalb eines möglichen gesellschaftlichen Konsenses stehen und sich daher auch nicht wundern dürfen, dass derartige Anträge immer wieder abgelehnt wer­den. – Danke. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

14.09


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Rasinger. – Bitte.

 


14.09.26

Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger (ÖVP): Sehr geehrter Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Ich möchte aus diesen vielen Anträgen, die wir unter einem Tagesordnungspunkt zu behandeln haben, zwei Punkte herausgreifen, nämlich erstens die Schmerzbehandlung und zweitens den Antrag vom Marcus Franz zum medizini­schen Dokumentationsassistenten.

Wir sind bei der Schmerztherapie mit unserer Meinung nicht weit auseinander, das hat auch die Frau Abgeordnete Mückstein gesagt. Ich glaube aber, den Menschen wird weniger durch die Leitlinien, wie Sie sie ja ursprünglich wollten, geholfen, sondern durch die Möglichkeit, diese Standards zu leben.

Wenn man sich kritisch fragt, wo Österreich im internationalen Vergleich in der Schmerz­behandlung liegt, so ist die Antwort klar: Wir sind sicher in Bezug auf die Qualität nicht schlecht positioniert. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Das glaube ich nicht!)

Probleme haben wir in Österreich im Bereich des Zugangs zu Schmerzmitteln. Es gibt einfach sehr viele Menschen, die Schmerzen haben, und die Möglichkeiten der Schmerz­therapie sind – Gott sei Dank! – sehr groß geworden. Als ich mit der Medizin angefan­gen habe, steckte die Schmerztherapie wirklich in den Kinderschuhen. Damals hat es kaum die Möglichkeit gegeben, Morphine zu geben. Die Menschen haben wirklich schreckliche Schmerzen gehabt, vor allem bei Krebs im Endstadium.

Derzeit haben wir in Österreich teilweise im ambulanten Bereich Probleme im Schmerz­mittelzugang, obwohl der Zugang manchmal relativ gut ist. Manchmal haben wir Prä­parate, die aus verschiedenen Gründen – scheinbar aus Kostengründen – sehr schwer abgebbar sind. Damit man weiß, wovon ich rede: Das ist Tapentadol, das ist Lyrica, das ist Targin, das ist Dronabinol, das ist das Pflaster Qutenza. Gerade Schmerzpa­tienten, die das ja nicht aus Jux und Tollerei nehmen, sollte man meiner Meinung nach nicht mit extremen Auflagen und Bewilligungspflichten sekkieren.

In einer Frage haben Sie mich falsch interpretiert: Ich bin nicht der Meinung, dass es keine entsprechenden Abteilungen geben sollte, vielmehr meine ich, dass jedes Spital einen schmerztherapeutischen Schwerpunkt haben sollte. Wie das organisiert ist, ist wieder eine andere Frage.

Zum zweiten Punkt, dem Dokumentationsassistenten: Lieber Marcus Franz, du warst selber Primar im Hartmannspital. Ich halte es für abwegig, diesbezüglich den deut­schen Weg zu gehen, und zwar zuerst einmal die ärztliche und pflegerische Tätigkeit so kompliziert zu machen, dass sich keiner mehr auskennt, um dann für die Ärzte den Dokumentationsassistenten als eigenen Beruf in Anspruch zu nehmen. Das Buch der Dokumentation in Deutschland ist so dick, da kennt sich keiner aus! (Abg. Belako­witsch-Jenewein: Das ist schon so!) Angesichts dessen ist es kein Wunder, dass das – trotz der Dokumentationsassistenten, die ja auch wieder von irgendwelchen ge­heimnisvollen Kontrolloren überprüft werden müssen – zu 20 Prozent nicht stimmt, wie dort die zuständigen Überprüfungsgremien rügen. Ich halte diesen Bürokratiewahn für Schwachsinn.

 


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