Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll70. Sitzung / Seite 156

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Dazu ist aber schon zu sagen, dass die derzeitige Besatzdichte in Österreich, für die wir uns entschieden haben, schon den höchsten Standard in der gesamten Europäi­schen Union aufweist. (Ruf bei der FPÖ: Wie in der Schweiz auch!) Laut EU wäre nämlich eine Besatzdichte bis maximal 42 Kilogramm pro Quadratmeter möglich.

Natürlich würde für die heimische Geflügelwirtschaft eine Erhöhung einen wirtschaftli­chen Vorteil bringen. Und abgesehen davon sehe ich schon auch die Problematik der ProduzentInnen, die darin besteht, dass es in Einzelfällen bei der Abholung zu Termin­problemen kommen kann. Was bedeutet das dann? – Der Abholtermin verzögert sich beispielsweise um einige Tage, die Masthühner wachsen in dieser Zeit aber logischer­weise weiter, daher wäre für die Zukunft die Möglichkeit einer Toleranzgrenze in die­sem Zusammenhang zu diskutieren beziehungsweise einzurichten, um Abhilfe zu schaf­fen. Andernfalls könnten die Geflügelproduzenten ja die gesetzlichen Bestimmungen nicht einhalten.

Folglich sind im Zusammenhang mit dem derzeit bestehenden Kompromiss der Be­satzdichte und dem Thema Gewinnorientierung, aber auch zu den bereits bestehenden hohen österreichischen Tierschutzstandards auf rechtlicher Ebene keine weiteren Schrit­te angedacht – wobei wir noch einmal erwähnen sollten, dass Österreich bereits jetzt in Europa den höchsten Standard beim Thema Besatzdichte aufweist. Daher werden wir diesen Entschließungsantrag ablehnen.

Viel wichtiger ist es, weitere Ziele, wie die Reduktion von Antibiotika, die Bekämpfung von Salmonellen, das Finden neuer Tierschutzindikatoren, zu verfolgen beziehungs­weise daran weiterzuarbeiten. Daher wurde unter anderem auch vereinbart, dass das Bundesministerium für Gesundheit mit der Geflügelwirtschaft und dem Lebensmittel­handel diesbezüglich Gespräche aufnimmt. Es soll eine neue Basis für ein heimisches Geflügel-Label geschaffen und umgesetzt werden, um eben Qualität vor Quantität zu stellen. Und ich denke, das dient in letzter Konsequenz Tier und Mensch in Österreich. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

16.45


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Brunner. – Bitte.

 


16.45.44

Abgeordnete Mag. Christiane Brunner (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kol­leginnen und Kollegen, Zuseherinnen und Zuseher, so Sie noch hier sind! Ich freue mich, dass es Tierschutz-Anträge ins Plenum geschafft haben, das ist ja bei Tier­schutz- und Umweltanliegen nicht selbstverständlich. Schön, dass wir diese Initiativen heute diskutieren können.

Ich werde versuchen, auf alle Anträge der Kollegin Weigerstorfer einzugehen, und möchte dann auch noch ein paar Initiativen von mir einbringen.

Zunächst zu den Besatzdichten bei den Masthühnern, die gerade angesprochen wur­den: Ja, das stimmt, die Standards in Österreich sind besser als auf EU-Ebene. Vor Kurzem war aber auch in Österreich in Diskussion, die Besatzdichte wieder anzuhe­ben. Dieser Antrag hat also, denke ich, durchaus seine Berechtigung, und es ist nicht gesagt, dass wir nicht noch besser werden dürfen.

Ehrlich gesagt, ich habe es ziemlich satt, dass wir im Umwelt- und Tierschutzbereich immer sagen, dass wir ohnehin besser sind als andere Länder, weshalb wir nichts mehr tun müssen. Wir sind alle für Tierschutz, aber für die Wirtschaft wäre eine weitere Verbesserung trotzdem ein Nachteil, deswegen machen wir lieber doch nichts – aber für den Tierschutz sind wir alle! – Das ist schon ein bisschen widersprüchlich. Wir soll­ten aktive Umweltschutz- und Tierschutzpolitik als Chance erkennen, gerade für öster-


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