Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll70. Sitzung / Seite 199

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Wir sind frohen Mutes und sehen dem nächsten Bericht mit großen Interesse entge­gen. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

19.11


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Willi. – Bitte.

 


19.11.59

Abgeordneter Georg Willi (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister! Meine Damen und Her­ren! Ich habe schon ein Problem damit, wenn die Bauernbündler oft so selbstgefällig dastehen und sagen: Wir wissen, wo es lang geht! – und die anderen haben quasi kei­ne Ahnung. (Beifall bei Grünen und NEOS sowie der Abg. Gisela Wurm.)

Am Beispiel meines Vaters habe ich erlebt, wie schwer es ist, Veränderungen in der Landwirtschaft herbeizuführen. Wenn man sich die Geschichte der letzten 30 Jahre anschaut, war es eine kleine Gruppe innerhalb der Landwirtschaft und eine Gruppe – da waren viele Grüne dabei – kritischer KonsumentInnen, engagierter Bürgerinnen und Bürger, die die notwendigen Veränderungen in der Landwirtschaft herbeigeführt ha­ben. Ich würde mir von den Bauernbündlern daher etwas mehr Demut erwarten. (Bei­fall bei Grünen und NEOS.)

Herr Minister, ich bedanke mich für den Bericht. Ein Bericht ist immer ein Anlass, zu schauen, was wir tun, ob wir gut oder weniger gut arbeiten. Ich denke, dass die wei­teren Berichte der AMA-Marketing GmbH zu einer Verbesserung ihrer Arbeit führen werden.

Ich anerkenne eine Fülle von interessanten Zahlen, die uns auch in der politischen Ar­beit helfen. Interessant ist zum Beispiel, dass der AMA-Bericht aufzeigt, dass die Um­sätze bei den Frischeprodukten zwar zugenommen haben, dass aber die Absatzmen­gen zurückgegangen sind. Hintergrund ist: Wir leben in einer Welt, in der die Men­schen für Frischeprodukte immer weniger ausgeben.

Ich war selbst über die Zahl erstaunt: Ein durchschnittlicher österreichischer Haushalt gibt für Frischeprodukte nur 141 € im Monat aus. Das ist wenig, denn die Leute gehen immer mehr außer Haus essen, greifen zu Fertigprodukten und kochen immer weniger. Ich gebe zu, ich bin ein Spätberufener in Sachen Kochen, aber ich empfinde Kochen als etwas unheimlich Kreatives. (Beifall des Abg. El Habbassi.)

Wenn man selber kocht, dann weiß man auch, was Qualität ist, dann bekommt man einen besseren Blick dafür. Letztlich führt das dazu, dass der kritische Blick der Konsu­mentInnen dahin führt, dass die Produktqualität besser wird und am Ende hoffentlich der Bauer, der gute Produkte produziert, auch einen höheren Preis bekommt. Das hal­te ich für eine ganz dringend notwenige Bildungsaufgabe. Zu dem komme ich dann aber am Schluss.

Was sehen wir noch? – Wir sehen Österreich als einen Markt, wo Werbung unheimlich viel bewirkt. Wenn ich mir die Abendnachrichten und die Pausen dazwischen an­schaue, dann ist es wahnsinnig „gesund“, zu Fertigprodukten zu greifen. Ich muss nur das Packerl aufmachen, es in den Topf geben – und ich kriege offensichtlich das beste und qualitätsvollste Essen.

Aber das stimmt natürlich nicht. Es mag das eine oder andere gute Fertigprodukt ge­ben, aber das ist die Ausnahme. In all den Fertigprodukten wird zu schlechterer Qua­lität gegriffen, einfach weil es billig sein muss. Das verstehe ich ja, aber das ist nicht die Qualität, die ich mir wünsche. Da sollte die AMA dagegen halten. Sie sollte den Konsumentinnen und Konsumenten klarmachen, was es bedeutet, wenn man zu hoch­wertigen frischen Produkten greift, was deren Inhalt ist und dass es Sinn macht, nicht nur 141 € im Monat für frische Produkte auszugeben, sondern eben mehr, mit dem Ef­fekt hoffentlich am Ende, dass den Bäuerinnen und Bauern mehr für ihre Arbeit bleibt. (Beifall bei den Grünen.)

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite