Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll75. Sitzung / Seite 62

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eingebracht im Zuge der Debatte über den Bericht des Umweltausschusses über den Antrag 1111/A(E) der Abgeordneten Johann Höfinger, Hannes Weninger, Kolleginnen und Kollegen betreffend EU-weite Maßnahmen gegen die Umweltverschmutzung durch Mikroplastik (593 d.B.)

Begründung

Die Verunreinigung von Flüssen und Meeren durch Plastikteile ist ein zunehmendes und globales Umweltproblem. Jedes Jahr landen etwa 10 Millionen Tonnen Kunststoff­abfälle in den Weltmeeren, die dort als riesige schwimmende Müllinseln an der Was­seroberfläche treiben. Der weltweit größte Müllteppich treibt im Nordpazifik und ist 16mal so groß wie die Republik Österreich. Weniger offensichtlich als die großen und sichtbaren Plastikteile sind Mikroplastikteile, also Plastikteile mit einer Größe unter fünf Millimetern.

Sekundäres Mikroplastik entsteht beim Zerfall größerer Kunststoffteile durch die Einwir­kung von Sonne, Wind und Wellen. Da synthetische Kunststoffe nicht biologisch ab­baubar sind, zerfallen sie in der Regel in immer kleinere Teile und verbleiben hunderte Jahre in der Umwelt. Eine weitere wichtige Quelle von sekundärem Mikroplastik sind Kunststoffteile, die z.B. durch synthetische Kleidungsstücke ausgewaschen werden. Laut dem deutschen Umweltbundesamt gelangen pro Waschgang bis zu 2.000 Kunst­stofffasern aus Fleece-Kleidungsstücken, einem Velourstoff, der meist aus Polyester oder Polyacryl besteht, über Fließgewässer in die Meeresumwelt, da sie von den Klär­werken nicht zurückgehalten werden können.

Primäres Mikroplastik sind Kunststoffteile, die entweder zur industriellen Weiterverar­beitung gedacht sind (z.B. Pellets) oder in Verbraucherprodukten direkte Anwendung finden. Letztere sind vor allem in Kosmetikartikeln und Pflegeprodukten wie Peelings, Duschgelen oder Zahnpasten zu finden. Diese Plastikteile haben unterschiedliche Funk­tionen und sollen den Produkten z.B. zu einem mechanischen Reinigungseffekt ver­helfen. Laut einer Reportage des Norddeutschen Rundfunks soll der Anteil der Plastik­teile am Gesamtinhalt bis zu zehn Prozent betragen. In einer aktuellen Untersuchung identifizierte die Umweltschutzorganisation Greenpeace 550 in Österreich erhältliche Kosmetikprodukte, die Mikroplastik enthalten. Eine Untersuchung der deutschen Um­weltorganisation BUND kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Es ist davon auszu­gehen, dass nur die wenigsten Konsumentinnen und Konsumenten ahnen, dass in der­art vielen am Markt erhältlichen Kosmetikprodukten mitunter tausende – und zum Teil mikroskopisch kleine – Plastikteile enthalten sind.

Mit dem Abwasser (z.B. nach dem Zähneputzen oder Duschen) gelangen Kunststoffe wie Polyethylen, Polypropylen oder Polyamid in den Wasserkreislauf. Durch ihre ge­ringe Größe passieren sie Kläranlagen und andere Barrieren und gelangen schließlich bis in die Weltmeere.

Kunststoffteile enthalten unterschiedliche chemische Zusätze, die zum Teil sehr negati­ve Auswirkungen auf marine Ökosysteme haben können. Mikroplastikteile können zu­dem toxische Zusatzstoffe wie DDT oder PCB aufnehmen und wirken aufgrund ihrer Oberflächenstruktur wie Magneten für diverse Giftstoffe. So lassen sich an Mikroplas­tikpartikeln deutlich höhere Konzentrationen von toxischen Substanzen als im Meer­wasser messen. Die Partikel werden dann samt Schadstoffen von den Meeresorganis­men aufgenommen: Mikroplastik wurde in Seehunden, Fischen, Muscheln und kleine­ren Organismen nachgewiesen, die es mit ihrer Nahrung aufnehmen. Neun Prozent der Fische in der Region des Nordpazifikwirbels haben laut Studien Plastik in ihren Mä­gen. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) geht davon aus, dass über 250 Tierarten durch Plastikteile im Meer gefährdet sind.

 


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