Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll75. Sitzung / Seite 96

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Das sind genau die Themen, die uns berühren. Aber nein, man versucht, mit einer tak­tischen Uhudler-Diskussion – die ja sehr wichtig ist, dazu bekennen wir uns alle – die wesentlichen Themen zu vertagen. Und ich habe es mir erlaubt (Abg. Brunner: Nein, das war keine taktische Diskussion!) – natürlich, Frau Kollegin Brunner, wir unterstüt­zen den Uhudler voll –, wiederum ein aktuelles Beispiel mitzunehmen, wie unsere Le­bensmittelproduktion nicht funktioniert. (Der Redner hält eine Tafel mit der Aufschrift „100g Bio-Bachforelle 2,99 €“ in die Höhe.) Das ist völlig aktuell – die Verkaufsaktion eines Supermarkts vom letzten Wochenende. Genauso gibt es einen Supermarkt, der sich um die Zukunft der Bienen kümmert, kein einziges Kilogramm österreichischen Honig verkauft, aber der Bienenkonvention 2020 folgt, Herr Minister.

Und es gibt eben einen Supermarkt, der jeden Tag in der Früh besonders von regio­nalen, ausgewählten Lieferanten Bio-Bachforellen erwirbt und diese dann verkauft – bitte auf der Zunge zergehen lassen: Bio-Bachforelle aus Aquakultur! –, und das – jetzt kommt es! – zur Konsumentenabzocke um 29,90 € das Kilogramm in Aktion. Wenn früher einer zum Konsumenten gesagt hätte, dass das Kilogramm Bio-Bachforelle 400 S kostet, hätte er ihn gefragt, ob er zu viel Uhudler getrunken hat.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, deshalb ist es höchste Zeit, dass wir, wenn die­se Regierung – und das gestehe ich ihr zu – echt etwas lösen will, von der Vertagungs­politik zum Handeln kommen, dass diese Anträge entweder abgelehnt werden, damit sie hier im Plenum diskutiert werden können, oder fachlich kritisiert werden, indem man sagt, das oder jenes ist unrichtig. Aber die Zeit, zu der man sagt, das ist ein super An­trag, aber ich stelle den Antrag auf Vertagung, muss beendet sein. Herr Minister, es ist höchste Zeit: Lass dir das in deinem Ausschuss nicht bieten, sprich mit deinem Aus­schussvorsitzenden Auer, damit wir hier zur Arbeit kommen! – Danke. (Beifall beim Team Stronach sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

13.23


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Gessl-Ranftl. – Bitte.

 


13.23.48

Abgeordnete Andrea Gessl-Ranftl (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Minis­terin! Herr Minister! Hohes Haus! Als steirische Abgeordnete aus dem Bezirk Leoben, wo ja das traditionelle Gösser-Bier hergestellt wird, unterstütze ich selbstverständlich meine burgenländischen Kolleginnen und Kollegen, was den Erhalt von Uhudler-Reb­flächen betrifft.

Der Uhudler ist zu einem Symbol beziehungsweise auch Aushängeschild für das Süd­burgenland geworden. Kein anderer Wein ist mit den Bezirken Jennersdorf und Güs­sing so verbunden wie der Uhudler: ein unverzichtbares Element sowohl für die Land­wirtschaft als auch für den Tourismus. Wenn man die Geschichte des Uhudlers ein wenig verfolgt, so erkennt man sehr wohl, dass sie sehr bewegt ist und der Uhudler auch maßgeblich an der Entwicklung des Tourismus beteiligt ist.

Der Uhudler stammt aus der Zeit um 1860. 1985 wurde er aufgrund des erhöhten Me­thanolgehaltes aus dem Weingesetz genommen und auch verboten, 1992 im Rahmen einer Weingesetznovelle wieder aufgenommen, und mit dem EU-Beitritt Österreichs gelten für den Uhudler seit 1995 neue rechtliche Rahmenbedingungen. Derzeit sind die Uhudler-Rebflächen – und das haben wir heute ja schon mehrmals gehört – bis 2030 zugelassen.

Der Uhudler hat im teilweise strukturschwachen Burgenland für einen Aufschwung ge­sorgt und ist auch ein wesentlicher Wirtschaftszweig. Die Nachfrage steigt dement­sprechend. Es wäre daher ein enormer Verlust, wenn der Uhudler der Bürokratie zum Opfer fallen würde. Diese südburgenländische Identität muss erhalten bleiben, und da-


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