Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll102. Sitzung / Seite 133

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Der Antrag der Freiheitlichen hilft übrigens auch sehr vielen Flüchtlingsjugendlichen, nämlich jenen – und das hat in der Steiermark für großen Wirbel gesorgt –, die an Poly­technischen Schulen unterrichtet wurden, obwohl sie nicht mehr schulpflichtig waren. Das war eine wirklich tolle Leistung, die die Direktorinnen und Direktoren, natürlich auch die Lehrkräfte an den Polytechnischen Schulen erbracht haben. Es war eine tolle Integrationsleistung, dass sie es diesen Jugendlichen ermöglicht haben, die aus Afgha­nistan, die aus Syrien gekommen sind, die teilweise nicht einmal alphabetisiert waren, ihnen einen ersten Zugang zu unserem Bildungssystem zu bieten.

Das war eine jahrelange erfolgreiche Praxis, etwas, was funktioniert hat, etwas, was die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der betroffenen Gemeinden in der Steier­mark erhalten wollten. Beispielsweise in Köflach, Deutschfeistritz, Graz, Mürzzuschlag, in einer ganzen Reihe von Gemeinden ist das praktiziert worden. Was geschieht? – Heuer wird das per Dekret des Ministeriums verboten. Hunderte von Jugendlichen, die hier eine erste Integration erfahren haben, die hier mit unserem System bekannt ge­worden sind, haben plötzlich keine Möglichkeit mehr, diesen Bildungszugang zu be­kommen.

Formal ist das Vorgehen des Ministeriums richtig, sachlich nachvollziehbar ist es nicht. Also schauen wir, dass wir zumindest hier diese Dinge auf die Reihe bekommen, dass wir Regelungen schaffen, die es diesen Jugendlichen ermöglichen, einen ersten Schnup­perversuch in unser Schulsystem zu bekommen! Ich glaube, das wäre geboten. Von daher werden wir diesen Antrag, diese Änderung natürlich unterstützen und hoffen auf eine entsprechend konstruktive Diskussion. (Beifall bei Grünen und NEOS sowie des Abg. Hauser.)

15.57


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Gamon zu Wort. – Bitte.

 


15.57.52

Abgeordnete Claudia Angela Gamon, MSc (WU) (NEOS): Ich finde es schön, dass wir über Bildung reden können. Was ich ein bisschen schade finde, ist, dass es dazu einen Antrag braucht, eine erste Lesung, die man auf die Tagesordnung reklamiert, oder wie gestern einen Antrag, bei dem die Vertagung aus einem Fehler heraus dann doch nicht erfolgt ist, weil in der letzten Sitzung des Unterrichtsausschusses 14 von
16 Anträgen vertagt wurden. Einer wurde dem Unterausschuss zugewiesen, bei einem ist es missglückt, sagen wir es so. Ich finde es sehr schade, dass wir nur auf diesem Weg über dieses Thema hier reden können. Das ist demokratiepolitisch wirklich sehr be­denklich. Ich glaube, da müsste sich dringend etwas ändern.

Zu diesem Antrag: Ich finde es wirklich wichtig, dass wir ihn behandeln. Da gibt es eine Lücke, die dringend geschlossen werden muss. Das Problem, das wir zu diesen Rück­flutern, wie diese Kinder genannt werden, was ich wirklich für einen unfassbar unschö­nen Begriff halte, behandeln, ist, dass sie ihre Bildung zum Beispiel an der HTL ab­brechen und danach ins Poly gehen. Das ist ein Problem, das nichts damit zu tun hat, dass diese Gesetzeslücke besteht, sondern das Problem, warum sie überhaupt dazu kom­men, entsteht ja viel früher. Ich glaube, da müssen wir ansetzen.

Daher müssen wir uns schon auch die Frage stellen: Wo verlieren wir diese Kinder denn am Bildungsweg? Wie verunmöglichen wir ihnen diese erfolgreiche Bildungslauf­bahn? – Das passiert an diesen ganzen Bruchstellen, die es im Bildungssystem gibt: zum Beispiel schon in der Elementarpädagogik, die einerseits dringend in Bundeskompe­tenz kommen muss und wo wir andererseits auch den ElementarpädagogInnen noch viel mehr Wertschätzung für die Arbeit, die sie leisten, entgegenbringen müssen.

Danach kommt die erste extrem schlimme Bruchstelle, diese kommt am Weg zur Volks­schule, wo wir sehr viel Wissen verlieren und die VolksschulpädagogInnen wieder von


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite