Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 302

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Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Schopf. – Bitte.

 


22.03.02

Abgeordneter Walter Schopf (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Minister! Liebe Kollegin­nen! Liebe Kollegen! Die Situation auf dem Milchmarkt ist dramatisch, das haben be­reits einige Vorrednerinnen und Vorredner sehr deutlich ausgeführt. In Deutschland – und das ist nicht uninteressant – ist in den letzten Tagen der Milchpreis zum ersten Mal auf unter 20 Cent pro Liter gefallen. In Österreich liegt er noch deutlich darüber, zurzeit zwischen circa 27 und 30 Cent pro Liter. (Zwischenruf des Abg. Loacker.) Das ist deut­lich mehr als in Deutschland, aber natürlich noch nicht genug, um die Erzeugungskos­ten abzudecken. Was für den ländlichen Raum und vor allem für die Bäuerinnen und Bauern wichtig ist: Mit diesem Preis ist das Einkommen nicht zu sichern, geschweige denn zu steigern, was volkswirtschaftlich für den ländlichen Raum von größter Bedeu­tung wäre.

Wir haben dazu in einem eigenen Unterausschuss des Landwirtschaftsausschusses Ur­sachenforschung betrieben, und für mich ist eindeutig klar, dass die Russlandsank­tionen die aktuelle Situation verschärfen, das ist keine Frage, die Ursache liegt aber klar im Auslaufen der Milchquote, genauer – und selbstkritisch beziehungsweise in Rich­tung der europäischen Landwirtschaftspolitik – gesagt, im schlechten Management des Übergangs, denn dass die Quote ausläuft, ist nicht erst seit gestern oder seit drei Mo­naten, sondern bereits seit Langem bekannt.

Was ist geschehen? – Viele Produzenten haben auf Teufel komm raus die Produktion nach oben getrieben. Die aktuelle Überproduktion an Milch samt Preisverfall war natür­lich die logische Konsequenz, nicht nur in vielen anderen Ländern Europas, sondern Österreich war voll dabei und quasi mittendrin.

Im Jahr 2014, im letzten Jahr der Milchquote, hat in Österreich die Milchanlieferung die 3-Millionen-Tonnen-Grenze überschritten. Die damalige Quote wurde deutlich über­schritten, und es gab aufgrund dieser Überproduktion Strafzahlungen in Höhe von 45 Mil­lionen €.

Andere haben auf die Bioschiene gesetzt – beziehungsweise hatten die Möglichkeit da­zu –, und den Unterschied merkt man an den Preisen, die ich einleitend erwähnt habe.

Es ist immer schwierig, Vergleiche zu ziehen, aber ich möchte zwei Denkanstöße ge­ben: 1988 gab es in Österreich eine massive Veränderung, damals wurde nämlich die amtliche Preisregulierung im Bereich der Grundnahrungsmittel aufgegeben. Ich komme aus der Produktionsgewerkschaft. Die Industrie, insbesondere die Metallindustrie, hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten einen tiefgreifenden Strukturwandel mitgemacht. Das Ergebnis: Wir sind einer der stärksten Industriestandorte in Europa und überzeu­gen nicht durch die Masse, sondern vor allem durch die Qualität.

Wir werden heute – hoffentlich einstimmig – einen runden Tisch, einen Milchdialog ins Leben rufen. Vielleicht können diese Erfahrungen dort einfließen.

Abschließend: Wir brauchen innovative Lösungen, keine simplen. Eine Wiedereinfüh­rung der Quote steht derzeit nicht zur Debatte, und einfach noch höhere Subventionen sind auch keine Lösung. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

22.06


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Eßl. – Bitte.

 


22.06.20

Abgeordneter Franz Leonhard Eßl (ÖVP): Frau Präsidentin! Meine geschätzten Da­men und Herren! Zur aktuellen Lage am milchwirtschaftlichen Sektor kann man momen-


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