Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 162

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

lichkeit des ORF auf den sozialen Plattformen im Internet. Stichwort: Second Screen. (Beifall bei der SPÖ.)

16.26


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Winzig. – Bitte.

 


16.26.45

Abgeordnete Dr. Angelika Winzig (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehr­ter Herr Bundeskanzler! Geschätzte Regierungsmitglieder! Kolleginnen und Kollegen! Als Unternehmerin liegt mir eine professionelle Jobbesetzung sehr am Herzen. Sie muss nach fachlichen Kriterien erfolgen und bei öffentlichen Besetzungen natürlich auch nachvollziehbar sein.

Mich wundert allerdings, Kollege Strolz, deine Begeisterung für Hearings, denn das ist nicht das Allheilmittel. Du setzt ja immer privatwirtschaftliche Maßstäbe an. Zu Recht vergleichst du auch den ORF nach privatwirtschaftlichen Kriterien. Aber wir wissen doch alle, dass bei internationalen Topunternehmen das Hearing ein erstes Aus­wahl­verfahren ist, um die Kandidatenzahl zu reduzieren. Wir wissen, dass von McKinsey bis BASF die Unternehmen die Fachkenntnisse auf Herz und Nieren prüfen, dass Ziele und Visionen durch Projektausarbeitungen erforscht werden und Führungs­qualitäten im Assessment-Center abgetestet werden.

Selbst ein Bezirksstellenleiter der von dir so oft kritisierten Wirtschaftskammer durch­läuft ein dreistufiges Auswahlverfahren: ein Hearing durch externe Experten, dann eine fachliche und Führungskompetenz-Prüfung und zuletzt eine regionale Projektarbeit. Das stelle ich mir unter einem vernünftigen Personalauswahlverfahren vor. In einem Hearing kann man nur die Kommunikationsfähigkeiten testen, aber nicht die wesent­lichen Managementqualifikationen. Meiner Meinung ist die wichtigste Management­funktion die Mitarbeiterführung und Mitarbeitermotivation, genauso wie die Organisa­tions­entwicklung und natürlich auch die Fachkompetenz.

Ein Spitzenmanager muss weder medientauglich noch ein Showman sein, und ich hoffe, dass sich alle, die hier herinnen sitzen und bei irgendwelchen Postenbesetzun­gen mitreden dürfen, genau die Managementqualitäten der Kandidaten anschauen und sich nicht von Blendern mit vermeintlich 200 Prozent Selbstvertrauen täuschen lassen.

Die Stiftungsräte haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie hochwertige Arbeit leisten. Sie brauchen keine Vorgabe der Politik, denn sie können ja selbst entscheiden, wie sie das Hearing durchführen, und auch, ob sie es öffentlich machen.

Aber eines möchte ich auch zu bedenken geben: Der ORF befindet sich in einer brisanten Zeit des Wandels der Medienlandschaft, und die Frage ist, wie er sich in Zukunft bestmöglich aufstellt. Wir müssen auch gewährleisten, dass der mögliche Kandidat die Strategien zur Neuausrichtung nicht an die Öffentlichkeit bei einem Hearing bekannt gibt, denn das muss, meine ich, der Mitbewerber nicht über die Medien erfahren. Genauso müssen wir uns auch überlegen: Wie schützen wir mög­liche Bewerber?, denn wir wissen alle, dass bei solchen öffentlichen Hearings Karrieren für die Zukunft zerstört werden können.

Stiftungsräte haben viele Möglichkeiten, sich eingehend über die Qualifikationen der Kandidaten zu informieren. Der Fernsehzuschauer kann hingegen nur die Medien­tauglichkeit und die Kommunikationsfähigkeit beurteilen. Kollege Strolz, Sie wissen aufgrund Ihrer beruflichen Erfahrung, dass bei einer Präsentation 7 Prozent Inhalt und 55 Prozent visueller Eindruck beim Publikum ankommen. Das ist mir, ehrlich gesagt, für eine Besetzung einer Spitzenposition zu kurz gegriffen. Ich glaube, wir brauchen


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite