Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll154. Sitzung / Seite 418

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19.46.18

Abgeordneter Dr. Harald Walser (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Kollege Karlheinz Töchterle hat soeben behauptet, ich hätte in meiner vorletzten Rede gesagt, dass die Kinderbetreuung erst dann optimal funktioniere, wenn, wie am Beispiel Ham­burg dargestellt, Kinder im ersten Lebensjahr in eine Aufbewahrungsanstalt gegeben werden müssen. – Das ist unrichtig!

Richtig ist, dass ich – und das kann man am Beispiel Hamburg nachsehen – gesagt habe: Optimale Bedingungen haben wir dann, wenn Eltern ihr Kind, wie es in Hamburg möglich ist, ab dem ersten Jahr in eine hoch qualifizierte Kinderbetreuungseinrichtung geben können. – Danke. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

19.47


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Maurer. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


19.47.00

Abgeordnete Sigrid Maurer (Grüne): Sehr geehrte Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich bin immer noch erstaunt, weil jetzt im Raum wieder diese Zwi­schenrufe sind. Der Unterschied zwischen können und müssen ist schlicht die Frage des Angebots. Wenn wir davon reden, dass Eltern Wahlmöglichkeiten haben, dann müssen sie auch tatsächlich wählen können, sprich: Es muss die Möglichkeit geben, dass sie sich tatsächlich entscheiden. Wenn in einem Dorf, in einem Tal keine Mög­lichkeit besteht, die Kinder in eine verschränkte Ganztagsschule zu geben, dann brauchen wir nicht mehr von Wahlfreiheit zu sprechen, dann gibt es einfach keine Wahl. (Beifall bei Grünen, SPÖ und NEOS.)

Ich repliziere auch noch auf dich, Kollege Töchterle: Wenn es um die Frage geht, was denn für Kinder wirklich toll ist und wo sie frei sind, bedeutet die verschränkte Ganztagsschule nicht, dass sie von 8 Uhr in der Früh bis um 15 Uhr in der Schulklasse sitzen, sondern eben genau, dass Freizeitangebote integriert sind und so weiter. (Beifall bei Grünen und SPÖ.)

Ich kann mich erinnern, ich habe in meiner Zeit in der HBLA SchulkollegInnen gehabt, die im Hort waren, und ich kann mich erinnern, wie neidisch ich auf sie war, denn sie haben ein Freizeitprogramm gehabt, das mir meine Eltern nicht bieten konnten: schwimmen gehen, alle möglichen Sportveranstaltungen und so weiter. Das war wesent­lich vielfältiger als das, was ich hatte.

Kommen wir aber zurück zum Thema (Zwischenruf des Abg. Matznetter): Ich möchte auf einen Punkt eingehen, der bereits erwähnt worden ist, nämlich das Thema Chancenindex. Chancenindex ist jetzt nicht der Begriff, den wir wählen wollen, aber es geht ja nicht darum, wie wir es nennen, sondern was wir damit tatsächlich tun.

Wir wissen, dass unser Schulsystem leider die sozialen Ungleichheiten, die in dieser Gesellschaft bestehen, zu wenig ausgleicht. Wir wissen, dass der Unterschied zwischen Kindern, wenn sie in die erste Klasse kommen, bis zu drei Lernjahre beträgt. Drei Jahre, das ist extrem. Sie kommen mit sechs Jahren in die Volksschule und da gibt es bereits so ungleiche Voraussetzungen!

Das Ziel muss sein, dass unsere Schule allen Kindern die Möglichkeit bietet, zu einem Schulabschluss zu kommen und entsprechende Lernleistungen zu bringen; und das ist in Österreich leider massiv davon abhängig, welchen Bildungsabschluss die Eltern haben und ob sie ihren Kindern bei den Hausübungen helfen können.

Das muss nicht unbedingt nur mit dem eigenen Bildungsabschluss oder mit sozialen Rahmenbedingungen zu tun haben. Ich weiß, dass auch hier im Haus manche der Abgeordneten erstaunt und überfordert mit den Hausübungen, die ihre Kinder heim-


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