News 05.02.2025, 10:00

Wie die Energieferien zu Semesterferien wurden

Im Jahr 1973 waren die Auswirkungen des Jom-Kippur-Kriegs auch in Österreich zu spüren – und zwar in Form der Ölpreiskrise. Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) schränkte während des Krieges die Öllieferung in den Westen ein, um Druck auszuüben und so eine Unterstützung Israels durch den Westen zu verhindern.

Die Folge: In Österreich wurde das Erdöl knapp und es musste Energie gespart werden.

Energie sparen durch Energieferien

Um Energie zu sparen, führte die damalige Regierung unter Bruno Kreisky (SPÖ) etwa einen autofreien Tag pro Woche, ein Tempolimit von 100 km/h und eine schulfreie Woche im Februar ein. Durch die sogenannten Energieferien sollten Heizkosten – also Energie – in Schulen gespart werden.

Der damalige Unterrichtsminister Fred Sinowatz (SPÖ) erklärte die Woche von 11. bis 16. Februar 1974 durch eine Verordnung schulfrei. Doch nicht alle Abgeordneten waren mit dem Vorgehen von Sinowatz einverstanden.

Fast zehn Jahre später: Bruno Kreisky und Fred Sinowatz beim letzten Ministerrat unter Bundeskanzler Bruno Kreisky im Jahr 1983.

Kritik an Sinowatz' Verordnung im National­rat

Manche Abgeordnete kritisierten die Verordnung des Bundesministers. Sie vermuteten, dass eine Notsituation als Vorwand diente, um Winterferien einzuführen.

"Wir sind alle für die Winterferien, aber Sie müssen sich um eine etwas bessere gesetzliche Grundlage kümmern," richtete sich etwa Josef Gruber (ÖVP) an Minister Sinowatz in einer Rede im Nationalrat am 6. Februar 1974. Das ist in den Stenographischen Protokollen nachzulesen.

Einstimmige Einführung der Semesterferien

Rund ein halbes Jahr nach den ersten Energieferien führte der Nationalrat dauerhaft Semesterferien ein. Das Gesetz wurde am 11. Juli 1974 einstimmig – und mit der für das Gesetz notwendigen Zweidrittelmehrheit – beschlossen.

Schon damals waren die Ferien gestaffelt. Heute haben zuerst Wien und Niederösterreich frei, dann das Burgenland, Kärnten, Salzburg, Tirol, Vorarlberg und zuletzt Oberösterreich und die Steiermark.

Nach einem Einbruch aufgrund der Corona-Pandemie, verzeichnete der Wintertourismus zuletzt wieder einen Anstieg.

Verlagerung des Energieverbrauchs

Doch haben die Energieferien etwas gebracht? Konnte dadurch Energie eingespart werden? Nicht wirklich spürbar. Denn die Ferien führten zu einem regelrechten Wintertourismus-Boom. Immer mehr Menschen fuhren mit dem Auto in den Urlaub, es wurden neue Hotels sowie Lift- und Seilbahnanlagen gebaut. Anstatt zu sinken, verlagerte sich also der Energieverbrauch.