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Nationalratspräsidentin Prammer: Eine Pionierin der österreichischen Politik ist 60

Nationalratspräsidentin Barbara Prammer feierte am 11. Jänner 2014 ihren 60. Geburtstag. Seit 30. Oktober 2006 ist sie Nationalratspräsidentin und damit die erste Frau in der Geschichte Österreichs, die dieses Amt bekleidet. Die gebürtige Oberösterreicherin wurde damit zur Pionierin in der österreichischen Politik und steht in der Tradition bedeutender Vorkämpferinnen wie Olga Rudel-Zeynek, Grete Rehor und Johanna Dohnal.

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Prammer wurde in der Marktgemeinde Ottnang am Hausruck im oberösterreichischen Hausruckviertel geboren. Ihre politische Sozialisation erhielt sie schon früh durch die lange sozialdemokratische Tradition der Bergbaugemeinde und die politischen Aktivitäten ihrer Familie. In der jungen Generation der SPÖ engagierte sich die heutige Nationalratspräsidentin bereits in den 1970er-Jahren. Ab 1991 – Prammer hatte in der Zwischenzeit maturiert, ein Soziologiestudium an der Johannes-Kepler-Universität Linz abgeschlossen und am Gemeindeamt Ottnang sowie am Arbeitsmarktservice Oberösterreich gearbeitet – war sie Landtagsabgeordnete und zweite Landtagspräsidentin.

Erstes weibliches Mitglied der oberösterreichischen Landesregierung

Schon im Jahr 1995 vollbrachte Prammer ihre erste politische Pioniertat: Als erstes weibliches Mitglied der oberösterreichischen Landesregierung übernahm sie das Amt der Landesrätin für Wohnbau, Naturschutz und Verwaltungspolizei. 1997 wurde sie in die Bundesregierung berufen und leitete für die folgenden drei Jahre das Ressort für Frauenangelegenheiten und Konsumentenschutz. Von 1997 bis 2009 stand sie auch den SPÖ-Frauen vor. Nicht zuletzt diese beiden Funktionen machen ihren großen Einsatz im Kampf für die Rechte der Frauen deutlich.

Seit 1999 ist Prammer Abgeordnete zum Nationalrat, 2004 wählte sie dieser zur Zweiten Nationalratspräsidentin. Am 30. Oktober 2006 erfolgte ihre Wahl an die Spitze des Nationalratspräsidiums. Prammer ist damit die erste Frau, die das hohe Amt der Nationalratspräsidentin ausübt. Seither ist sie bestrebt, die Rolle des Parlaments im politischen System zu stärken und es auch für einen gesellschaftspolitischen, wissenschaftlichen und kulturellen Diskurs zu öffnen. Davon zeugen zahlreiche Veranstaltungen abseits des politischen Tagesgeschehens, die von Diskussionsabenden bis zur Aufführung von Opern im Hohen Haus reichen. Ein besonderes Anliegen ist Prammer auch die Vermittlung demokratischer Grundwerte an Kinder und Jugendliche, weshalb sie die Demokratiewerkstatt gründete.

Lange Reihe bedeutender Frauen

Barbara Prammer ist jedoch nicht die erste Frau in der Geschichte Österreichs, die Vorreiterin und Wegbereiterin auf dem politischen Parkett ist. Angefangen bei den ersten acht weiblichen Abgeordneten des österreichischen Parlaments nach der Wahl zur Konstituierenden Nationalversammlung führt die lange Reihe bedeutender Frauen auch zu Olga Rudel-Zeynek. Sie war weltweit die erste Frau, die an der Spitze einer parlamentarischen Körperschaft stand, nachdem sie von 1. Dezember 1927 bis 31. Mai 1928 und von 1. Juni bis zum 30. November 1932 den Vorsitz im Bundesrat führte.

Noch bis ins Jahr 1966 sollte es dauern, bis die erste Frau in einer österreichischen Regierung vertreten war: Bundeskanzler Josef Klaus berief die Gewerkschafterin Grete Rehor zur Leitung des Sozialministeriums, wo sie etwa den Karenzgeldanspruch anhob und für die Angleichung der Gehälter von Männern und Frauen kämpfte. Von großer Bedeutung für die Frauenrechte in Österreich ist auch das Jahr 1990, als erstmals ein eigenständiges Frauenministerium geschaffen wurde. Mit Johanna Dohnal an der Spitze, die bereits von 1979 bis 1990 Staatssekretärin für Frauenfragen war, gelangen zahlreiche wegweisende Reformen: Vergewaltigung in der Ehe wurde unter Strafe gestellt, die Karenzmöglichkeit für Väter geschaffen und ein Gleichbehandlungsgesetz für den öffentlichen Dienst erlassen.